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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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2 Abschn. insbesondre.
hervor. §. 424. Man kann also nicht schließen: weil ein
Muskel von gewissen äußern Berührungen nicht unmittel-
bar thierisch beweget wird, daß ihm die Nervenkraft des
äußern sinnlichen Eindrucks zu unmittelbaren Nervenwir-
kungen mangele, oder weil er von einigen unmittelbar thie-
risch beweget wird, daß er es von allen werden müsse. Viel-
mehr hat jeder Muskel durch den Nerven, so wie der Nerve
selbst, §. 40. seine äußern sinnlichen Eindrücke, die ihn
vor andern unmittelbar reizen, er mag sie übrigens empfin-
den, §. 204. oder nicht. §. 424. Es kann so gar eben
dieselbe äußere Berührung des Nerven im Muskel einen
äußern sinnlichen Eindruck verursachen, dieser kann darinn
aufsteigen und empfunden oder unterwegens abgeleitet wer-
den, mithin Seelenwirkungen oder mittelbare Nervenwir-
kungen hervorbringen, ohne eine unmittelbare Nervenwir-
kung im Muskel erreget zu haben. §. 424. N. 3.

§. 452.

Die äußern sinnlichen Eindrücke in die Muskelfasern,
welche eine angenehme äußere Empfindung erregen könn-
ten, bringen solche unmittelbare Nervenwirkungen hervor,
die an sich und in ihrem Grade mit der natürlichen Be-
stimmung des Muskels übereinkommen; die hingegen, so
unangenehme äußere Empfindungen, Schmerz, oder auch
einen heftigen Kitzel erregen würden, verursachen widerna-
türliche unmittelbare Nervenwirkungen in ihnen. §. 204.
440. Der erstere beweget die Muskeln, und durch sie die
Glieder, der Gesundheit gemäß, wie es eine angenehme
Empfindung thut: hingegen andre Eindrücke, die dem
Thiere schmerzhaft seyn würden, zwingen den berührten
Muskel auch in enthaupteten Thieren zu Krämpfen, Zu-
ckungen, Erstarrungen, und setzen die Glieder in convulsi-
vische Bewegung. So winden sich die ausgeschnittenen
Gedärme convulsivisch, wenn man sie mit Giften, oder
durch Verwundungen so heftig reizet, daß sie davon Schmer-
zen empfinden würden, wenn das Thier ihre äußern sinnli-

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2 Abſchn. insbeſondre.
hervor. §. 424. Man kann alſo nicht ſchließen: weil ein
Muskel von gewiſſen aͤußern Beruͤhrungen nicht unmittel-
bar thieriſch beweget wird, daß ihm die Nervenkraft des
aͤußern ſinnlichen Eindrucks zu unmittelbaren Nervenwir-
kungen mangele, oder weil er von einigen unmittelbar thie-
riſch beweget wird, daß er es von allen werden muͤſſe. Viel-
mehr hat jeder Muskel durch den Nerven, ſo wie der Nerve
ſelbſt, §. 40. ſeine aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, die ihn
vor andern unmittelbar reizen, er mag ſie uͤbrigens empfin-
den, §. 204. oder nicht. §. 424. Es kann ſo gar eben
dieſelbe aͤußere Beruͤhrung des Nerven im Muskel einen
aͤußern ſinnlichen Eindruck verurſachen, dieſer kann darinn
aufſteigen und empfunden oder unterwegens abgeleitet wer-
den, mithin Seelenwirkungen oder mittelbare Nervenwir-
kungen hervorbringen, ohne eine unmittelbare Nervenwir-
kung im Muskel erreget zu haben. §. 424. N. 3.

§. 452.

Die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die Muskelfaſern,
welche eine angenehme aͤußere Empfindung erregen koͤnn-
ten, bringen ſolche unmittelbare Nervenwirkungen hervor,
die an ſich und in ihrem Grade mit der natuͤrlichen Be-
ſtimmung des Muskels uͤbereinkommen; die hingegen, ſo
unangenehme aͤußere Empfindungen, Schmerz, oder auch
einen heftigen Kitzel erregen wuͤrden, verurſachen widerna-
tuͤrliche unmittelbare Nervenwirkungen in ihnen. §. 204.
440. Der erſtere beweget die Muskeln, und durch ſie die
Glieder, der Geſundheit gemaͤß, wie es eine angenehme
Empfindung thut: hingegen andre Eindruͤcke, die dem
Thiere ſchmerzhaft ſeyn wuͤrden, zwingen den beruͤhrten
Muskel auch in enthaupteten Thieren zu Kraͤmpfen, Zu-
ckungen, Erſtarrungen, und ſetzen die Glieder in convulſi-
viſche Bewegung. So winden ſich die ausgeſchnittenen
Gedaͤrme convulſiviſch, wenn man ſie mit Giften, oder
durch Verwundungen ſo heftig reizet, daß ſie davon Schmer-
zen empfinden wuͤrden, wenn das Thier ihre aͤußern ſinnli-

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[455/0479] 2 Abſchn. insbeſondre. hervor. §. 424. Man kann alſo nicht ſchließen: weil ein Muskel von gewiſſen aͤußern Beruͤhrungen nicht unmittel- bar thieriſch beweget wird, daß ihm die Nervenkraft des aͤußern ſinnlichen Eindrucks zu unmittelbaren Nervenwir- kungen mangele, oder weil er von einigen unmittelbar thie- riſch beweget wird, daß er es von allen werden muͤſſe. Viel- mehr hat jeder Muskel durch den Nerven, ſo wie der Nerve ſelbſt, §. 40. ſeine aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke, die ihn vor andern unmittelbar reizen, er mag ſie uͤbrigens empfin- den, §. 204. oder nicht. §. 424. Es kann ſo gar eben dieſelbe aͤußere Beruͤhrung des Nerven im Muskel einen aͤußern ſinnlichen Eindruck verurſachen, dieſer kann darinn aufſteigen und empfunden oder unterwegens abgeleitet wer- den, mithin Seelenwirkungen oder mittelbare Nervenwir- kungen hervorbringen, ohne eine unmittelbare Nervenwir- kung im Muskel erreget zu haben. §. 424. N. 3. §. 452. Die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die Muskelfaſern, welche eine angenehme aͤußere Empfindung erregen koͤnn- ten, bringen ſolche unmittelbare Nervenwirkungen hervor, die an ſich und in ihrem Grade mit der natuͤrlichen Be- ſtimmung des Muskels uͤbereinkommen; die hingegen, ſo unangenehme aͤußere Empfindungen, Schmerz, oder auch einen heftigen Kitzel erregen wuͤrden, verurſachen widerna- tuͤrliche unmittelbare Nervenwirkungen in ihnen. §. 204. 440. Der erſtere beweget die Muskeln, und durch ſie die Glieder, der Geſundheit gemaͤß, wie es eine angenehme Empfindung thut: hingegen andre Eindruͤcke, die dem Thiere ſchmerzhaft ſeyn wuͤrden, zwingen den beruͤhrten Muskel auch in enthaupteten Thieren zu Kraͤmpfen, Zu- ckungen, Erſtarrungen, und ſetzen die Glieder in convulſi- viſche Bewegung. So winden ſich die ausgeſchnittenen Gedaͤrme convulſiviſch, wenn man ſie mit Giften, oder durch Verwundungen ſo heftig reizet, daß ſie davon Schmer- zen empfinden wuͤrden, wenn das Thier ihre aͤußern ſinnli- chen F f 4

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/479>, abgerufen am 21.11.2024.