unterbrochen fortdauren, und wenn die eine aufhöret, so muß auch die andre aufhören. Wenn es demnach einen natürlichen Gemeinschaftspunkt dieser beyden ursprüngli- chen thierischen Lebenskräfte §. 672. in einem Thiere giebt, so ist dieses ein allgemeiner Mittelpunkt thierischer Kräfte in der letzten Bedeutung des 674sten §. Nach Lorrys Beobachtungen ist dieses der Punkt im verlängerten Marke beym zweyten Halswirbelbeine, mit dessen Verletzung, Vernichtung oder Trennung vom Körper das ganze thieri- sche Leben plötzlich aufhöret. (Vergl. H. gr. P. 4 Th. 10 B. 7 Abschn. §. 36.)
§. 677.
Die Einwürfe, welche man wider diese wechselseitige natürliche Subordination der beyden ursprünglichen thieri- schen Lebenskräfte mit einigem Scheine machen könnte, sind leicht zu beantworten.
1. "Jm ersten Keime der Frucht eines Thieres muß "eine von beyden thierischen Kräften zu wirken den Anfang "machen. Folglich kann entweder die thierische Verrich- "tung des Herzens ohne den Einfluß der Lebensgeister ins "Herz, oder die Absonderung der Lebensgeister und ihr Um- "lauf ohne die thierische Verrichtung des Herzens gesche- "hen." Allein fürerst können beyde allerdings zugleich anfangen: fürs andre aber ist die Behauptung nur auf die für sich bestehenden Thiere eingeschränket: denn vor der Geburt kann der Umlauf der Säfte durch fremde und nicht durch die eignen Kräfte des thierischen Keims geschehen: H. P. §. 891. mithin kann das Gehirn die ersten Lebens- geister ohne die Bewegung des Herzens absondern, zumal da ohnedem das Geschäft der Absonderungen der Säfte nicht ganz thierisch ist, §. 172. und sie dem Herzen zufüh- ren, welches dadurch fähig gemachet wird, die äußern Ein- drücke des durchströmenden Bluts sinnlich anzunehmen.
2. "Jn
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5 Kap. Syſtem der Kraͤfte zum thier. Leben.
unterbrochen fortdauren, und wenn die eine aufhoͤret, ſo muß auch die andre aufhoͤren. Wenn es demnach einen natuͤrlichen Gemeinſchaftspunkt dieſer beyden urſpruͤngli- chen thieriſchen Lebenskraͤfte §. 672. in einem Thiere giebt, ſo iſt dieſes ein allgemeiner Mittelpunkt thieriſcher Kraͤfte in der letzten Bedeutung des 674ſten §. Nach Lorrys Beobachtungen iſt dieſes der Punkt im verlaͤngerten Marke beym zweyten Halswirbelbeine, mit deſſen Verletzung, Vernichtung oder Trennung vom Koͤrper das ganze thieri- ſche Leben ploͤtzlich aufhoͤret. (Vergl. H. gr. P. 4 Th. 10 B. 7 Abſchn. §. 36.)
§. 677.
Die Einwuͤrfe, welche man wider dieſe wechſelſeitige natuͤrliche Subordination der beyden urſpruͤnglichen thieri- ſchen Lebenskraͤfte mit einigem Scheine machen koͤnnte, ſind leicht zu beantworten.
1. „Jm erſten Keime der Frucht eines Thieres muß „eine von beyden thieriſchen Kraͤften zu wirken den Anfang „machen. Folglich kann entweder die thieriſche Verrich- „tung des Herzens ohne den Einfluß der Lebensgeiſter ins „Herz, oder die Abſonderung der Lebensgeiſter und ihr Um- „lauf ohne die thieriſche Verrichtung des Herzens geſche- „hen.“ Allein fuͤrerſt koͤnnen beyde allerdings zugleich anfangen: fuͤrs andre aber iſt die Behauptung nur auf die fuͤr ſich beſtehenden Thiere eingeſchraͤnket: denn vor der Geburt kann der Umlauf der Saͤfte durch fremde und nicht durch die eignen Kraͤfte des thieriſchen Keims geſchehen: H. P. §. 891. mithin kann das Gehirn die erſten Lebens- geiſter ohne die Bewegung des Herzens abſondern, zumal da ohnedem das Geſchaͤft der Abſonderungen der Saͤfte nicht ganz thieriſch iſt, §. 172. und ſie dem Herzen zufuͤh- ren, welches dadurch faͤhig gemachet wird, die aͤußern Ein- druͤcke des durchſtroͤmenden Bluts ſinnlich anzunehmen.
2. „Jn
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5 Kap. Syſtem der Kraͤfte zum thier. Leben.
unterbrochen fortdauren, und wenn die eine aufhoͤret, ſo
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natuͤrlichen Gemeinſchaftspunkt dieſer beyden urſpruͤngli-
chen thieriſchen Lebenskraͤfte §. 672. in einem Thiere giebt,
ſo iſt dieſes ein allgemeiner Mittelpunkt thieriſcher Kraͤfte
in der letzten Bedeutung des 674ſten §. Nach Lorrys
Beobachtungen iſt dieſes der Punkt im verlaͤngerten Marke
beym zweyten Halswirbelbeine, mit deſſen Verletzung,
Vernichtung oder Trennung vom Koͤrper das ganze thieri-
ſche Leben ploͤtzlich aufhoͤret. (Vergl. H. gr. P. 4 Th.
10 B. 7 Abſchn. §. 36.)
§. 677.
Die Einwuͤrfe, welche man wider dieſe wechſelſeitige
natuͤrliche Subordination der beyden urſpruͤnglichen thieri-
ſchen Lebenskraͤfte mit einigem Scheine machen koͤnnte, ſind
leicht zu beantworten.
1. „Jm erſten Keime der Frucht eines Thieres muß
„eine von beyden thieriſchen Kraͤften zu wirken den Anfang
„machen. Folglich kann entweder die thieriſche Verrich-
„tung des Herzens ohne den Einfluß der Lebensgeiſter ins
„Herz, oder die Abſonderung der Lebensgeiſter und ihr Um-
„lauf ohne die thieriſche Verrichtung des Herzens geſche-
„hen.“ Allein fuͤrerſt koͤnnen beyde allerdings zugleich
anfangen: fuͤrs andre aber iſt die Behauptung nur auf die
fuͤr ſich beſtehenden Thiere eingeſchraͤnket: denn vor der
Geburt kann der Umlauf der Saͤfte durch fremde und nicht
durch die eignen Kraͤfte des thieriſchen Keims geſchehen:
H. P. §. 891. mithin kann das Gehirn die erſten Lebens-
geiſter ohne die Bewegung des Herzens abſondern, zumal
da ohnedem das Geſchaͤft der Abſonderungen der Saͤfte
nicht ganz thieriſch iſt, §. 172. und ſie dem Herzen zufuͤh-
ren, welches dadurch faͤhig gemachet wird, die aͤußern Ein-
druͤcke des durchſtroͤmenden Bluts ſinnlich anzunehmen.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 689. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/713>, abgerufen am 21.11.2024.
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