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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
gewohnt werden, daß sie ihn entweder gar nicht mehr,
oder doch ganz dunkel, ohne sich seiner bewußt zu werden,
hören, wofern sie sich nicht bemühen, eigentlich darauf Acht
zu geben. Man kann hier an der hinlänglich nachdrückli-
chen Berührung der Gehörnerven nicht zweifeln, da der
Schall so stark ist. Der äußere sinnliche Eindruck wird
auch empfangen und pflanzet sich zum Gehirn fort, denn
diese Leute vernehmen den Schall nicht nur anderer leiserer
Töne, sondern auch das Getöse selbst wieder, wann sie
darauf Acht geben. Daß sie es also nicht, oder ganz dun-
kel hören, muß daran liegen, daß der äußere sinnliche
Eindruck entweder gar keine, oder doch eine ganz unvoll-
kommene materielle Jdee vom Gehöre des Schalls im Ge-
hirne machet, §. 26. weil vermuthlich, durch die öftere
Erneurung derselben starken Empfindung, der Theil des
Gehirns, der die materielle Jdee dazu hervorbringen muß,
einigermaßen geschwächet und träge worden ist, daher dann
diese materielle Empfindung nicht anders vollkommen her-
vorgebracht werden kann, als wenn man alle übrige thieri-
sche Bewegungen, die die Vorstellungskraft und andere
äußere sinnliche Eindrücke im Gehirne erregen, eine Zeit-
lang aufhebt und diesem besondern äußern sinnlichen Ein-
drucke das Gehirn ganz ruhig überläßt, da dann die mate-
rielle Jdee von diesem Schalle sich leichter vollständig ent-
wickeln kann. Wir wissen aber, wenn die Seele von an-
dern Vorstellungen abstrahiret, um sich einer einzigen zu
überlassen, welches Aufmerken und Achtgeben heißt,
daß solches auf keine andre Weise geschehen könne, als daß
auch die Bewegungen im Gehirne, die materiellen Jdeen
zu den Vorstellungen, von welchen sie abstrahiret, aufhö-
ren müssen, §. 25. und daß also beym Aufmerken und
Achtgeben eine solche Ruhe im Gehirne wirklich vorhanden
sey. (vergl. §. 77.)

§. 52.

Wenn die Nerven eines thierischen Körpers verglei-
chungsweise leichter, als andrer, von einerley in sie wir-

kenden

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
gewohnt werden, daß ſie ihn entweder gar nicht mehr,
oder doch ganz dunkel, ohne ſich ſeiner bewußt zu werden,
hoͤren, wofern ſie ſich nicht bemuͤhen, eigentlich darauf Acht
zu geben. Man kann hier an der hinlaͤnglich nachdruͤckli-
chen Beruͤhrung der Gehoͤrnerven nicht zweifeln, da der
Schall ſo ſtark iſt. Der aͤußere ſinnliche Eindruck wird
auch empfangen und pflanzet ſich zum Gehirn fort, denn
dieſe Leute vernehmen den Schall nicht nur anderer leiſerer
Toͤne, ſondern auch das Getoͤſe ſelbſt wieder, wann ſie
darauf Acht geben. Daß ſie es alſo nicht, oder ganz dun-
kel hoͤren, muß daran liegen, daß der aͤußere ſinnliche
Eindruck entweder gar keine, oder doch eine ganz unvoll-
kommene materielle Jdee vom Gehoͤre des Schalls im Ge-
hirne machet, §. 26. weil vermuthlich, durch die oͤftere
Erneurung derſelben ſtarken Empfindung, der Theil des
Gehirns, der die materielle Jdee dazu hervorbringen muß,
einigermaßen geſchwaͤchet und traͤge worden iſt, daher dann
dieſe materielle Empfindung nicht anders vollkommen her-
vorgebracht werden kann, als wenn man alle uͤbrige thieri-
ſche Bewegungen, die die Vorſtellungskraft und andere
aͤußere ſinnliche Eindruͤcke im Gehirne erregen, eine Zeit-
lang aufhebt und dieſem beſondern aͤußern ſinnlichen Ein-
drucke das Gehirn ganz ruhig uͤberlaͤßt, da dann die mate-
rielle Jdee von dieſem Schalle ſich leichter vollſtaͤndig ent-
wickeln kann. Wir wiſſen aber, wenn die Seele von an-
dern Vorſtellungen abſtrahiret, um ſich einer einzigen zu
uͤberlaſſen, welches Aufmerken und Achtgeben heißt,
daß ſolches auf keine andre Weiſe geſchehen koͤnne, als daß
auch die Bewegungen im Gehirne, die materiellen Jdeen
zu den Vorſtellungen, von welchen ſie abſtrahiret, aufhoͤ-
ren muͤſſen, §. 25. und daß alſo beym Aufmerken und
Achtgeben eine ſolche Ruhe im Gehirne wirklich vorhanden
ſey. (vergl. §. 77.)

§. 52.

Wenn die Nerven eines thieriſchen Koͤrpers verglei-
chungsweiſe leichter, als andrer, von einerley in ſie wir-

kenden
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[72/0096] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. gewohnt werden, daß ſie ihn entweder gar nicht mehr, oder doch ganz dunkel, ohne ſich ſeiner bewußt zu werden, hoͤren, wofern ſie ſich nicht bemuͤhen, eigentlich darauf Acht zu geben. Man kann hier an der hinlaͤnglich nachdruͤckli- chen Beruͤhrung der Gehoͤrnerven nicht zweifeln, da der Schall ſo ſtark iſt. Der aͤußere ſinnliche Eindruck wird auch empfangen und pflanzet ſich zum Gehirn fort, denn dieſe Leute vernehmen den Schall nicht nur anderer leiſerer Toͤne, ſondern auch das Getoͤſe ſelbſt wieder, wann ſie darauf Acht geben. Daß ſie es alſo nicht, oder ganz dun- kel hoͤren, muß daran liegen, daß der aͤußere ſinnliche Eindruck entweder gar keine, oder doch eine ganz unvoll- kommene materielle Jdee vom Gehoͤre des Schalls im Ge- hirne machet, §. 26. weil vermuthlich, durch die oͤftere Erneurung derſelben ſtarken Empfindung, der Theil des Gehirns, der die materielle Jdee dazu hervorbringen muß, einigermaßen geſchwaͤchet und traͤge worden iſt, daher dann dieſe materielle Empfindung nicht anders vollkommen her- vorgebracht werden kann, als wenn man alle uͤbrige thieri- ſche Bewegungen, die die Vorſtellungskraft und andere aͤußere ſinnliche Eindruͤcke im Gehirne erregen, eine Zeit- lang aufhebt und dieſem beſondern aͤußern ſinnlichen Ein- drucke das Gehirn ganz ruhig uͤberlaͤßt, da dann die mate- rielle Jdee von dieſem Schalle ſich leichter vollſtaͤndig ent- wickeln kann. Wir wiſſen aber, wenn die Seele von an- dern Vorſtellungen abſtrahiret, um ſich einer einzigen zu uͤberlaſſen, welches Aufmerken und Achtgeben heißt, daß ſolches auf keine andre Weiſe geſchehen koͤnne, als daß auch die Bewegungen im Gehirne, die materiellen Jdeen zu den Vorſtellungen, von welchen ſie abſtrahiret, aufhoͤ- ren muͤſſen, §. 25. und daß alſo beym Aufmerken und Achtgeben eine ſolche Ruhe im Gehirne wirklich vorhanden ſey. (vergl. §. 77.) §. 52. Wenn die Nerven eines thieriſchen Koͤrpers verglei- chungsweiſe leichter, als andrer, von einerley in ſie wir- kenden

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/96>, abgerufen am 30.12.2024.