Herzen selbst reflektiret werden, §. 513. als daß sie blos eine mechanische Folge ihrer unmittelbaren Nervenwirkun- gen sey: §. 447. weil im letzten Falle sich, wie es scheint, allezeit von einem äußern sinnlichen Eindrucke, der einige Fasern des Herzens geschwind und lebhaft beweget, das ganze Herz mitbewegen würde, welches der Erfahrung wi- derspricht. H. P. §. 101. Hierdurch wird die Nerven- kraft der innern sinnlichen Eindrücke ohne Vorstellungen, von gewendeten unempfundenen äußern in das Herz aber- mals wahrscheinlich.
§. 518.
Ob also gleich die natürliche Bewegung des Herzens eine unmittelbare Nervenwirkung seiner ihm gewöhnlichen äußern sinnlichen Eindrücke zu seyn pflegt, §. 457. und ob sie gleich in Thieren, die Kopf, Gehirn und Vorstel- lungskraft haben, auch durch die thierischen Seelenkräfte verändert werden kann, §. 167. so bleibt es doch immer sehr wahrscheinlich, daß auch die innern sinnlichen Eindrü- cke ohne Vorstellungen, §. 515. 516. besonders die von gewendeten unempfundenen äußern, §. 517. seine Bewe- gung thierisch verändern, und daß manche Veränderung des Herzschlags entweder eine Seelenwirkung, oder eine oder mehrere zugleich von den Nervenwirkungen sey, und daher ist es irrig, zu schließen: weil die natürliche Bewe- gung des Herzens gemeiniglich eine unmittelbare Nerven- wirkung äußerer sinnlicher Eindrücke, d. i. eine Wirkung der Reizbarkeit ist, so ist sie es allezeit, oder allein, oder in allen Thieren, oder so ist es jede Veränderung des Herz- schlags. Jn so fern endlich der Umlauf des Bluts eine Folge des Herzschlags ist, tragen also auch alle Arten sinn- licher Eindrücke etwas dazu bey, so daß das ganze Geschäfte der Lebensbewegungen in allen Arten der thierischen bewe- genden Kräfte einigen Reiz zu seiner Fortdauer und Unter- haltung findet, obgleich die unempfundenen äußern sinnli- chen Eindrücke die gewöhnliche und Haupttriebfeder davon
sind.
II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
Herzen ſelbſt reflektiret werden, §. 513. als daß ſie blos eine mechaniſche Folge ihrer unmittelbaren Nervenwirkun- gen ſey: §. 447. weil im letzten Falle ſich, wie es ſcheint, allezeit von einem aͤußern ſinnlichen Eindrucke, der einige Faſern des Herzens geſchwind und lebhaft beweget, das ganze Herz mitbewegen wuͤrde, welches der Erfahrung wi- derſpricht. H. P. §. 101. Hierdurch wird die Nerven- kraft der innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, von gewendeten unempfundenen aͤußern in das Herz aber- mals wahrſcheinlich.
§. 518.
Ob alſo gleich die natuͤrliche Bewegung des Herzens eine unmittelbare Nervenwirkung ſeiner ihm gewoͤhnlichen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke zu ſeyn pflegt, §. 457. und ob ſie gleich in Thieren, die Kopf, Gehirn und Vorſtel- lungskraft haben, auch durch die thieriſchen Seelenkraͤfte veraͤndert werden kann, §. 167. ſo bleibt es doch immer ſehr wahrſcheinlich, daß auch die innern ſinnlichen Eindruͤ- cke ohne Vorſtellungen, §. 515. 516. beſonders die von gewendeten unempfundenen aͤußern, §. 517. ſeine Bewe- gung thieriſch veraͤndern, und daß manche Veraͤnderung des Herzſchlags entweder eine Seelenwirkung, oder eine oder mehrere zugleich von den Nervenwirkungen ſey, und daher iſt es irrig, zu ſchließen: weil die natuͤrliche Bewe- gung des Herzens gemeiniglich eine unmittelbare Nerven- wirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, d. i. eine Wirkung der Reizbarkeit iſt, ſo iſt ſie es allezeit, oder allein, oder in allen Thieren, oder ſo iſt es jede Veraͤnderung des Herz- ſchlags. Jn ſo fern endlich der Umlauf des Bluts eine Folge des Herzſchlags iſt, tragen alſo auch alle Arten ſinn- licher Eindruͤcke etwas dazu bey, ſo daß das ganze Geſchaͤfte der Lebensbewegungen in allen Arten der thieriſchen bewe- genden Kraͤfte einigen Reiz zu ſeiner Fortdauer und Unter- haltung findet, obgleich die unempfundenen aͤußern ſinnli- chen Eindruͤcke die gewoͤhnliche und Haupttriebfeder davon
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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
Herzen ſelbſt reflektiret werden, §. 513. als daß ſie blos
eine mechaniſche Folge ihrer unmittelbaren Nervenwirkun-
gen ſey: §. 447. weil im letzten Falle ſich, wie es ſcheint,
allezeit von einem aͤußern ſinnlichen Eindrucke, der einige
Faſern des Herzens geſchwind und lebhaft beweget, das
ganze Herz mitbewegen wuͤrde, welches der Erfahrung wi-
derſpricht. H. P. §. 101. Hierdurch wird die Nerven-
kraft der innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen,
von gewendeten unempfundenen aͤußern in das Herz aber-
mals wahrſcheinlich.
§. 518.
Ob alſo gleich die natuͤrliche Bewegung des Herzens
eine unmittelbare Nervenwirkung ſeiner ihm gewoͤhnlichen
aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke zu ſeyn pflegt, §. 457. und
ob ſie gleich in Thieren, die Kopf, Gehirn und Vorſtel-
lungskraft haben, auch durch die thieriſchen Seelenkraͤfte
veraͤndert werden kann, §. 167. ſo bleibt es doch immer
ſehr wahrſcheinlich, daß auch die innern ſinnlichen Eindruͤ-
cke ohne Vorſtellungen, §. 515. 516. beſonders die von
gewendeten unempfundenen aͤußern, §. 517. ſeine Bewe-
gung thieriſch veraͤndern, und daß manche Veraͤnderung
des Herzſchlags entweder eine Seelenwirkung, oder eine
oder mehrere zugleich von den Nervenwirkungen ſey, und
daher iſt es irrig, zu ſchließen: weil die natuͤrliche Bewe-
gung des Herzens gemeiniglich eine unmittelbare Nerven-
wirkung aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, d. i. eine Wirkung
der Reizbarkeit iſt, ſo iſt ſie es allezeit, oder allein, oder
in allen Thieren, oder ſo iſt es jede Veraͤnderung des Herz-
ſchlags. Jn ſo fern endlich der Umlauf des Bluts eine
Folge des Herzſchlags iſt, tragen alſo auch alle Arten ſinn-
licher Eindruͤcke etwas dazu bey, ſo daß das ganze Geſchaͤfte
der Lebensbewegungen in allen Arten der thieriſchen bewe-
genden Kraͤfte einigen Reiz zu ſeiner Fortdauer und Unter-
haltung findet, obgleich die unempfundenen aͤußern ſinnli-
chen Eindruͤcke die gewoͤhnliche und Haupttriebfeder davon
ſind.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/536>, abgerufen am 21.11.2024.
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