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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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2 Abschn. insbesondre.
flektiret werden, welche die Endungen dieser sich verbluten-
den Adern zum Zusammenziehen reizen, und es sind also
die Fäserchen, welche die Oeffnungen der Schlagadern
schließen und erweitern können, ja, da Blutflüsse aus
Blutadern auf gleiche Weise curiret werden, auch die Fä-
serchen der Blutadern in ihren Endungen, außer den See-
lenwirkungen von äußern Empfindungen und den unmit-
telbaren Nervenwirkungen von äußern sinnlichen Eindrü-
cken, auch mittelbarer von ihnen, das ist, von innern sinn-
lichen Eindrücken ohne Vorstellungen fähig.

§. 523.

Die breiten Muskeln und Muskelhäute werden
durch innere sinnliche Eindrücke von Vorstellungen thierisch
beweget, §. 171. 208. mithin können es auch andre in-
nere sinnliche Eindrücke thun. §. 503. Man hat die deut-
lichsten Erfahrungen hiervon am Zwerchfelle, dessen thie-
rische Bewegung durch ursprüngliche innere sinnliche Ein-
drücke ohne Vorstellungen in den Stamm feines Nerven
vermehret und wiederhergestellet werden kann. H. P. §.
263. * Ej. Oper. min. T. 1. pag.
365. u. f. Wiederum
erreget ein Kitzel der Nerven in der Nase ein Niesen, eine
convulsivische Bewegung des Zwerchfelles, welche die See-
lenwirkung einer äußern Empfindung ist, §. 208. und auf
ähnliche Weise müssen die starken äußern sinnlichen Ein-
drücke, welche man bey erstickten, oder sonst schnell leblos
gewordenen Personen, durch starkriechende und sonst ein
Niesen erregende Arzneyen in den Nerven der Nase verur-
sachet, da sie zur Wiederherstellung des Athemholens so
viel beytragen, ob sie gleich von solchen Personen, deren
Empfindung und Bewußtseyn erst lange nach erneuertem
Herzschlage und Athemholen wiederzukommen pflegt, nicht
empfunden werden können, durch ihre Wendung auf den
Stamm des Zwerchfellsnerven, die thierische Bewegung
dieses Muskels als ihre mittelbare Nervenwirkung hervor-
bringen. Dieß beweist aus der Erfahrung, daß die thie-

rische
K k 3

2 Abſchn. insbeſondre.
flektiret werden, welche die Endungen dieſer ſich verbluten-
den Adern zum Zuſammenziehen reizen, und es ſind alſo
die Faͤſerchen, welche die Oeffnungen der Schlagadern
ſchließen und erweitern koͤnnen, ja, da Blutfluͤſſe aus
Blutadern auf gleiche Weiſe curiret werden, auch die Faͤ-
ſerchen der Blutadern in ihren Endungen, außer den See-
lenwirkungen von aͤußern Empfindungen und den unmit-
telbaren Nervenwirkungen von aͤußern ſinnlichen Eindruͤ-
cken, auch mittelbarer von ihnen, das iſt, von innern ſinn-
lichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen faͤhig.

§. 523.

Die breiten Muskeln und Muskelhaͤute werden
durch innere ſinnliche Eindruͤcke von Vorſtellungen thieriſch
beweget, §. 171. 208. mithin koͤnnen es auch andre in-
nere ſinnliche Eindruͤcke thun. §. 503. Man hat die deut-
lichſten Erfahrungen hiervon am Zwerchfelle, deſſen thie-
riſche Bewegung durch urſpruͤngliche innere ſinnliche Ein-
druͤcke ohne Vorſtellungen in den Stamm feines Nerven
vermehret und wiederhergeſtellet werden kann. H. P. §.
263. * Ej. Oper. min. T. 1. pag.
365. u. f. Wiederum
erreget ein Kitzel der Nerven in der Naſe ein Nieſen, eine
convulſiviſche Bewegung des Zwerchfelles, welche die See-
lenwirkung einer aͤußern Empfindung iſt, §. 208. und auf
aͤhnliche Weiſe muͤſſen die ſtarken aͤußern ſinnlichen Ein-
druͤcke, welche man bey erſtickten, oder ſonſt ſchnell leblos
gewordenen Perſonen, durch ſtarkriechende und ſonſt ein
Nieſen erregende Arzneyen in den Nerven der Naſe verur-
ſachet, da ſie zur Wiederherſtellung des Athemholens ſo
viel beytragen, ob ſie gleich von ſolchen Perſonen, deren
Empfindung und Bewußtſeyn erſt lange nach erneuertem
Herzſchlage und Athemholen wiederzukommen pflegt, nicht
empfunden werden koͤnnen, durch ihre Wendung auf den
Stamm des Zwerchfellsnerven, die thieriſche Bewegung
dieſes Muskels als ihre mittelbare Nervenwirkung hervor-
bringen. Dieß beweiſt aus der Erfahrung, daß die thie-

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[517/0541] 2 Abſchn. insbeſondre. flektiret werden, welche die Endungen dieſer ſich verbluten- den Adern zum Zuſammenziehen reizen, und es ſind alſo die Faͤſerchen, welche die Oeffnungen der Schlagadern ſchließen und erweitern koͤnnen, ja, da Blutfluͤſſe aus Blutadern auf gleiche Weiſe curiret werden, auch die Faͤ- ſerchen der Blutadern in ihren Endungen, außer den See- lenwirkungen von aͤußern Empfindungen und den unmit- telbaren Nervenwirkungen von aͤußern ſinnlichen Eindruͤ- cken, auch mittelbarer von ihnen, das iſt, von innern ſinn- lichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen faͤhig. §. 523. Die breiten Muskeln und Muskelhaͤute werden durch innere ſinnliche Eindruͤcke von Vorſtellungen thieriſch beweget, §. 171. 208. mithin koͤnnen es auch andre in- nere ſinnliche Eindruͤcke thun. §. 503. Man hat die deut- lichſten Erfahrungen hiervon am Zwerchfelle, deſſen thie- riſche Bewegung durch urſpruͤngliche innere ſinnliche Ein- druͤcke ohne Vorſtellungen in den Stamm feines Nerven vermehret und wiederhergeſtellet werden kann. H. P. §. 263. * Ej. Oper. min. T. 1. pag. 365. u. f. Wiederum erreget ein Kitzel der Nerven in der Naſe ein Nieſen, eine convulſiviſche Bewegung des Zwerchfelles, welche die See- lenwirkung einer aͤußern Empfindung iſt, §. 208. und auf aͤhnliche Weiſe muͤſſen die ſtarken aͤußern ſinnlichen Ein- druͤcke, welche man bey erſtickten, oder ſonſt ſchnell leblos gewordenen Perſonen, durch ſtarkriechende und ſonſt ein Nieſen erregende Arzneyen in den Nerven der Naſe verur- ſachet, da ſie zur Wiederherſtellung des Athemholens ſo viel beytragen, ob ſie gleich von ſolchen Perſonen, deren Empfindung und Bewußtſeyn erſt lange nach erneuertem Herzſchlage und Athemholen wiederzukommen pflegt, nicht empfunden werden koͤnnen, durch ihre Wendung auf den Stamm des Zwerchfellsnerven, die thieriſche Bewegung dieſes Muskels als ihre mittelbare Nervenwirkung hervor- bringen. Dieß beweiſt aus der Erfahrung, daß die thie- riſche K k 3

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/541>, abgerufen am 23.11.2024.