Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

2 Abschn. insbesondre.
schen Bau, vermöge dieser unmitrelbaren Nervenwirkun-
gen der äußern sinnlichen Eindrücke, §. 446. 447. so ganz
in Wirkung gesetzet, daß sie, eben so wie das Herz, ihre
natürliche thierische Verrichtung, auch nachdem sie aus
dem Körper geschnitten worden sind, vermehren, ja sogar
vom neuen wieder anfangen, ob sie gleich schon längst auf-
gehöret hatte. §. 357. H. P. §. 402. op. min. T. 1.
p. 384. etc. 390. etc.

§. 467.

Da äußere sinnliche Eindrücke die natürlichen thieri-
schen Verrichtungen des Schlundes, Magens und der Ge-
därme als unmittelbare Nervenwirkungen hervorbringen,
§. 466. so ist dazu weder die Mitwirkung der thierischen
Seelenkräfte des Gehirns, noch der Vorstellungskraft
schlechterdings nöthig; sondern sie könnten auch in Thieren,
die beyder beraubet sind, erfolgen. §. 418.

§. 468.

Der Schlund, der Magen und die Gedärme werden
von sehr vielen äußerlichen Reizen unmittelbar thierisch be-
weget. Fast alle Arten der Berührung in ihrer äußern
und innern Fläche, die Speisen aller Arten, die Luft, Arz-
neyen, Gifte, Verletzungen, u. s. w. verursachen ein Zu-
sammenziehen an der berührten Stelle, das sich durch ihre
ganze Reihe, als eine Folge der unmittelbaren Nervenwir-
kungen des äußern sinnlichen Eindrucks §. 446. fortpflan-
zet. So wie aber diejenigen Berührungen, welche eine
angenehme äußere Empfindung erregen könnten, nur blos
natürliche thierische Bewegungen in ihnen wirken, so leh-
ret die Erfahrung, daß in den ausgeschnittenen Magen und
Gedärmen diejenigen Reize, die dem Thiere Schmerzen
verursachen könnten, sie convulsivisch zusammenziehen, wie
solches mit den Eigenschaften der thierischen Bewegung der
Muskeln überhaupt übereinstimmet. §. 452.

§. 469.
G g 3

2 Abſchn. insbeſondre.
ſchen Bau, vermoͤge dieſer unmitrelbaren Nervenwirkun-
gen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, §. 446. 447. ſo ganz
in Wirkung geſetzet, daß ſie, eben ſo wie das Herz, ihre
natuͤrliche thieriſche Verrichtung, auch nachdem ſie aus
dem Koͤrper geſchnitten worden ſind, vermehren, ja ſogar
vom neuen wieder anfangen, ob ſie gleich ſchon laͤngſt auf-
gehoͤret hatte. §. 357. H. P. §. 402. op. min. T. 1.
p. 384. etc. 390. etc.

§. 467.

Da aͤußere ſinnliche Eindruͤcke die natuͤrlichen thieri-
ſchen Verrichtungen des Schlundes, Magens und der Ge-
daͤrme als unmittelbare Nervenwirkungen hervorbringen,
§. 466. ſo iſt dazu weder die Mitwirkung der thieriſchen
Seelenkraͤfte des Gehirns, noch der Vorſtellungskraft
ſchlechterdings noͤthig; ſondern ſie koͤnnten auch in Thieren,
die beyder beraubet ſind, erfolgen. §. 418.

§. 468.

Der Schlund, der Magen und die Gedaͤrme werden
von ſehr vielen aͤußerlichen Reizen unmittelbar thieriſch be-
weget. Faſt alle Arten der Beruͤhrung in ihrer aͤußern
und innern Flaͤche, die Speiſen aller Arten, die Luft, Arz-
neyen, Gifte, Verletzungen, u. ſ. w. verurſachen ein Zu-
ſammenziehen an der beruͤhrten Stelle, das ſich durch ihre
ganze Reihe, als eine Folge der unmittelbaren Nervenwir-
kungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks §. 446. fortpflan-
zet. So wie aber diejenigen Beruͤhrungen, welche eine
angenehme aͤußere Empfindung erregen koͤnnten, nur blos
natuͤrliche thieriſche Bewegungen in ihnen wirken, ſo leh-
ret die Erfahrung, daß in den ausgeſchnittenen Magen und
Gedaͤrmen diejenigen Reize, die dem Thiere Schmerzen
verurſachen koͤnnten, ſie convulſiviſch zuſammenziehen, wie
ſolches mit den Eigenſchaften der thieriſchen Bewegung der
Muskeln uͤberhaupt uͤbereinſtimmet. §. 452.

§. 469.
G g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0493" n="469"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">2 Ab&#x017F;chn. insbe&#x017F;ondre.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Bau, vermo&#x0364;ge die&#x017F;er unmitrelbaren Nervenwirkun-<lb/>
gen der a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindru&#x0364;cke, §. 446. 447. &#x017F;o ganz<lb/>
in Wirkung ge&#x017F;etzet, daß &#x017F;ie, eben &#x017F;o wie das Herz, ihre<lb/>
natu&#x0364;rliche thieri&#x017F;che Verrichtung, auch nachdem &#x017F;ie aus<lb/>
dem Ko&#x0364;rper ge&#x017F;chnitten worden &#x017F;ind, vermehren, ja &#x017F;ogar<lb/>
vom neuen wieder anfangen, ob &#x017F;ie gleich &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t auf-<lb/>
geho&#x0364;ret hatte. §. 357. <hi rendition="#aq">H. P. §. 402. op. min. T. 1.<lb/>
p. 384. etc. 390. etc.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 467.</head><lb/>
              <p>Da a&#x0364;ußere &#x017F;innliche Eindru&#x0364;cke die natu&#x0364;rlichen thieri-<lb/>
&#x017F;chen Verrichtungen des Schlundes, Magens und der Ge-<lb/>
da&#x0364;rme als unmittelbare Nervenwirkungen hervorbringen,<lb/>
§. 466. &#x017F;o i&#x017F;t dazu weder die Mitwirkung der thieri&#x017F;chen<lb/>
Seelenkra&#x0364;fte des Gehirns, noch der Vor&#x017F;tellungskraft<lb/>
&#x017F;chlechterdings no&#x0364;thig; &#x017F;ondern &#x017F;ie ko&#x0364;nnten auch in Thieren,<lb/>
die beyder beraubet &#x017F;ind, erfolgen. §. 418.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 468.</head><lb/>
              <p>Der Schlund, der Magen und die Geda&#x0364;rme werden<lb/>
von &#x017F;ehr vielen a&#x0364;ußerlichen Reizen unmittelbar thieri&#x017F;ch be-<lb/>
weget. Fa&#x017F;t alle Arten der Beru&#x0364;hrung in ihrer a&#x0364;ußern<lb/>
und innern Fla&#x0364;che, die Spei&#x017F;en aller Arten, die Luft, Arz-<lb/>
neyen, Gifte, Verletzungen, u. &#x017F;. w. verur&#x017F;achen ein Zu-<lb/>
&#x017F;ammenziehen an der beru&#x0364;hrten Stelle, das &#x017F;ich durch ihre<lb/>
ganze Reihe, als eine Folge der unmittelbaren Nervenwir-<lb/>
kungen des a&#x0364;ußern &#x017F;innlichen Eindrucks §. 446. fortpflan-<lb/>
zet. So wie aber diejenigen Beru&#x0364;hrungen, welche eine<lb/>
angenehme a&#x0364;ußere Empfindung erregen ko&#x0364;nnten, nur blos<lb/>
natu&#x0364;rliche thieri&#x017F;che Bewegungen in ihnen wirken, &#x017F;o leh-<lb/>
ret die Erfahrung, daß in den ausge&#x017F;chnittenen Magen und<lb/>
Geda&#x0364;rmen diejenigen Reize, die dem Thiere Schmerzen<lb/>
verur&#x017F;achen ko&#x0364;nnten, &#x017F;ie convul&#x017F;ivi&#x017F;ch zu&#x017F;ammenziehen, wie<lb/>
&#x017F;olches mit den Eigen&#x017F;chaften der thieri&#x017F;chen Bewegung der<lb/>
Muskeln u&#x0364;berhaupt u&#x0364;berein&#x017F;timmet. §. 452.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">G g 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 469.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0493] 2 Abſchn. insbeſondre. ſchen Bau, vermoͤge dieſer unmitrelbaren Nervenwirkun- gen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, §. 446. 447. ſo ganz in Wirkung geſetzet, daß ſie, eben ſo wie das Herz, ihre natuͤrliche thieriſche Verrichtung, auch nachdem ſie aus dem Koͤrper geſchnitten worden ſind, vermehren, ja ſogar vom neuen wieder anfangen, ob ſie gleich ſchon laͤngſt auf- gehoͤret hatte. §. 357. H. P. §. 402. op. min. T. 1. p. 384. etc. 390. etc. §. 467. Da aͤußere ſinnliche Eindruͤcke die natuͤrlichen thieri- ſchen Verrichtungen des Schlundes, Magens und der Ge- daͤrme als unmittelbare Nervenwirkungen hervorbringen, §. 466. ſo iſt dazu weder die Mitwirkung der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, noch der Vorſtellungskraft ſchlechterdings noͤthig; ſondern ſie koͤnnten auch in Thieren, die beyder beraubet ſind, erfolgen. §. 418. §. 468. Der Schlund, der Magen und die Gedaͤrme werden von ſehr vielen aͤußerlichen Reizen unmittelbar thieriſch be- weget. Faſt alle Arten der Beruͤhrung in ihrer aͤußern und innern Flaͤche, die Speiſen aller Arten, die Luft, Arz- neyen, Gifte, Verletzungen, u. ſ. w. verurſachen ein Zu- ſammenziehen an der beruͤhrten Stelle, das ſich durch ihre ganze Reihe, als eine Folge der unmittelbaren Nervenwir- kungen des aͤußern ſinnlichen Eindrucks §. 446. fortpflan- zet. So wie aber diejenigen Beruͤhrungen, welche eine angenehme aͤußere Empfindung erregen koͤnnten, nur blos natuͤrliche thieriſche Bewegungen in ihnen wirken, ſo leh- ret die Erfahrung, daß in den ausgeſchnittenen Magen und Gedaͤrmen diejenigen Reize, die dem Thiere Schmerzen verurſachen koͤnnten, ſie convulſiviſch zuſammenziehen, wie ſolches mit den Eigenſchaften der thieriſchen Bewegung der Muskeln uͤberhaupt uͤbereinſtimmet. §. 452. §. 469. G g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/493
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/493>, abgerufen am 03.12.2024.