Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
II Th. Nervenk. 2 Kap. des äuß. sinnl. Eindr.
§. 476.

Die Nerven der Leber begleiten blos ihre Blutgefäße,
und sind nicht eigentlich ihrer Substanz einverleibet, wie
in den Muskeln. §. 161. 175. Daher ist dieses Einge-
weide keiner andern unmittelbaren Nervenwirkungen durch
äußere sinnliche Eindrücke fähig, §. 445. 418. N. 1. 3.
als die etwa seine Blutgefäße von ihnen leiden, §. 460.
und wodurch die Absonderung und Ergießung der Galle
befördert werden kann. §. 175. 462. 463. Man kann
aber davon bey enthaupteten Thieren schwerlich Erfahrun-
gen zeigen, und selbst in lebenden sind die äußern sinnlichen
Eindrücke in dieses Eingeweide so unmerklich und ohne
Folgen, §. 213. daß man von den mittelbaren Nerven-
wirkungen derselben kaum einige Spuren in der Erfahrung
findet, wovon unten §. 535. Die Reizbarkeit §. 432.
der Gallenblase ist ebenfalls nur schwach und dunkel. H.
P. §. 710. Op. min. T. 1. p.
380.

§. 477.

Verschiedene Speisen und Getränke, Arzneyen und
Gifte verursachen eine sehr schnelle und häufige Absonde-
rung des Urins in den Nieren, und diese Absonderung ist
die natürliche Verrichtung dieser Eingeweide, die ganz un-
streitig thierisch ist, folglich durch die thierischen Maschi-
nen der Nieren, §. 6. das ist, die Nerven, §. 9. bewerk-
stelliget wird. Nun empfinden wir aber von diesen Reizen
der Nieren zu ihren natürlichen thierischen Verrichtungen
in den itztgedachten Fällen gar nichts, und sie geschehen al-
so durch solche äußere sinnliche Eindrücke §. 32. in die Nie-
ren, die im Gehirne keine materiellen äußern Empfindun-
gen erregen. Mithin ist diese Vermehrung der natürli-
chen thierischen Verrichtung der Nieren in solchen Fällen
keine Seelenwirkung von äußern Empfindungen, sondern
eine Nervenwirkung des äußern sinnlichen Eindrucks in sie,
§. 353. die unmittelbar an den Oertern, wo der Eindruck
geschieht, entsteht, mithin eine unmittelbare Nervenwir-

kung
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
§. 476.

Die Nerven der Leber begleiten blos ihre Blutgefaͤße,
und ſind nicht eigentlich ihrer Subſtanz einverleibet, wie
in den Muskeln. §. 161. 175. Daher iſt dieſes Einge-
weide keiner andern unmittelbaren Nervenwirkungen durch
aͤußere ſinnliche Eindruͤcke faͤhig, §. 445. 418. N. 1. 3.
als die etwa ſeine Blutgefaͤße von ihnen leiden, §. 460.
und wodurch die Abſonderung und Ergießung der Galle
befoͤrdert werden kann. §. 175. 462. 463. Man kann
aber davon bey enthaupteten Thieren ſchwerlich Erfahrun-
gen zeigen, und ſelbſt in lebenden ſind die aͤußern ſinnlichen
Eindruͤcke in dieſes Eingeweide ſo unmerklich und ohne
Folgen, §. 213. daß man von den mittelbaren Nerven-
wirkungen derſelben kaum einige Spuren in der Erfahrung
findet, wovon unten §. 535. Die Reizbarkeit §. 432.
der Gallenblaſe iſt ebenfalls nur ſchwach und dunkel. H.
P. §. 710. Op. min. T. 1. p.
380.

§. 477.

Verſchiedene Speiſen und Getraͤnke, Arzneyen und
Gifte verurſachen eine ſehr ſchnelle und haͤufige Abſonde-
rung des Urins in den Nieren, und dieſe Abſonderung iſt
die natuͤrliche Verrichtung dieſer Eingeweide, die ganz un-
ſtreitig thieriſch iſt, folglich durch die thieriſchen Maſchi-
nen der Nieren, §. 6. das iſt, die Nerven, §. 9. bewerk-
ſtelliget wird. Nun empfinden wir aber von dieſen Reizen
der Nieren zu ihren natuͤrlichen thieriſchen Verrichtungen
in den itztgedachten Faͤllen gar nichts, und ſie geſchehen al-
ſo durch ſolche aͤußere ſinnliche Eindruͤcke §. 32. in die Nie-
ren, die im Gehirne keine materiellen aͤußern Empfindun-
gen erregen. Mithin iſt dieſe Vermehrung der natuͤrli-
chen thieriſchen Verrichtung der Nieren in ſolchen Faͤllen
keine Seelenwirkung von aͤußern Empfindungen, ſondern
eine Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in ſie,
§. 353. die unmittelbar an den Oertern, wo der Eindruck
geſchieht, entſteht, mithin eine unmittelbare Nervenwir-

kung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0500" n="476"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Th. Nervenk. 2 Kap. des a&#x0364;uß. &#x017F;innl. Eindr.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 476.</head><lb/>
              <p>Die Nerven der <hi rendition="#fr">Leber</hi> begleiten blos ihre Blutgefa&#x0364;ße,<lb/>
und &#x017F;ind nicht eigentlich ihrer Sub&#x017F;tanz einverleibet, wie<lb/>
in den Muskeln. §. 161. 175. Daher i&#x017F;t die&#x017F;es Einge-<lb/>
weide keiner andern unmittelbaren Nervenwirkungen durch<lb/>
a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke fa&#x0364;hig, §. 445. 418. <hi rendition="#aq">N.</hi> 1. 3.<lb/>
als die etwa &#x017F;eine Blutgefa&#x0364;ße von ihnen leiden, §. 460.<lb/>
und wodurch die Ab&#x017F;onderung und Ergießung der Galle<lb/>
befo&#x0364;rdert werden kann. §. 175. 462. 463. Man kann<lb/>
aber davon bey enthaupteten Thieren &#x017F;chwerlich Erfahrun-<lb/>
gen zeigen, und &#x017F;elb&#x017F;t in lebenden &#x017F;ind die a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen<lb/>
Eindru&#x0364;cke in die&#x017F;es Eingeweide &#x017F;o unmerklich und ohne<lb/>
Folgen, §. 213. daß man von den mittelbaren Nerven-<lb/>
wirkungen der&#x017F;elben kaum einige Spuren in der Erfahrung<lb/>
findet, wovon unten §. 535. Die Reizbarkeit §. 432.<lb/>
der <hi rendition="#fr">Gallenbla&#x017F;e</hi> i&#x017F;t ebenfalls nur &#x017F;chwach und dunkel. <hi rendition="#aq">H.<lb/>
P. §. 710. Op. min. T. 1. p.</hi> 380.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 477.</head><lb/>
              <p>Ver&#x017F;chiedene Spei&#x017F;en und Getra&#x0364;nke, Arzneyen und<lb/>
Gifte verur&#x017F;achen eine &#x017F;ehr &#x017F;chnelle und ha&#x0364;ufige Ab&#x017F;onde-<lb/>
rung des Urins in den <hi rendition="#fr">Nieren,</hi> und die&#x017F;e Ab&#x017F;onderung i&#x017F;t<lb/>
die natu&#x0364;rliche Verrichtung die&#x017F;er Eingeweide, die ganz un-<lb/>
&#x017F;treitig thieri&#x017F;ch i&#x017F;t, folglich durch die thieri&#x017F;chen Ma&#x017F;chi-<lb/>
nen der Nieren, §. 6. das i&#x017F;t, die Nerven, §. 9. bewerk-<lb/>
&#x017F;telliget wird. Nun empfinden wir aber von die&#x017F;en Reizen<lb/>
der Nieren zu ihren natu&#x0364;rlichen thieri&#x017F;chen Verrichtungen<lb/>
in den itztgedachten Fa&#x0364;llen gar nichts, und &#x017F;ie ge&#x017F;chehen al-<lb/>
&#x017F;o durch &#x017F;olche a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke §. 32. in die Nie-<lb/>
ren, die im Gehirne keine materiellen a&#x0364;ußern Empfindun-<lb/>
gen erregen. Mithin i&#x017F;t die&#x017F;e Vermehrung der natu&#x0364;rli-<lb/>
chen thieri&#x017F;chen Verrichtung der Nieren in &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen<lb/>
keine Seelenwirkung von a&#x0364;ußern Empfindungen, &#x017F;ondern<lb/>
eine Nervenwirkung des a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindrucks in &#x017F;ie,<lb/>
§. 353. die unmittelbar an den Oertern, wo der Eindruck<lb/>
ge&#x017F;chieht, ent&#x017F;teht, mithin eine unmittelbare Nervenwir-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kung</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[476/0500] II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr. §. 476. Die Nerven der Leber begleiten blos ihre Blutgefaͤße, und ſind nicht eigentlich ihrer Subſtanz einverleibet, wie in den Muskeln. §. 161. 175. Daher iſt dieſes Einge- weide keiner andern unmittelbaren Nervenwirkungen durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke faͤhig, §. 445. 418. N. 1. 3. als die etwa ſeine Blutgefaͤße von ihnen leiden, §. 460. und wodurch die Abſonderung und Ergießung der Galle befoͤrdert werden kann. §. 175. 462. 463. Man kann aber davon bey enthaupteten Thieren ſchwerlich Erfahrun- gen zeigen, und ſelbſt in lebenden ſind die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in dieſes Eingeweide ſo unmerklich und ohne Folgen, §. 213. daß man von den mittelbaren Nerven- wirkungen derſelben kaum einige Spuren in der Erfahrung findet, wovon unten §. 535. Die Reizbarkeit §. 432. der Gallenblaſe iſt ebenfalls nur ſchwach und dunkel. H. P. §. 710. Op. min. T. 1. p. 380. §. 477. Verſchiedene Speiſen und Getraͤnke, Arzneyen und Gifte verurſachen eine ſehr ſchnelle und haͤufige Abſonde- rung des Urins in den Nieren, und dieſe Abſonderung iſt die natuͤrliche Verrichtung dieſer Eingeweide, die ganz un- ſtreitig thieriſch iſt, folglich durch die thieriſchen Maſchi- nen der Nieren, §. 6. das iſt, die Nerven, §. 9. bewerk- ſtelliget wird. Nun empfinden wir aber von dieſen Reizen der Nieren zu ihren natuͤrlichen thieriſchen Verrichtungen in den itztgedachten Faͤllen gar nichts, und ſie geſchehen al- ſo durch ſolche aͤußere ſinnliche Eindruͤcke §. 32. in die Nie- ren, die im Gehirne keine materiellen aͤußern Empfindun- gen erregen. Mithin iſt dieſe Vermehrung der natuͤrli- chen thieriſchen Verrichtung der Nieren in ſolchen Faͤllen keine Seelenwirkung von aͤußern Empfindungen, ſondern eine Nervenwirkung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks in ſie, §. 353. die unmittelbar an den Oertern, wo der Eindruck geſchieht, entſteht, mithin eine unmittelbare Nervenwir- kung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/500
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/500>, abgerufen am 03.12.2024.