Weil auf den Windungen des Schlundes, Magens und der Gedärme, die ein äußerer sinnlicher Eindruck in ihnen erreget, das Meiste beruhet, was die festen Theile zur Verdauung der Speisen beytragen, und das, was die flüssigen dabey thun, nur physische Wirkungen sind, so kann die ganze Verdauung selbst, als eine thierische Ver- richtung betrachtet, hauptsächlich die Folge der unmittelba- ren Nervenwirkungen von den äußern sinnlichen Eindrü- cken der Speisen in die Verdauungswege seyn, und es könnte also dieses ganze Geschäfte der thierischen Natur auch in Thieren, die weder Gehirn noch Vorstellungskraft hätten, von Statten gehen. §. 467. 446. Selbst die Bewegung des Milchsafts durch die Milchadern ist hiervon nicht aus- zuschließen. v. Hall. op. min. T. 1. pag. 378. 379.
§. 470.
Die gewöhnlichen natürlichen Reize oder äußern sinn- lichen Eindrücke des Schlundes, Magens und der Gedär- me werden von den Thieren, vermöge der Erfahrung, nicht empfunden, §. 170. 174. 212. und brauchen sich auch nicht in den Nerven außerhalb ihrer Substanz fortzupflan- zen, um die wurmförmige Bewegung hervorzubringen. §. 466. Wir empfinden von den Speisen, sobald sie über die Zunge hinweg sind, nichts, und sie erregen gleichwohl diese wurmförmige Bewegung, wie es sich gehöret. Es können sogar sehr heftige Reize in diesen Eingeweiden seyn, die sie zu Krämpfen und convulsivischen Bewegungen zwingen, und die man doch so wenig empfindet, daß man ihre Gegenwart nur aus dem Heulen der Winde, oder aus ihren mittelbaren Nervenwirkungen, oder aus dadurch ver- anlaßten äußern Empfindungen in weit entfernten Theilen §. 212. schließen muß; z. E. wenn Würmer im Magen oder in den Gedärmen Convulsionen, Lähmungen der Glie- der, Seitenstechen in der Brust, schnelle Uebligkeiten, dar- inn man nicht die sinnlichen Eindrücke von den Würmern
selbst,
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
§. 469.
Weil auf den Windungen des Schlundes, Magens und der Gedaͤrme, die ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in ihnen erreget, das Meiſte beruhet, was die feſten Theile zur Verdauung der Speiſen beytragen, und das, was die fluͤſſigen dabey thun, nur phyſiſche Wirkungen ſind, ſo kann die ganze Verdauung ſelbſt, als eine thieriſche Ver- richtung betrachtet, hauptſaͤchlich die Folge der unmittelba- ren Nervenwirkungen von den aͤußern ſinnlichen Eindruͤ- cken der Speiſen in die Verdauungswege ſeyn, und es koͤnnte alſo dieſes ganze Geſchaͤfte der thieriſchen Natur auch in Thieren, die weder Gehirn noch Vorſtellungskraft haͤtten, von Statten gehen. §. 467. 446. Selbſt die Bewegung des Milchſafts durch die Milchadern iſt hiervon nicht aus- zuſchließen. v. Hall. op. min. T. 1. pag. 378. 379.
§. 470.
Die gewoͤhnlichen natuͤrlichen Reize oder aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcke des Schlundes, Magens und der Gedaͤr- me werden von den Thieren, vermoͤge der Erfahrung, nicht empfunden, §. 170. 174. 212. und brauchen ſich auch nicht in den Nerven außerhalb ihrer Subſtanz fortzupflan- zen, um die wurmfoͤrmige Bewegung hervorzubringen. §. 466. Wir empfinden von den Speiſen, ſobald ſie uͤber die Zunge hinweg ſind, nichts, und ſie erregen gleichwohl dieſe wurmfoͤrmige Bewegung, wie es ſich gehoͤret. Es koͤnnen ſogar ſehr heftige Reize in dieſen Eingeweiden ſeyn, die ſie zu Kraͤmpfen und convulſiviſchen Bewegungen zwingen, und die man doch ſo wenig empfindet, daß man ihre Gegenwart nur aus dem Heulen der Winde, oder aus ihren mittelbaren Nervenwirkungen, oder aus dadurch ver- anlaßten aͤußern Empfindungen in weit entfernten Theilen §. 212. ſchließen muß; z. E. wenn Wuͤrmer im Magen oder in den Gedaͤrmen Convulſionen, Laͤhmungen der Glie- der, Seitenſtechen in der Bruſt, ſchnelle Uebligkeiten, dar- inn man nicht die ſinnlichen Eindruͤcke von den Wuͤrmern
ſelbſt,
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II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
§. 469.
Weil auf den Windungen des Schlundes, Magens
und der Gedaͤrme, die ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in
ihnen erreget, das Meiſte beruhet, was die feſten Theile
zur Verdauung der Speiſen beytragen, und das, was die
fluͤſſigen dabey thun, nur phyſiſche Wirkungen ſind, ſo
kann die ganze Verdauung ſelbſt, als eine thieriſche Ver-
richtung betrachtet, hauptſaͤchlich die Folge der unmittelba-
ren Nervenwirkungen von den aͤußern ſinnlichen Eindruͤ-
cken der Speiſen in die Verdauungswege ſeyn, und es koͤnnte
alſo dieſes ganze Geſchaͤfte der thieriſchen Natur auch in
Thieren, die weder Gehirn noch Vorſtellungskraft haͤtten,
von Statten gehen. §. 467. 446. Selbſt die Bewegung
des Milchſafts durch die Milchadern iſt hiervon nicht aus-
zuſchließen. v. Hall. op. min. T. 1. pag. 378. 379.
§. 470.
Die gewoͤhnlichen natuͤrlichen Reize oder aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcke des Schlundes, Magens und der Gedaͤr-
me werden von den Thieren, vermoͤge der Erfahrung, nicht
empfunden, §. 170. 174. 212. und brauchen ſich auch
nicht in den Nerven außerhalb ihrer Subſtanz fortzupflan-
zen, um die wurmfoͤrmige Bewegung hervorzubringen. §.
466. Wir empfinden von den Speiſen, ſobald ſie uͤber
die Zunge hinweg ſind, nichts, und ſie erregen gleichwohl
dieſe wurmfoͤrmige Bewegung, wie es ſich gehoͤret. Es
koͤnnen ſogar ſehr heftige Reize in dieſen Eingeweiden ſeyn,
die ſie zu Kraͤmpfen und convulſiviſchen Bewegungen
zwingen, und die man doch ſo wenig empfindet, daß man
ihre Gegenwart nur aus dem Heulen der Winde, oder aus
ihren mittelbaren Nervenwirkungen, oder aus dadurch ver-
anlaßten aͤußern Empfindungen in weit entfernten Theilen
§. 212. ſchließen muß; z. E. wenn Wuͤrmer im Magen
oder in den Gedaͤrmen Convulſionen, Laͤhmungen der Glie-
der, Seitenſtechen in der Bruſt, ſchnelle Uebligkeiten, dar-
inn man nicht die ſinnlichen Eindruͤcke von den Wuͤrmern
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/494>, abgerufen am 21.11.2024.
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