Gebährmutter enthalten, bis sie dieselbe von allen Decken befreyet zur Welt bringen, so ist doch der Unterschied zwi- schen den Thieren die Eyer legen, und denen die ihre Jun- gen lebendig zur Welt bringen, sehr gering, indem in eben derselben Klasse und in eben demselben Geschlechte manche Thiere Eyer legen, andre ihre Jungen lebendig gebähren, und indem endlich in andern Beyspielen eben dasselbe Thier bald Eyer leget, bald lebendige Junge gebähret. H. P. §. 864 -- 868.
§. 630.
Die Erzeugung eines Thieres erfodert also immer ein ihm ähnliches Thier, aus dem es entspringt, und von dem ihm die wesentlichen Bestandtheile seiner thierischen Natur schon mitgetheilet werden. "Je mehr, je öfter und je ge- "nauer man die lange Reihe vom Wachsthume untersuchet, "durch die sich die ungestalte Frucht bis zu der im thieri- "schen Leben nothwendigen Vollkommenheit erhebt, desto "deutlicher wird man sehen, daß dasjenige, was in der "vollkommenern Frucht zugegen ist, schon in dem zärtern "Keime zugegen gewesen, obschon die Lage, die Gestalt, die "Zusammensetzung in den ersten Zeiten von derjenigen gänz- "lich verschieden zu seyn scheint, die sich in den letzten zei- "get: denn eine unverdrossene Geduld im Beobachten ent- "decket die mittlern Stuffen, nach welchen sich die Lage, die "Gestalt, und das Verhältniß der Theile verbessert. Selbst "die bloße Durchsichtigkeit der ersten Frucht verdecket vie- "les, das durch den Zuwachs der Farbe nicht erst gezeuget, "sondern blos dem Auge sichtbar gemachet wird." H. P. §. 885. 886. Es erhält demnach ein unbeseeltes Thier die erste Anlage seiner zu den Nervenkräften geschickten Nerven von einem andern unbeseelten Thiere, ein beseeltes aber noch außerdem die erste Anlage seines zu den thieri- schen Seelenkräften fähigen Gehirns von einem andern be- seelten, §. 628. so daß man nicht sagen kann, daß irgend ein Thier seine thierischen Maschinen und ihre thierischen
Kräfte
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3 Kap. Urſprung der thieriſchen Natur.
Gebaͤhrmutter enthalten, bis ſie dieſelbe von allen Decken befreyet zur Welt bringen, ſo iſt doch der Unterſchied zwi- ſchen den Thieren die Eyer legen, und denen die ihre Jun- gen lebendig zur Welt bringen, ſehr gering, indem in eben derſelben Klaſſe und in eben demſelben Geſchlechte manche Thiere Eyer legen, andre ihre Jungen lebendig gebaͤhren, und indem endlich in andern Beyſpielen eben daſſelbe Thier bald Eyer leget, bald lebendige Junge gebaͤhret. H. P. §. 864 — 868.
§. 630.
Die Erzeugung eines Thieres erfodert alſo immer ein ihm aͤhnliches Thier, aus dem es entſpringt, und von dem ihm die weſentlichen Beſtandtheile ſeiner thieriſchen Natur ſchon mitgetheilet werden. „Je mehr, je oͤfter und je ge- „nauer man die lange Reihe vom Wachsthume unterſuchet, „durch die ſich die ungeſtalte Frucht bis zu der im thieri- „ſchen Leben nothwendigen Vollkommenheit erhebt, deſto „deutlicher wird man ſehen, daß dasjenige, was in der „vollkommenern Frucht zugegen iſt, ſchon in dem zaͤrtern „Keime zugegen geweſen, obſchon die Lage, die Geſtalt, die „Zuſammenſetzung in den erſten Zeiten von derjenigen gaͤnz- „lich verſchieden zu ſeyn ſcheint, die ſich in den letzten zei- „get: denn eine unverdroſſene Geduld im Beobachten ent- „decket die mittlern Stuffen, nach welchen ſich die Lage, die „Geſtalt, und das Verhaͤltniß der Theile verbeſſert. Selbſt „die bloße Durchſichtigkeit der erſten Frucht verdecket vie- „les, das durch den Zuwachs der Farbe nicht erſt gezeuget, „ſondern blos dem Auge ſichtbar gemachet wird.“ H. P. §. 885. 886. Es erhaͤlt demnach ein unbeſeeltes Thier die erſte Anlage ſeiner zu den Nervenkraͤften geſchickten Nerven von einem andern unbeſeelten Thiere, ein beſeeltes aber noch außerdem die erſte Anlage ſeines zu den thieri- ſchen Seelenkraͤften faͤhigen Gehirns von einem andern be- ſeelten, §. 628. ſo daß man nicht ſagen kann, daß irgend ein Thier ſeine thieriſchen Maſchinen und ihre thieriſchen
Kraͤfte
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3 Kap. Urſprung der thieriſchen Natur.
Gebaͤhrmutter enthalten, bis ſie dieſelbe von allen Decken
befreyet zur Welt bringen, ſo iſt doch der Unterſchied zwi-
ſchen den Thieren die Eyer legen, und denen die ihre Jun-
gen lebendig zur Welt bringen, ſehr gering, indem in eben
derſelben Klaſſe und in eben demſelben Geſchlechte manche
Thiere Eyer legen, andre ihre Jungen lebendig gebaͤhren,
und indem endlich in andern Beyſpielen eben daſſelbe Thier
bald Eyer leget, bald lebendige Junge gebaͤhret. H. P.
§. 864 — 868.
§. 630.
Die Erzeugung eines Thieres erfodert alſo immer ein
ihm aͤhnliches Thier, aus dem es entſpringt, und von dem
ihm die weſentlichen Beſtandtheile ſeiner thieriſchen Natur
ſchon mitgetheilet werden. „Je mehr, je oͤfter und je ge-
„nauer man die lange Reihe vom Wachsthume unterſuchet,
„durch die ſich die ungeſtalte Frucht bis zu der im thieri-
„ſchen Leben nothwendigen Vollkommenheit erhebt, deſto
„deutlicher wird man ſehen, daß dasjenige, was in der
„vollkommenern Frucht zugegen iſt, ſchon in dem zaͤrtern
„Keime zugegen geweſen, obſchon die Lage, die Geſtalt, die
„Zuſammenſetzung in den erſten Zeiten von derjenigen gaͤnz-
„lich verſchieden zu ſeyn ſcheint, die ſich in den letzten zei-
„get: denn eine unverdroſſene Geduld im Beobachten ent-
„decket die mittlern Stuffen, nach welchen ſich die Lage, die
„Geſtalt, und das Verhaͤltniß der Theile verbeſſert. Selbſt
„die bloße Durchſichtigkeit der erſten Frucht verdecket vie-
„les, das durch den Zuwachs der Farbe nicht erſt gezeuget,
„ſondern blos dem Auge ſichtbar gemachet wird.“ H. P.
§. 885. 886. Es erhaͤlt demnach ein unbeſeeltes Thier
die erſte Anlage ſeiner zu den Nervenkraͤften geſchickten
Nerven von einem andern unbeſeelten Thiere, ein beſeeltes
aber noch außerdem die erſte Anlage ſeines zu den thieri-
ſchen Seelenkraͤften faͤhigen Gehirns von einem andern be-
ſeelten, §. 628. ſo daß man nicht ſagen kann, daß irgend
ein Thier ſeine thieriſchen Maſchinen und ihre thieriſchen
Kraͤfte
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/673>, abgerufen am 21.11.2024.
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