Das eigentliche thierische Leben der Thiere §. 642. 691. dauert fort:
1. so lange die natürlichen thierischen Verrichtungen der ursprünglichen thierischen Lebenskräfte, nämlich die Ab- scheidung der Lebensgeister im Gehirne und der Umlauf des Bluts, und ihre natürlichen thierischen Folgen im Kör- per wenigstens noch einigermaßen fortdauren. §. 691. 640. 641.
2. so lange das Gehirn nicht gehindert ist, äußere sinnliche Eindrücke, oder innere von irgend einigen Vor- stellungen der Seele so sinnlich anzunehmen, daß dadurch materielle Jdeen in ihm erzeuget werden. §. 692. 691.
3. so lange wirklich die äußern sinnlichen Eindrücke, oder die sinnlichen, oder die freyen Vorstellungen der Seele materielle Jdeen ins Gehirn bringen. §. 663. 664.
§. 694.
Es muß also das eigentliche thierische Leben, oder die Gemeinschaft des Leibes und der Seele aufhören:
1. wenn von den natürlichen thierischen Verrichtungen der ursprünglichen thierischen Lebenskräfte und ihren natür- lichen thierischen Folgen keine mehr auch nur einigermaßen fortdauert, das ist, wenn aller Umlauf der Säfte gänzlich aufhöret, so daß deren weiter keine zum Gehirne gelangen, und keine von den schon dahin gelangten darinn mehr vor- handen sind; oder wenn diejenigen Theile des Gehirns oder die Kraft derselben, welche die Lebensgeister vom Blute scheidet, gänzlich gehindert ist, so daß deren ferner keine abgeschieden werden, und die vorhin abgeschiedenen im ganzen System der thierischen Maschinen nicht mehr um- laufen, oder verzehret, verflogen, vernichtet sind. §. 693. N. 1.
2. Wenn das Gehirn, obgleich die vorigen Bedin- gungen (N. 1.) nicht Statt fänden, dennoch an sich selbst so gehindert wird, daß weder irgend ein äußerer sinnlicher
Eindruck,
5 Kap. Syſtem der Kraͤfte zum thier. Leben.
§. 693.
Das eigentliche thieriſche Leben der Thiere §. 642. 691. dauert fort:
1. ſo lange die natuͤrlichen thieriſchen Verrichtungen der urſpruͤnglichen thieriſchen Lebenskraͤfte, naͤmlich die Ab- ſcheidung der Lebensgeiſter im Gehirne und der Umlauf des Bluts, und ihre natuͤrlichen thieriſchen Folgen im Koͤr- per wenigſtens noch einigermaßen fortdauren. §. 691. 640. 641.
2. ſo lange das Gehirn nicht gehindert iſt, aͤußere ſinnliche Eindruͤcke, oder innere von irgend einigen Vor- ſtellungen der Seele ſo ſinnlich anzunehmen, daß dadurch materielle Jdeen in ihm erzeuget werden. §. 692. 691.
3. ſo lange wirklich die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, oder die ſinnlichen, oder die freyen Vorſtellungen der Seele materielle Jdeen ins Gehirn bringen. §. 663. 664.
§. 694.
Es muß alſo das eigentliche thieriſche Leben, oder die Gemeinſchaft des Leibes und der Seele aufhoͤren:
1. wenn von den natuͤrlichen thieriſchen Verrichtungen der urſpruͤnglichen thieriſchen Lebenskraͤfte und ihren natuͤr- lichen thieriſchen Folgen keine mehr auch nur einigermaßen fortdauert, das iſt, wenn aller Umlauf der Saͤfte gaͤnzlich aufhoͤret, ſo daß deren weiter keine zum Gehirne gelangen, und keine von den ſchon dahin gelangten darinn mehr vor- handen ſind; oder wenn diejenigen Theile des Gehirns oder die Kraft derſelben, welche die Lebensgeiſter vom Blute ſcheidet, gaͤnzlich gehindert iſt, ſo daß deren ferner keine abgeſchieden werden, und die vorhin abgeſchiedenen im ganzen Syſtem der thieriſchen Maſchinen nicht mehr um- laufen, oder verzehret, verflogen, vernichtet ſind. §. 693. N. 1.
2. Wenn das Gehirn, obgleich die vorigen Bedin- gungen (N. 1.) nicht Statt faͤnden, dennoch an ſich ſelbſt ſo gehindert wird, daß weder irgend ein aͤußerer ſinnlicher
Eindruck,
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5 Kap. Syſtem der Kraͤfte zum thier. Leben.
§. 693.
Das eigentliche thieriſche Leben der Thiere §. 642.
691. dauert fort:
1. ſo lange die natuͤrlichen thieriſchen Verrichtungen
der urſpruͤnglichen thieriſchen Lebenskraͤfte, naͤmlich die Ab-
ſcheidung der Lebensgeiſter im Gehirne und der Umlauf des
Bluts, und ihre natuͤrlichen thieriſchen Folgen im Koͤr-
per wenigſtens noch einigermaßen fortdauren. §. 691.
640. 641.
2. ſo lange das Gehirn nicht gehindert iſt, aͤußere
ſinnliche Eindruͤcke, oder innere von irgend einigen Vor-
ſtellungen der Seele ſo ſinnlich anzunehmen, daß dadurch
materielle Jdeen in ihm erzeuget werden. §. 692. 691.
3. ſo lange wirklich die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke,
oder die ſinnlichen, oder die freyen Vorſtellungen der Seele
materielle Jdeen ins Gehirn bringen. §. 663. 664.
§. 694.
Es muß alſo das eigentliche thieriſche Leben, oder die
Gemeinſchaft des Leibes und der Seele aufhoͤren:
1. wenn von den natuͤrlichen thieriſchen Verrichtungen
der urſpruͤnglichen thieriſchen Lebenskraͤfte und ihren natuͤr-
lichen thieriſchen Folgen keine mehr auch nur einigermaßen
fortdauert, das iſt, wenn aller Umlauf der Saͤfte gaͤnzlich
aufhoͤret, ſo daß deren weiter keine zum Gehirne gelangen,
und keine von den ſchon dahin gelangten darinn mehr vor-
handen ſind; oder wenn diejenigen Theile des Gehirns oder
die Kraft derſelben, welche die Lebensgeiſter vom Blute
ſcheidet, gaͤnzlich gehindert iſt, ſo daß deren ferner keine
abgeſchieden werden, und die vorhin abgeſchiedenen im
ganzen Syſtem der thieriſchen Maſchinen nicht mehr um-
laufen, oder verzehret, verflogen, vernichtet ſind. §. 693.
N. 1.
2. Wenn das Gehirn, obgleich die vorigen Bedin-
gungen (N. 1.) nicht Statt faͤnden, dennoch an ſich ſelbſt
ſo gehindert wird, daß weder irgend ein aͤußerer ſinnlicher
Eindruck,
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/723>, abgerufen am 07.01.2025.
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