gen und in Wirkung gesetzet, kurz, wenn der Bau voll- bracht, das Werk vollendet und im Zustande seiner Voll- kommenheit ist, so läßt sichs beurtheilen, wie alle diese ver- einigten Theile und ihre Kräfte mit und durcheinander wir- ken, um den Zweck der Maschine zu erreichen, daß sie die Zeit richtig abtheilet. Wir haben bisher gesehen, wie sich die thierischen Maschinen und Kräfte vom Ursprunge des Thieres an, bis zur Periode seiner Vollkommenheit nach und nach entwickeln. §. 628. u. f. Jn diesem letztern Zu- stande kann man nur eigentlich das Thier für vollendet hal- ten, und erst nun kann man den ganzen Zusammenhang aller Maschinen und Kräfte, wie sie sich beystehen, inein- ander greifen, und gemeinschaftlich handeln, übersehen, und sich das System formiren, nach welchem sie das thierische Leben mit und durcheinander unterhalten. Dieses ist die Absicht des gegenwärtigen Kapitels, und wir werden die ersten Gründe dieses Systems, so weit sie der menschlichen Einsicht bisher erforschlich gewesen, zu erklären trachten.
§. 661.
Die thierischen Verrichtungen der Thiere werden ins- gesammt durch die thierischen Maschinen, welche das Ge- hirn und die Nerven mit den in beyden befindlichen Lebens- geistern sind, §. 9. u. f. bewerkstelliget. §. 389. u. f. Es sind aber nicht die einzelnen Theile der thierischen Maschi- nen, welche für sich thierische Wirkungen hervorbrächten: sondern sie werden derselben durch die Art ihrer Zusammen- setzung erst fähig. Denn alle thierische Verrichtungen ge- schehen durch sinnliche Eindrücke in die thierischen Maschi- nen. §. 356. Wenn nun ein Nerve einen äußern oder innern Eindruck sinnlich annehmen soll, so muß er ihm nach einer gewissen Richtung seiner Lage beygebracht wer- den, er muß sich seinem Marke einprägen, und darinn ver- mittelst der Lebensgeister §. 21. 22. fortpflanzen können; §. 32. 121. und wenn das Gehirn Eindrücke von Vorstel- lungen, oder von andern reizenden Ursachen, sinnlich an-
nehmen
III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
gen und in Wirkung geſetzet, kurz, wenn der Bau voll- bracht, das Werk vollendet und im Zuſtande ſeiner Voll- kommenheit iſt, ſo laͤßt ſichs beurtheilen, wie alle dieſe ver- einigten Theile und ihre Kraͤfte mit und durcheinander wir- ken, um den Zweck der Maſchine zu erreichen, daß ſie die Zeit richtig abtheilet. Wir haben bisher geſehen, wie ſich die thieriſchen Maſchinen und Kraͤfte vom Urſprunge des Thieres an, bis zur Periode ſeiner Vollkommenheit nach und nach entwickeln. §. 628. u. f. Jn dieſem letztern Zu- ſtande kann man nur eigentlich das Thier fuͤr vollendet hal- ten, und erſt nun kann man den ganzen Zuſammenhang aller Maſchinen und Kraͤfte, wie ſie ſich beyſtehen, inein- ander greifen, und gemeinſchaftlich handeln, uͤberſehen, und ſich das Syſtem formiren, nach welchem ſie das thieriſche Leben mit und durcheinander unterhalten. Dieſes iſt die Abſicht des gegenwaͤrtigen Kapitels, und wir werden die erſten Gruͤnde dieſes Syſtems, ſo weit ſie der menſchlichen Einſicht bisher erforſchlich geweſen, zu erklaͤren trachten.
§. 661.
Die thieriſchen Verrichtungen der Thiere werden ins- geſammt durch die thieriſchen Maſchinen, welche das Ge- hirn und die Nerven mit den in beyden befindlichen Lebens- geiſtern ſind, §. 9. u. f. bewerkſtelliget. §. 389. u. f. Es ſind aber nicht die einzelnen Theile der thieriſchen Maſchi- nen, welche fuͤr ſich thieriſche Wirkungen hervorbraͤchten: ſondern ſie werden derſelben durch die Art ihrer Zuſammen- ſetzung erſt faͤhig. Denn alle thieriſche Verrichtungen ge- ſchehen durch ſinnliche Eindruͤcke in die thieriſchen Maſchi- nen. §. 356. Wenn nun ein Nerve einen aͤußern oder innern Eindruck ſinnlich annehmen ſoll, ſo muß er ihm nach einer gewiſſen Richtung ſeiner Lage beygebracht wer- den, er muß ſich ſeinem Marke einpraͤgen, und darinn ver- mittelſt der Lebensgeiſter §. 21. 22. fortpflanzen koͤnnen; §. 32. 121. und wenn das Gehirn Eindruͤcke von Vorſtel- lungen, oder von andern reizenden Urſachen, ſinnlich an-
nehmen
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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
gen und in Wirkung geſetzet, kurz, wenn der Bau voll-
bracht, das Werk vollendet und im Zuſtande ſeiner Voll-
kommenheit iſt, ſo laͤßt ſichs beurtheilen, wie alle dieſe ver-
einigten Theile und ihre Kraͤfte mit und durcheinander wir-
ken, um den Zweck der Maſchine zu erreichen, daß ſie die
Zeit richtig abtheilet. Wir haben bisher geſehen, wie ſich
die thieriſchen Maſchinen und Kraͤfte vom Urſprunge des
Thieres an, bis zur Periode ſeiner Vollkommenheit nach
und nach entwickeln. §. 628. u. f. Jn dieſem letztern Zu-
ſtande kann man nur eigentlich das Thier fuͤr vollendet hal-
ten, und erſt nun kann man den ganzen Zuſammenhang
aller Maſchinen und Kraͤfte, wie ſie ſich beyſtehen, inein-
ander greifen, und gemeinſchaftlich handeln, uͤberſehen, und
ſich das Syſtem formiren, nach welchem ſie das thieriſche
Leben mit und durcheinander unterhalten. Dieſes iſt die
Abſicht des gegenwaͤrtigen Kapitels, und wir werden die
erſten Gruͤnde dieſes Syſtems, ſo weit ſie der menſchlichen
Einſicht bisher erforſchlich geweſen, zu erklaͤren trachten.
§. 661.
Die thieriſchen Verrichtungen der Thiere werden ins-
geſammt durch die thieriſchen Maſchinen, welche das Ge-
hirn und die Nerven mit den in beyden befindlichen Lebens-
geiſtern ſind, §. 9. u. f. bewerkſtelliget. §. 389. u. f. Es
ſind aber nicht die einzelnen Theile der thieriſchen Maſchi-
nen, welche fuͤr ſich thieriſche Wirkungen hervorbraͤchten:
ſondern ſie werden derſelben durch die Art ihrer Zuſammen-
ſetzung erſt faͤhig. Denn alle thieriſche Verrichtungen ge-
ſchehen durch ſinnliche Eindruͤcke in die thieriſchen Maſchi-
nen. §. 356. Wenn nun ein Nerve einen aͤußern oder
innern Eindruck ſinnlich annehmen ſoll, ſo muß er ihm
nach einer gewiſſen Richtung ſeiner Lage beygebracht wer-
den, er muß ſich ſeinem Marke einpraͤgen, und darinn ver-
mittelſt der Lebensgeiſter §. 21. 22. fortpflanzen koͤnnen;
§. 32. 121. und wenn das Gehirn Eindruͤcke von Vorſtel-
lungen, oder von andern reizenden Urſachen, ſinnlich an-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/698>, abgerufen am 21.11.2024.
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