Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

1 Abschn. überhaupt.
mittelbaren Nervenwirkungen der äußern sinnlichen Ein-
drücke Nervenwirkungen der innern ohne Vorstellungen.
§. 422.

§. 484.

Weil sich jeder innerer sinnlicher Eindruck im Nerven
nur abwärts fortpflanzet, §. 121. so kann er, wenn er ei-
nem Nerven in seiner Länge zwischen seiner Spitze und
seinem Ursprunge im Gehirne beygebracht wird, als solcher,
weder im Nerven aufwärts zum Gehirn fortgehen, noch
durch die Theile oder Zweige desselben, die über dem Orte
der Berührung nach dem Gehirne hin liegen, irgend eini-
ge thierische Wirkungen verrichten; sondern wenn er durch
diese Berührung in diesen Theilen oder Zweigen des Ner-
ven, oder durch sie in mechanischen Maschinen ja thierische
Wirkungen hervorbringt, so sind solches keine thierische
Wirkungen von ihm selbst, sondern von dem zugleich ge-
schehenem äußern sinnlichen Eindrucke, der aufwärts zum
Gehirn fortgeht, §. 31. mithin entweder Seelenwirkungen
durch äußere Empfindungen, §. 98. oder doch mittelbare
Nervenwirkungen dieses äußern sinnlichen Eindrucks, §.
419. obwohl im letzten Falle doch Nervenwirkungen eines
andern innern sinnlichen Eindrucks. §. 422. Gesetzt also,
es würde ein Bewegungsnerve in seiner Mitte mit einer
Nadel sinnlich gereizet, so empfängt das Mark desselben,
von der Seite, die nach dem Gehirne hin gekehrt ist, ei-
nen äußern sinnlichen Eindruck, der entweder bis zum Ge-
hirn geht, und durch eine äußere Empfindung Seelenwir-
kungen verursachet, §. 98. oder unterwegens reflektiret wird
und mittelbare Nervenwirkungen des äußern sinnlichen
Eindrucks hervorbringt, §. 422. oder beydes zugleich thut:
§. 423. zugleich aber empfängt es von der Seite nach der
Nervenspitze hin, einen innern sinnlichen Eindruck ohne
Vorstellungen, welcher, indem er abwärts fortgeht, andre
Theile thierisch bewegen kann, die von diesem untern Theile
des Nerven Zweige empfangen; und diese letztern allein
sind in diesem Falle nur eigentlich die Nervenwirkungen

des
H h

1 Abſchn. uͤberhaupt.
mittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Ein-
druͤcke Nervenwirkungen der innern ohne Vorſtellungen.
§. 422.

§. 484.

Weil ſich jeder innerer ſinnlicher Eindruck im Nerven
nur abwaͤrts fortpflanzet, §. 121. ſo kann er, wenn er ei-
nem Nerven in ſeiner Laͤnge zwiſchen ſeiner Spitze und
ſeinem Urſprunge im Gehirne beygebracht wird, als ſolcher,
weder im Nerven aufwaͤrts zum Gehirn fortgehen, noch
durch die Theile oder Zweige deſſelben, die uͤber dem Orte
der Beruͤhrung nach dem Gehirne hin liegen, irgend eini-
ge thieriſche Wirkungen verrichten; ſondern wenn er durch
dieſe Beruͤhrung in dieſen Theilen oder Zweigen des Ner-
ven, oder durch ſie in mechaniſchen Maſchinen ja thieriſche
Wirkungen hervorbringt, ſo ſind ſolches keine thieriſche
Wirkungen von ihm ſelbſt, ſondern von dem zugleich ge-
ſchehenem aͤußern ſinnlichen Eindrucke, der aufwaͤrts zum
Gehirn fortgeht, §. 31. mithin entweder Seelenwirkungen
durch aͤußere Empfindungen, §. 98. oder doch mittelbare
Nervenwirkungen dieſes aͤußern ſinnlichen Eindrucks, §.
419. obwohl im letzten Falle doch Nervenwirkungen eines
andern innern ſinnlichen Eindrucks. §. 422. Geſetzt alſo,
es wuͤrde ein Bewegungsnerve in ſeiner Mitte mit einer
Nadel ſinnlich gereizet, ſo empfaͤngt das Mark deſſelben,
von der Seite, die nach dem Gehirne hin gekehrt iſt, ei-
nen aͤußern ſinnlichen Eindruck, der entweder bis zum Ge-
hirn geht, und durch eine aͤußere Empfindung Seelenwir-
kungen verurſachet, §. 98. oder unterwegens reflektiret wird
und mittelbare Nervenwirkungen des aͤußern ſinnlichen
Eindrucks hervorbringt, §. 422. oder beydes zugleich thut:
§. 423. zugleich aber empfaͤngt es von der Seite nach der
Nervenſpitze hin, einen innern ſinnlichen Eindruck ohne
Vorſtellungen, welcher, indem er abwaͤrts fortgeht, andre
Theile thieriſch bewegen kann, die von dieſem untern Theile
des Nerven Zweige empfangen; und dieſe letztern allein
ſind in dieſem Falle nur eigentlich die Nervenwirkungen

des
H h
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0505" n="481"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1 Ab&#x017F;chn. u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/>
mittelbaren Nervenwirkungen der a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Ein-<lb/>
dru&#x0364;cke Nervenwirkungen der innern ohne Vor&#x017F;tellungen.<lb/>
§. 422.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 484.</head><lb/>
              <p>Weil &#x017F;ich jeder innerer &#x017F;innlicher Eindruck im Nerven<lb/>
nur abwa&#x0364;rts fortpflanzet, §. 121. &#x017F;o kann er, wenn er ei-<lb/>
nem Nerven in &#x017F;einer La&#x0364;nge zwi&#x017F;chen &#x017F;einer Spitze und<lb/>
&#x017F;einem Ur&#x017F;prunge im Gehirne beygebracht wird, als &#x017F;olcher,<lb/>
weder im Nerven aufwa&#x0364;rts zum Gehirn fortgehen, noch<lb/>
durch die Theile oder Zweige de&#x017F;&#x017F;elben, die u&#x0364;ber dem Orte<lb/>
der Beru&#x0364;hrung nach dem Gehirne hin liegen, irgend eini-<lb/>
ge thieri&#x017F;che Wirkungen verrichten; &#x017F;ondern wenn er durch<lb/>
die&#x017F;e Beru&#x0364;hrung in die&#x017F;en Theilen oder Zweigen des Ner-<lb/>
ven, oder durch &#x017F;ie in mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen ja thieri&#x017F;che<lb/>
Wirkungen hervorbringt, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;olches keine thieri&#x017F;che<lb/>
Wirkungen von ihm &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ondern von dem zugleich ge-<lb/>
&#x017F;chehenem a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindrucke, der aufwa&#x0364;rts zum<lb/>
Gehirn fortgeht, §. 31. mithin entweder Seelenwirkungen<lb/>
durch a&#x0364;ußere Empfindungen, §. 98. oder doch mittelbare<lb/>
Nervenwirkungen die&#x017F;es a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindrucks, §.<lb/>
419. obwohl im letzten Falle doch Nervenwirkungen eines<lb/>
andern innern &#x017F;innlichen Eindrucks. §. 422. Ge&#x017F;etzt al&#x017F;o,<lb/>
es wu&#x0364;rde ein Bewegungsnerve in &#x017F;einer Mitte mit einer<lb/>
Nadel &#x017F;innlich gereizet, &#x017F;o empfa&#x0364;ngt das Mark de&#x017F;&#x017F;elben,<lb/>
von der Seite, die nach dem Gehirne hin gekehrt i&#x017F;t, ei-<lb/>
nen a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindruck, der entweder bis zum Ge-<lb/>
hirn geht, und durch eine a&#x0364;ußere Empfindung Seelenwir-<lb/>
kungen verur&#x017F;achet, §. 98. oder unterwegens reflektiret wird<lb/>
und mittelbare Nervenwirkungen des a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen<lb/>
Eindrucks hervorbringt, §. 422. oder beydes zugleich thut:<lb/>
§. 423. zugleich aber empfa&#x0364;ngt es von der Seite nach der<lb/>
Nerven&#x017F;pitze hin, einen innern &#x017F;innlichen Eindruck ohne<lb/>
Vor&#x017F;tellungen, welcher, indem er abwa&#x0364;rts fortgeht, andre<lb/>
Theile thieri&#x017F;ch bewegen kann, die von die&#x017F;em untern Theile<lb/>
des Nerven Zweige empfangen; und die&#x017F;e letztern allein<lb/>
&#x017F;ind in die&#x017F;em Falle nur eigentlich die Nervenwirkungen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0505] 1 Abſchn. uͤberhaupt. mittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Ein- druͤcke Nervenwirkungen der innern ohne Vorſtellungen. §. 422. §. 484. Weil ſich jeder innerer ſinnlicher Eindruck im Nerven nur abwaͤrts fortpflanzet, §. 121. ſo kann er, wenn er ei- nem Nerven in ſeiner Laͤnge zwiſchen ſeiner Spitze und ſeinem Urſprunge im Gehirne beygebracht wird, als ſolcher, weder im Nerven aufwaͤrts zum Gehirn fortgehen, noch durch die Theile oder Zweige deſſelben, die uͤber dem Orte der Beruͤhrung nach dem Gehirne hin liegen, irgend eini- ge thieriſche Wirkungen verrichten; ſondern wenn er durch dieſe Beruͤhrung in dieſen Theilen oder Zweigen des Ner- ven, oder durch ſie in mechaniſchen Maſchinen ja thieriſche Wirkungen hervorbringt, ſo ſind ſolches keine thieriſche Wirkungen von ihm ſelbſt, ſondern von dem zugleich ge- ſchehenem aͤußern ſinnlichen Eindrucke, der aufwaͤrts zum Gehirn fortgeht, §. 31. mithin entweder Seelenwirkungen durch aͤußere Empfindungen, §. 98. oder doch mittelbare Nervenwirkungen dieſes aͤußern ſinnlichen Eindrucks, §. 419. obwohl im letzten Falle doch Nervenwirkungen eines andern innern ſinnlichen Eindrucks. §. 422. Geſetzt alſo, es wuͤrde ein Bewegungsnerve in ſeiner Mitte mit einer Nadel ſinnlich gereizet, ſo empfaͤngt das Mark deſſelben, von der Seite, die nach dem Gehirne hin gekehrt iſt, ei- nen aͤußern ſinnlichen Eindruck, der entweder bis zum Ge- hirn geht, und durch eine aͤußere Empfindung Seelenwir- kungen verurſachet, §. 98. oder unterwegens reflektiret wird und mittelbare Nervenwirkungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks hervorbringt, §. 422. oder beydes zugleich thut: §. 423. zugleich aber empfaͤngt es von der Seite nach der Nervenſpitze hin, einen innern ſinnlichen Eindruck ohne Vorſtellungen, welcher, indem er abwaͤrts fortgeht, andre Theile thieriſch bewegen kann, die von dieſem untern Theile des Nerven Zweige empfangen; und dieſe letztern allein ſind in dieſem Falle nur eigentlich die Nervenwirkungen des H h

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/505
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/505>, abgerufen am 21.12.2024.