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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. sinnl. Eindr.
man an, daß die ableitenden Nervenfaden der Herznerven,
wegen natürlicher Hindernisse nur weniger Arten innerer
sinnlicher Eindrücke, und zwar nur von gewissen Vorstel-
lungen fähig, der übrigen aber, und besonders der innern
sinnlichen Eindrücke ohne Vorstellungen, wenigstens größ-
tentheils, wo nicht gänzlich unfähig, die aufleitenden Fa-
den hingegen der äußern sinnlichen Eindrücke unzähliger
Arten leicht fähig sind; so läßt sich diese Erscheinung be-
greifen, ohne daß man zu der falschen Meynung seine Zu-
flucht nehmen müsse, die thierische Bewegung desselben
von einer ursprünglich thierischen Kraft seiner Fleischfasern,
unabhänglich von seinen Nerven, herzuleiten. §. 380-388.

§. 489.

Die gewöhnlichen natürlichen Reize der Nerven
zu den innern sinnlichen Eindrücken
sind 1. die Vor-
stellungen, welche Seelenwirkungen erzeugen, §. 121.
123. und 2. die umgewendeten äußern sinnlichen Eindrü-
cke, §. 399. welche mittelbare Nervenwirkungen äußerer
sinnlicher Eindrücke, §. 421. mithin Nervenwirkungen
innerer ohne Vorstellungen hervorbringen. §. 422. Bey-
de können einerley Bewegungen in den mechanischen Ma-
schinen wirken, und zwar sowohl jeder allein, §. 360. als
beyde zugleich: §. 364. und blos durch die umgewende-
ten äußern sinnlichen Eindrücke allein können diese Bewe-
gungen eben so zusammenhängende und willkührlich ver-
knüpft scheinende Nervenwirkungen werden, wie sie es durch
die Vorstellungen als Seelenwirkungen sind. §. 438. Den
empfindenden Thieren hat die Natur beyderley Reize, an-
dern aber, die keine Vorstellungskraft verrathen, nur die
letztern allein gegeben, §. 439. und sie erhält dadurch in
beyden denselbigen Zweck, ihnen innere sinnliche Eindrücke
benzubringen, welche, nebst der unmittelbaren Nerven-
kraft der äußern, die eigentlichen natürlichen Triebfedern
der thierischen Bewegungen der mechanischen Maschinen
sind: denn alle Vorstellungen werden ursprünglich von äu-

ßern

II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr.
man an, daß die ableitenden Nervenfaden der Herznerven,
wegen natuͤrlicher Hinderniſſe nur weniger Arten innerer
ſinnlicher Eindruͤcke, und zwar nur von gewiſſen Vorſtel-
lungen faͤhig, der uͤbrigen aber, und beſonders der innern
ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, wenigſtens groͤß-
tentheils, wo nicht gaͤnzlich unfaͤhig, die aufleitenden Fa-
den hingegen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke unzaͤhliger
Arten leicht faͤhig ſind; ſo laͤßt ſich dieſe Erſcheinung be-
greifen, ohne daß man zu der falſchen Meynung ſeine Zu-
flucht nehmen muͤſſe, die thieriſche Bewegung deſſelben
von einer urſpruͤnglich thieriſchen Kraft ſeiner Fleiſchfaſern,
unabhaͤnglich von ſeinen Nerven, herzuleiten. §. 380-388.

§. 489.

Die gewoͤhnlichen natuͤrlichen Reize der Nerven
zu den innern ſinnlichen Eindruͤcken
ſind 1. die Vor-
ſtellungen, welche Seelenwirkungen erzeugen, §. 121.
123. und 2. die umgewendeten aͤußern ſinnlichen Eindruͤ-
cke, §. 399. welche mittelbare Nervenwirkungen aͤußerer
ſinnlicher Eindruͤcke, §. 421. mithin Nervenwirkungen
innerer ohne Vorſtellungen hervorbringen. §. 422. Bey-
de koͤnnen einerley Bewegungen in den mechaniſchen Ma-
ſchinen wirken, und zwar ſowohl jeder allein, §. 360. als
beyde zugleich: §. 364. und blos durch die umgewende-
ten aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke allein koͤnnen dieſe Bewe-
gungen eben ſo zuſammenhaͤngende und willkuͤhrlich ver-
knuͤpft ſcheinende Nervenwirkungen werden, wie ſie es durch
die Vorſtellungen als Seelenwirkungen ſind. §. 438. Den
empfindenden Thieren hat die Natur beyderley Reize, an-
dern aber, die keine Vorſtellungskraft verrathen, nur die
letztern allein gegeben, §. 439. und ſie erhaͤlt dadurch in
beyden denſelbigen Zweck, ihnen innere ſinnliche Eindruͤcke
benzubringen, welche, nebſt der unmittelbaren Nerven-
kraft der aͤußern, die eigentlichen natuͤrlichen Triebfedern
der thieriſchen Bewegungen der mechaniſchen Maſchinen
ſind: denn alle Vorſtellungen werden urſpruͤnglich von aͤu-

ßern
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[486/0510] II Th. Nervenk. 3 Kap. des inn. ſinnl. Eindr. man an, daß die ableitenden Nervenfaden der Herznerven, wegen natuͤrlicher Hinderniſſe nur weniger Arten innerer ſinnlicher Eindruͤcke, und zwar nur von gewiſſen Vorſtel- lungen faͤhig, der uͤbrigen aber, und beſonders der innern ſinnlichen Eindruͤcke ohne Vorſtellungen, wenigſtens groͤß- tentheils, wo nicht gaͤnzlich unfaͤhig, die aufleitenden Fa- den hingegen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke unzaͤhliger Arten leicht faͤhig ſind; ſo laͤßt ſich dieſe Erſcheinung be- greifen, ohne daß man zu der falſchen Meynung ſeine Zu- flucht nehmen muͤſſe, die thieriſche Bewegung deſſelben von einer urſpruͤnglich thieriſchen Kraft ſeiner Fleiſchfaſern, unabhaͤnglich von ſeinen Nerven, herzuleiten. §. 380-388. §. 489. Die gewoͤhnlichen natuͤrlichen Reize der Nerven zu den innern ſinnlichen Eindruͤcken ſind 1. die Vor- ſtellungen, welche Seelenwirkungen erzeugen, §. 121. 123. und 2. die umgewendeten aͤußern ſinnlichen Eindruͤ- cke, §. 399. welche mittelbare Nervenwirkungen aͤußerer ſinnlicher Eindruͤcke, §. 421. mithin Nervenwirkungen innerer ohne Vorſtellungen hervorbringen. §. 422. Bey- de koͤnnen einerley Bewegungen in den mechaniſchen Ma- ſchinen wirken, und zwar ſowohl jeder allein, §. 360. als beyde zugleich: §. 364. und blos durch die umgewende- ten aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke allein koͤnnen dieſe Bewe- gungen eben ſo zuſammenhaͤngende und willkuͤhrlich ver- knuͤpft ſcheinende Nervenwirkungen werden, wie ſie es durch die Vorſtellungen als Seelenwirkungen ſind. §. 438. Den empfindenden Thieren hat die Natur beyderley Reize, an- dern aber, die keine Vorſtellungskraft verrathen, nur die letztern allein gegeben, §. 439. und ſie erhaͤlt dadurch in beyden denſelbigen Zweck, ihnen innere ſinnliche Eindruͤcke benzubringen, welche, nebſt der unmittelbaren Nerven- kraft der aͤußern, die eigentlichen natuͤrlichen Triebfedern der thieriſchen Bewegungen der mechaniſchen Maſchinen ſind: denn alle Vorſtellungen werden urſpruͤnglich von aͤu- ßern

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/510>, abgerufen am 21.12.2024.