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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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II Th. Nervenk. 2 Kap. des äuß. sinnl. Eindr.
sinnliche Eindrücke machen, unmittelbar, entweder natür-
lich oder widernatürlich, nach der Verschiedenheit derselben
verändert. Der Puls der Schlagadern kömmt bey erstick-
ten und andern solchen verunglückten Personen, wenn sie
durch Hülfe der Kunst wieder auferwecket werden, nicht
eher wieder, als nach hergestelltem Herzschlage, wenn das
Blut wieder in dieselben gewirket hat, und zwar erfolget
diese Wirkung unmittelbar an den gereizten Stellen, zuerst
näher beym Herzen, und erst später in den entfernten
Zweigen, so wie der Puls in Ohnmachten und bey Ster-
benden erst in diesen verschwindet, und in den nähern noch
fortdauret.

§. 462.

Die Endungen der Schlagadern sind, wie schon oben
erwiesen worden, §. 207. besondrer thierischer Bewegun-
gen fähig, die zuweilen Seelenwirkungen sind, eigentlich
aber zu den unmittelbaren Nervenwirkungen der äußern
sinnlichen Eindrücke in die Nerven, die diese Adern umge-
ben, gehören. Sie bestehen darinn, daß ein jeder äuße-
rer sinnlicher Eindruck in diese Endungen die in den Schlag-
adern enthaltenen Säfte nach ihnen hinlocket, wo sie sich in
manchen Fällen ergießen, in manchen aber stocken, und Un-
terlaufungen, Geschwulst und Entzündungen verursachen.
Daß dieß eine bloße unmittelbare Nervenwirkung des äu-
ßern sinnlichen Eindrucks seyn könne, erhellet daraus, weil
eine Stelle, die nach der Enthauptung eines Thieres hart
geschlagen wird, noch eben so mit Blute unterläuft, als
wenn das Thier den Schlag empfunden hätte, §. 357.
207. und da wir sehr oft dergleichen Ergießungen, Sto-
ckungen, Unterlaufungen und Entzündungen an uns selbst
wahrnehmen, ohne daß wir den äußern sinnlichen Ein-
druck, der sie veranlasset bat, empfunden hätten, welches
besonders im Schlafe, in Ohnmachten, bey Convulsionen
und in Deliri[i]s sich oft zuträgt; so ist es gewiß, daß auch
dieser sogenannte Zufluß der Säfte nach der Stelle, die ei-

nen

II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
ſinnliche Eindruͤcke machen, unmittelbar, entweder natuͤr-
lich oder widernatuͤrlich, nach der Verſchiedenheit derſelben
veraͤndert. Der Puls der Schlagadern koͤmmt bey erſtick-
ten und andern ſolchen verungluͤckten Perſonen, wenn ſie
durch Huͤlfe der Kunſt wieder auferwecket werden, nicht
eher wieder, als nach hergeſtelltem Herzſchlage, wenn das
Blut wieder in dieſelben gewirket hat, und zwar erfolget
dieſe Wirkung unmittelbar an den gereizten Stellen, zuerſt
naͤher beym Herzen, und erſt ſpaͤter in den entfernten
Zweigen, ſo wie der Puls in Ohnmachten und bey Ster-
benden erſt in dieſen verſchwindet, und in den naͤhern noch
fortdauret.

§. 462.

Die Endungen der Schlagadern ſind, wie ſchon oben
erwieſen worden, §. 207. beſondrer thieriſcher Bewegun-
gen faͤhig, die zuweilen Seelenwirkungen ſind, eigentlich
aber zu den unmittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern
ſinnlichen Eindruͤcke in die Nerven, die dieſe Adern umge-
ben, gehoͤren. Sie beſtehen darinn, daß ein jeder aͤuße-
rer ſinnlicher Eindruck in dieſe Endungen die in den Schlag-
adern enthaltenen Saͤfte nach ihnen hinlocket, wo ſie ſich in
manchen Faͤllen ergießen, in manchen aber ſtocken, und Un-
terlaufungen, Geſchwulſt und Entzuͤndungen verurſachen.
Daß dieß eine bloße unmittelbare Nervenwirkung des aͤu-
ßern ſinnlichen Eindrucks ſeyn koͤnne, erhellet daraus, weil
eine Stelle, die nach der Enthauptung eines Thieres hart
geſchlagen wird, noch eben ſo mit Blute unterlaͤuft, als
wenn das Thier den Schlag empfunden haͤtte, §. 357.
207. und da wir ſehr oft dergleichen Ergießungen, Sto-
ckungen, Unterlaufungen und Entzuͤndungen an uns ſelbſt
wahrnehmen, ohne daß wir den aͤußern ſinnlichen Ein-
druck, der ſie veranlaſſet bat, empfunden haͤtten, welches
beſonders im Schlafe, in Ohnmachten, bey Convulſionen
und in Deliri[i]s ſich oft zutraͤgt; ſo iſt es gewiß, daß auch
dieſer ſogenannte Zufluß der Saͤfte nach der Stelle, die ei-

nen
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[464/0488] II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr. ſinnliche Eindruͤcke machen, unmittelbar, entweder natuͤr- lich oder widernatuͤrlich, nach der Verſchiedenheit derſelben veraͤndert. Der Puls der Schlagadern koͤmmt bey erſtick- ten und andern ſolchen verungluͤckten Perſonen, wenn ſie durch Huͤlfe der Kunſt wieder auferwecket werden, nicht eher wieder, als nach hergeſtelltem Herzſchlage, wenn das Blut wieder in dieſelben gewirket hat, und zwar erfolget dieſe Wirkung unmittelbar an den gereizten Stellen, zuerſt naͤher beym Herzen, und erſt ſpaͤter in den entfernten Zweigen, ſo wie der Puls in Ohnmachten und bey Ster- benden erſt in dieſen verſchwindet, und in den naͤhern noch fortdauret. §. 462. Die Endungen der Schlagadern ſind, wie ſchon oben erwieſen worden, §. 207. beſondrer thieriſcher Bewegun- gen faͤhig, die zuweilen Seelenwirkungen ſind, eigentlich aber zu den unmittelbaren Nervenwirkungen der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die Nerven, die dieſe Adern umge- ben, gehoͤren. Sie beſtehen darinn, daß ein jeder aͤuße- rer ſinnlicher Eindruck in dieſe Endungen die in den Schlag- adern enthaltenen Saͤfte nach ihnen hinlocket, wo ſie ſich in manchen Faͤllen ergießen, in manchen aber ſtocken, und Un- terlaufungen, Geſchwulſt und Entzuͤndungen verurſachen. Daß dieß eine bloße unmittelbare Nervenwirkung des aͤu- ßern ſinnlichen Eindrucks ſeyn koͤnne, erhellet daraus, weil eine Stelle, die nach der Enthauptung eines Thieres hart geſchlagen wird, noch eben ſo mit Blute unterlaͤuft, als wenn das Thier den Schlag empfunden haͤtte, §. 357. 207. und da wir ſehr oft dergleichen Ergießungen, Sto- ckungen, Unterlaufungen und Entzuͤndungen an uns ſelbſt wahrnehmen, ohne daß wir den aͤußern ſinnlichen Ein- druck, der ſie veranlaſſet bat, empfunden haͤtten, welches beſonders im Schlafe, in Ohnmachten, bey Convulſionen und in Deliriis ſich oft zutraͤgt; ſo iſt es gewiß, daß auch dieſer ſogenannte Zufluß der Saͤfte nach der Stelle, die ei- nen

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/488>, abgerufen am 21.11.2024.