Ein belebtes Thier wird im natürlichen Zustande durch die thierischen bewegenden Kräfte seiner eignen thierischen Maschinen regieret. §. 600. Diese sind Aehnlichkeiten unsrer Nerven und unsers Gehirns; §. 9. wenigstens ken- nen wir keine andern, und ihre thierischen Kräfte sind die sinnlichen Eindrücke, deren sie fähig sind, wenn sie berüh- ret werden, oder ihnen eine Bewegung mitgetheilet wird. §. 31. 32. 121. Ein jedes belebtes Thier wird also ent- weder nur durch Nervenkräfte, oder durch thierische See- lenkräfte, oder durch beyde regieret. §. 356. Geschieht es durch thierische Seelenkräfte, so geschieht es durch äu- ßere Empfindungen, §. 65. mithin zugleich durch die Ner- venkraft des äußern sinnlichen Eindrucks, §. 35. 32. 358. und durch die Fortpflanzung innerer sinnlicher Eindrücke von Vorstellungen durch die Nerven bis in die mechani- schen Maschinen, die jeder Nerve regieret, §. 121. wobey auch zugleich die Nervenkraft des innern sinnlichen Ein- drucks vorauszusetzen ist. §. 121. 360. Daß es durch die Nervenkräfte allein geschehen könne, ist im ganzen zwey- ten Theile dieses Werks erwiesen. Also wird ein belebtes Thier entweder nur durch Nervenkräfte seiner thierischen Maschinen, oder zugleich durch die thierischen Seelenkräfte derselben regieret, und kein Drittes ist möglich. Da nun die thierischen Seelenkräfte die Wirkung einer Vorstel- lungskraft, das ist, einer Seele des Thieres voraussetzen, §. 6. so sind die belebten Thiere, welche zugleich durch thierische Seelenkräfte regieret werden, beseelte Thiere, §. 349. dahingegen die, so blos durch Nervenkräfte regie- ret werden, blos lebendige, oder unbeseelte Thiere ge- nennet werden müssen. Alle belebte Thiere sind also ent- weder beseelte, oder unbeseelte.
Anmerkung. Von der Existenz der letztern s. un- ten §. 621 -- 625. hier wird nur der Begriff dersel- ben als wahr angenommen, weil, wie im zweyten Theile erwiesen worden, ein belebtes Thier möglich ist, das
von
III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
§. 603.
Ein belebtes Thier wird im natuͤrlichen Zuſtande durch die thieriſchen bewegenden Kraͤfte ſeiner eignen thieriſchen Maſchinen regieret. §. 600. Dieſe ſind Aehnlichkeiten unſrer Nerven und unſers Gehirns; §. 9. wenigſtens ken- nen wir keine andern, und ihre thieriſchen Kraͤfte ſind die ſinnlichen Eindruͤcke, deren ſie faͤhig ſind, wenn ſie beruͤh- ret werden, oder ihnen eine Bewegung mitgetheilet wird. §. 31. 32. 121. Ein jedes belebtes Thier wird alſo ent- weder nur durch Nervenkraͤfte, oder durch thieriſche See- lenkraͤfte, oder durch beyde regieret. §. 356. Geſchieht es durch thieriſche Seelenkraͤfte, ſo geſchieht es durch aͤu- ßere Empfindungen, §. 65. mithin zugleich durch die Ner- venkraft des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, §. 35. 32. 358. und durch die Fortpflanzung innerer ſinnlicher Eindruͤcke von Vorſtellungen durch die Nerven bis in die mechani- ſchen Maſchinen, die jeder Nerve regieret, §. 121. wobey auch zugleich die Nervenkraft des innern ſinnlichen Ein- drucks vorauszuſetzen iſt. §. 121. 360. Daß es durch die Nervenkraͤfte allein geſchehen koͤnne, iſt im ganzen zwey- ten Theile dieſes Werks erwieſen. Alſo wird ein belebtes Thier entweder nur durch Nervenkraͤfte ſeiner thieriſchen Maſchinen, oder zugleich durch die thieriſchen Seelenkraͤfte derſelben regieret, und kein Drittes iſt moͤglich. Da nun die thieriſchen Seelenkraͤfte die Wirkung einer Vorſtel- lungskraft, das iſt, einer Seele des Thieres vorausſetzen, §. 6. ſo ſind die belebten Thiere, welche zugleich durch thieriſche Seelenkraͤfte regieret werden, beſeelte Thiere, §. 349. dahingegen die, ſo blos durch Nervenkraͤfte regie- ret werden, blos lebendige, oder unbeſeelte Thiere ge- nennet werden muͤſſen. Alle belebte Thiere ſind alſo ent- weder beſeelte, oder unbeſeelte.
Anmerkung. Von der Exiſtenz der letztern ſ. un- ten §. 621 — 625. hier wird nur der Begriff derſel- ben als wahr angenommen, weil, wie im zweyten Theile erwieſen worden, ein belebtes Thier moͤglich iſt, das
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III Th. Natur der Thiere im Ganzen.
§. 603.
Ein belebtes Thier wird im natuͤrlichen Zuſtande durch
die thieriſchen bewegenden Kraͤfte ſeiner eignen thieriſchen
Maſchinen regieret. §. 600. Dieſe ſind Aehnlichkeiten
unſrer Nerven und unſers Gehirns; §. 9. wenigſtens ken-
nen wir keine andern, und ihre thieriſchen Kraͤfte ſind die
ſinnlichen Eindruͤcke, deren ſie faͤhig ſind, wenn ſie beruͤh-
ret werden, oder ihnen eine Bewegung mitgetheilet wird.
§. 31. 32. 121. Ein jedes belebtes Thier wird alſo ent-
weder nur durch Nervenkraͤfte, oder durch thieriſche See-
lenkraͤfte, oder durch beyde regieret. §. 356. Geſchieht
es durch thieriſche Seelenkraͤfte, ſo geſchieht es durch aͤu-
ßere Empfindungen, §. 65. mithin zugleich durch die Ner-
venkraft des aͤußern ſinnlichen Eindrucks, §. 35. 32. 358.
und durch die Fortpflanzung innerer ſinnlicher Eindruͤcke
von Vorſtellungen durch die Nerven bis in die mechani-
ſchen Maſchinen, die jeder Nerve regieret, §. 121. wobey
auch zugleich die Nervenkraft des innern ſinnlichen Ein-
drucks vorauszuſetzen iſt. §. 121. 360. Daß es durch
die Nervenkraͤfte allein geſchehen koͤnne, iſt im ganzen zwey-
ten Theile dieſes Werks erwieſen. Alſo wird ein belebtes
Thier entweder nur durch Nervenkraͤfte ſeiner thieriſchen
Maſchinen, oder zugleich durch die thieriſchen Seelenkraͤfte
derſelben regieret, und kein Drittes iſt moͤglich. Da nun
die thieriſchen Seelenkraͤfte die Wirkung einer Vorſtel-
lungskraft, das iſt, einer Seele des Thieres vorausſetzen,
§. 6. ſo ſind die belebten Thiere, welche zugleich durch
thieriſche Seelenkraͤfte regieret werden, beſeelte Thiere,
§. 349. dahingegen die, ſo blos durch Nervenkraͤfte regie-
ret werden, blos lebendige, oder unbeſeelte Thiere ge-
nennet werden muͤſſen. Alle belebte Thiere ſind alſo ent-
weder beſeelte, oder unbeſeelte.
Anmerkung. Von der Exiſtenz der letztern ſ. un-
ten §. 621 — 625. hier wird nur der Begriff derſel-
ben als wahr angenommen, weil, wie im zweyten Theile
erwieſen worden, ein belebtes Thier moͤglich iſt, das
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/638>, abgerufen am 21.12.2024.
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