"uns vorstellen, willkührlich ist: daß es aber nicht falsch "sey, erhellet aus der beständigen Uebereinstimmung ähn- "licher Vorstellungen, die bey allen Menschen zugleich und "zu verschiedenen Zeiten aus ähnlichen Veränderungen der "empfindenden Nerven entspringen." H. P. §. 556.
§. 42.
Nicht jeder äußerlicher sinnlicher Eindruck in die Ner- ven muß nothwendig äußere Empfindungen in der Seele hervorbringen, §. 34. obgleich äußere Empfindungen die einzigen Vorstellungen sind, die er der Seele geben kann und giebt. §. 35. Denn der äußere sinnliche Eindruck unterscheidet sich blos dadurch von jedem andern, daß er thierische Wirkungen hervorbringt, §. 31. 32. und diese Wirkungen können zwar in der Seele (äußere Empfindun- gen,) aber auch nur im Körper seyn und in blos thierischen Bewegungen bestehen. §. 7. Da wir nun hier nur die Wirkungen des äußern sinnlichen Eindrucks der Nerven in die Seele allein zu betrachten haben, §. 33. so müssen wir die Bedingungen untersuchen, unter welchen der äußere sinnliche Eindruck äußerliche Empfindungen in der Seele hervorbringt, und unter welchen er es nicht thut.
§. 43.
"Wenn ein Nerve, der einem besondern Sinne gewied- "met ist, zusammengedrücket, oder entzwey geschnitten "wird, so geht dieser Sinn verloren," (das ist, so machen die äußern sinnlichen Eindrücke, die in dem abgebundenen oder abgeschnittenen Theile des Nerven erreget werden, kei- ne äußere Empfindung mehr in der Seele, weil nämlich der Eindruck dann nicht mehr bis zum Gehirne fortgehen, und daselbst die materielle äußere Empfindung hervorbrin- gen kann. §. 34. 35.) "Wenn man das Gehirn zusam- "mendrücket, so höret die Empfindung vom ganzen Kör- "per auf," (nicht weil um deswillen kein äußerlicher sinn-
licher
3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
„uns vorſtellen, willkuͤhrlich iſt: daß es aber nicht falſch „ſey, erhellet aus der beſtaͤndigen Uebereinſtimmung aͤhn- „licher Vorſtellungen, die bey allen Menſchen zugleich und „zu verſchiedenen Zeiten aus aͤhnlichen Veraͤnderungen der „empfindenden Nerven entſpringen.“ H. P. §. 556.
§. 42.
Nicht jeder aͤußerlicher ſinnlicher Eindruck in die Ner- ven muß nothwendig aͤußere Empfindungen in der Seele hervorbringen, §. 34. obgleich aͤußere Empfindungen die einzigen Vorſtellungen ſind, die er der Seele geben kann und giebt. §. 35. Denn der aͤußere ſinnliche Eindruck unterſcheidet ſich blos dadurch von jedem andern, daß er thieriſche Wirkungen hervorbringt, §. 31. 32. und dieſe Wirkungen koͤnnen zwar in der Seele (aͤußere Empfindun- gen,) aber auch nur im Koͤrper ſeyn und in blos thieriſchen Bewegungen beſtehen. §. 7. Da wir nun hier nur die Wirkungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks der Nerven in die Seele allein zu betrachten haben, §. 33. ſo muͤſſen wir die Bedingungen unterſuchen, unter welchen der aͤußere ſinnliche Eindruck aͤußerliche Empfindungen in der Seele hervorbringt, und unter welchen er es nicht thut.
§. 43.
„Wenn ein Nerve, der einem beſondern Sinne gewied- „met iſt, zuſammengedruͤcket, oder entzwey geſchnitten „wird, ſo geht dieſer Sinn verloren,“ (das iſt, ſo machen die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, die in dem abgebundenen oder abgeſchnittenen Theile des Nerven erreget werden, kei- ne aͤußere Empfindung mehr in der Seele, weil naͤmlich der Eindruck dann nicht mehr bis zum Gehirne fortgehen, und daſelbſt die materielle aͤußere Empfindung hervorbrin- gen kann. §. 34. 35.) „Wenn man das Gehirn zuſam- „mendruͤcket, ſo hoͤret die Empfindung vom ganzen Koͤr- „per auf,“ (nicht weil um deswillen kein aͤußerlicher ſinn-
licher
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3 Abſchn. Der Nerven. Aeußere Empfindungen.
„uns vorſtellen, willkuͤhrlich iſt: daß es aber nicht falſch
„ſey, erhellet aus der beſtaͤndigen Uebereinſtimmung aͤhn-
„licher Vorſtellungen, die bey allen Menſchen zugleich und
„zu verſchiedenen Zeiten aus aͤhnlichen Veraͤnderungen der
„empfindenden Nerven entſpringen.“ H. P. §. 556.
§. 42.
Nicht jeder aͤußerlicher ſinnlicher Eindruck in die Ner-
ven muß nothwendig aͤußere Empfindungen in der Seele
hervorbringen, §. 34. obgleich aͤußere Empfindungen die
einzigen Vorſtellungen ſind, die er der Seele geben kann
und giebt. §. 35. Denn der aͤußere ſinnliche Eindruck
unterſcheidet ſich blos dadurch von jedem andern, daß er
thieriſche Wirkungen hervorbringt, §. 31. 32. und dieſe
Wirkungen koͤnnen zwar in der Seele (aͤußere Empfindun-
gen,) aber auch nur im Koͤrper ſeyn und in blos thieriſchen
Bewegungen beſtehen. §. 7. Da wir nun hier nur die
Wirkungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks der Nerven
in die Seele allein zu betrachten haben, §. 33. ſo muͤſſen
wir die Bedingungen unterſuchen, unter welchen der
aͤußere ſinnliche Eindruck aͤußerliche Empfindungen
in der Seele hervorbringt, und unter welchen er
es nicht thut.
§. 43.
„Wenn ein Nerve, der einem beſondern Sinne gewied-
„met iſt, zuſammengedruͤcket, oder entzwey geſchnitten
„wird, ſo geht dieſer Sinn verloren,“ (das iſt, ſo machen
die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, die in dem abgebundenen
oder abgeſchnittenen Theile des Nerven erreget werden, kei-
ne aͤußere Empfindung mehr in der Seele, weil naͤmlich
der Eindruck dann nicht mehr bis zum Gehirne fortgehen,
und daſelbſt die materielle aͤußere Empfindung hervorbrin-
gen kann. §. 34. 35.) „Wenn man das Gehirn zuſam-
„mendruͤcket, ſo hoͤret die Empfindung vom ganzen Koͤr-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/83>, abgerufen am 21.11.2024.
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