Muskeln des ganzen Körpers thierisch bewegen, welches doch der Erfahrung widerspricht.
3. Wenn die mechanische Maschine von Natur derjeni- gen thierischen Bewegung nicht, oder noch nicht, oder nicht mehr fähig ist, die ihr ein gewisser innerer sinnlicher Eindruck geben kann. §. 138. Man bemerket diese Hinderniß oft bey jungen unausgewachsenen, und bey sehr veralteten Thie- ren, die ihre blinden Triebe blos durch die Nervenkräfte äußerer und innerer sinnlicher Eindrücke §. 439. schon, oder noch zu thierischen Bewegungen reizen, wozu ihre Gliedmaßen noch nicht, oder nicht mehr ausgebildet sind, z. E. zu fliegen, sich zu begatten. etc.
§. 501.
Auch die Gewohnheit kann auf eine von den itzt erklär- ten Arten §. 500. die Nervenwirkungen der ursprüngli- chen innern sinnlichen Eindrücke ohne Vorstellungen, eben so wie die mittelbaren Nervenwirkungen der äußern, §. 430. 431. hindern. Denn es können durch öftere Wie- derholung von einerley innern sinnlichen Eindrücken ohne Vorstellungen die Nerven so angegriffen werden, daß sie dieselben nicht mehr, oder nicht mehr stark genug sinnlich rühren, oder daß sie sie nicht mehr bis an den Ort ihrer Bestimmung fortpflanzen können. Es können auch die Scheidepunkte und Knoten der Nerven davon solche Ver- änderungen leiden, daß derselbe innere sinnliche Eindruck in ihnen nicht mehr so wie vorhin, fortgepflanzet oder ab- geleitet wird. Endlich können auch selbst die mechanischen Maschinen dadurch untüchtig gemachet werden, die vori- gen thierischen Bewegungen fernerhin zu bewerkstelligen. §. 500. So werden durch die öftere Wiederholung con- vulsivischer Bewegungen von ursprünglichen innern sinnli- chen Eindrücken einer auf die Nerven wirkenden Schärfe, oder gichtischer, rheumatischer, u. a. Materien, endlich die Glieder gelähmet und erschlaffen so, daß kein Reiz sie mehr in Bewegung bringen kann, obgleich dieselbe Schärfe noch immer vorhanden ist.
§. 502.
II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
Muskeln des ganzen Koͤrpers thieriſch bewegen, welches doch der Erfahrung widerſpricht.
3. Wenn die mechaniſche Maſchine von Natur derjeni- gen thieriſchen Bewegung nicht, oder noch nicht, oder nicht mehr faͤhig iſt, die ihr ein gewiſſer innerer ſinnlicher Eindruck geben kann. §. 138. Man bemerket dieſe Hinderniß oft bey jungen unausgewachſenen, und bey ſehr veralteten Thie- ren, die ihre blinden Triebe blos durch die Nervenkraͤfte aͤußerer und innerer ſinnlicher Eindruͤcke §. 439. ſchon, oder noch zu thieriſchen Bewegungen reizen, wozu ihre Gliedmaßen noch nicht, oder nicht mehr ausgebildet ſind, z. E. zu fliegen, ſich zu begatten. ꝛc.
§. 501.
Auch die Gewohnheit kann auf eine von den itzt erklaͤr- ten Arten §. 500. die Nervenwirkungen der urſpruͤngli- chen innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, eben ſo wie die mittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern, §. 430. 431. hindern. Denn es koͤnnen durch oͤftere Wie- derholung von einerley innern ſinnlichen Eindruͤcken ohne Vorſtellungen die Nerven ſo angegriffen werden, daß ſie dieſelben nicht mehr, oder nicht mehr ſtark genug ſinnlich ruͤhren, oder daß ſie ſie nicht mehr bis an den Ort ihrer Beſtimmung fortpflanzen koͤnnen. Es koͤnnen auch die Scheidepunkte und Knoten der Nerven davon ſolche Ver- aͤnderungen leiden, daß derſelbe innere ſinnliche Eindruck in ihnen nicht mehr ſo wie vorhin, fortgepflanzet oder ab- geleitet wird. Endlich koͤnnen auch ſelbſt die mechaniſchen Maſchinen dadurch untuͤchtig gemachet werden, die vori- gen thieriſchen Bewegungen fernerhin zu bewerkſtelligen. §. 500. So werden durch die oͤftere Wiederholung con- vulſiviſcher Bewegungen von urſpruͤnglichen innern ſinnli- chen Eindruͤcken einer auf die Nerven wirkenden Schaͤrfe, oder gichtiſcher, rheumatiſcher, u. a. Materien, endlich die Glieder gelaͤhmet und erſchlaffen ſo, daß kein Reiz ſie mehr in Bewegung bringen kann, obgleich dieſelbe Schaͤrfe noch immer vorhanden iſt.
§. 502.
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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
Muskeln des ganzen Koͤrpers thieriſch bewegen, welches
doch der Erfahrung widerſpricht.
3. Wenn die mechaniſche Maſchine von Natur derjeni-
gen thieriſchen Bewegung nicht, oder noch nicht, oder nicht
mehr faͤhig iſt, die ihr ein gewiſſer innerer ſinnlicher Eindruck
geben kann. §. 138. Man bemerket dieſe Hinderniß oft
bey jungen unausgewachſenen, und bey ſehr veralteten Thie-
ren, die ihre blinden Triebe blos durch die Nervenkraͤfte
aͤußerer und innerer ſinnlicher Eindruͤcke §. 439. ſchon,
oder noch zu thieriſchen Bewegungen reizen, wozu ihre
Gliedmaßen noch nicht, oder nicht mehr ausgebildet ſind,
z. E. zu fliegen, ſich zu begatten. ꝛc.
§. 501.
Auch die Gewohnheit kann auf eine von den itzt erklaͤr-
ten Arten §. 500. die Nervenwirkungen der urſpruͤngli-
chen innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, eben
ſo wie die mittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern, §.
430. 431. hindern. Denn es koͤnnen durch oͤftere Wie-
derholung von einerley innern ſinnlichen Eindruͤcken ohne
Vorſtellungen die Nerven ſo angegriffen werden, daß ſie
dieſelben nicht mehr, oder nicht mehr ſtark genug ſinnlich
ruͤhren, oder daß ſie ſie nicht mehr bis an den Ort ihrer
Beſtimmung fortpflanzen koͤnnen. Es koͤnnen auch die
Scheidepunkte und Knoten der Nerven davon ſolche Ver-
aͤnderungen leiden, daß derſelbe innere ſinnliche Eindruck
in ihnen nicht mehr ſo wie vorhin, fortgepflanzet oder ab-
geleitet wird. Endlich koͤnnen auch ſelbſt die mechaniſchen
Maſchinen dadurch untuͤchtig gemachet werden, die vori-
gen thieriſchen Bewegungen fernerhin zu bewerkſtelligen.
§. 500. So werden durch die oͤftere Wiederholung con-
vulſiviſcher Bewegungen von urſpruͤnglichen innern ſinnli-
chen Eindruͤcken einer auf die Nerven wirkenden Schaͤrfe,
oder gichtiſcher, rheumatiſcher, u. a. Materien, endlich die
Glieder gelaͤhmet und erſchlaffen ſo, daß kein Reiz ſie mehr
in Bewegung bringen kann, obgleich dieſelbe Schaͤrfe noch
immer vorhanden iſt.
§. 502.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/522>, abgerufen am 21.11.2024.
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