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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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1 Kap. Die thierischen Maschinen überhaupt.
"viele Aeste zertheilet; insonderheit in dem Zusammenstos-
"sen der Aeste verschiedener Stämme findet man die Kno-
"ten,
oder harte nervigte Geschwülste, die mit Gefäßen ver-
"sehen, und von einer festen Haut umschlossen sind; deren
"Bau und Nutzen bis hieher unbekannt ist, und in denen
"die gerade Richtung der Nervenfasern unterbrochen wird.
"Man findet keine solche Knoten in den Nerven, die einzig
"den Sinnen gewiedmet sind, noch in den Nerven des ach-
"ten Paars, des Zwerchfells, der Gliedmaßen. Den Ner-
"ven des Rückgrats hingegen, und dem Rippennerven, der
"in der That ein Nerve des Rückgrats ist, sind sie eigen."
H. P. §. 364.

§. 15.

1. Alle Erscheinungen bey den Empfindungen und Be-
wegungen, die durch die Nerven veranlasset werden, ma-
chen die Gegenwart eines äußerst subtilen flüssigen Wesens
wahrscheinlich, das unsichtbar im weichen Marke des Ge-
hirns und der Nerven wohnet, und alle thierische Verrich-
tungen beyder vermittelt. Man nennet es die Lebensgei-
ster,
oder den Nervensaft, weiß aber nicht eigentlich, wie
und auf welche Weise sie zu den thierischen Verrichtungen
etwas beytragen. Sie sind nicht dasjenige flüssige Wesen,
was im Gehirn- und Nervenmarke sichtbar ist, sondern ein
viel subtilerer Hauch, der nicht in die Sinne fällt. Aus
den Erscheinungen, die sein Daseyn verrathen, läßt sich
schließen, daß der Nervensaft ein flüssiger, äußerst beweg-
licher, geistiger Dunst sey, der weder wässerig, noch kle-
brig, noch elastisch, ätherisch, oder elecktrisch seyn kann.
"Da die Empfindungen und Bewegungen nicht aus der
"Federkraft der Nerven erkläret werden können, so scheint
"wahrscheinlich, daß es ein flüssiges Wesen sey, das aus
"dem Gehirne kömmt, in den Nerven herabsteige und bis
"in die äußersten Theile hinausfließe; daß die Geschwindig-
"keit dieses flüssigen Wesens durch einen Reiz beschleuniget
"werde," u. s. w. H. P. §. 377. "Die Natur der Be-

"stand-
B 3

1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt.
„viele Aeſte zertheilet; inſonderheit in dem Zuſammenſtoſ-
„ſen der Aeſte verſchiedener Staͤmme findet man die Kno-
„ten,
oder harte nervigte Geſchwuͤlſte, die mit Gefaͤßen ver-
„ſehen, und von einer feſten Haut umſchloſſen ſind; deren
„Bau und Nutzen bis hieher unbekannt iſt, und in denen
„die gerade Richtung der Nervenfaſern unterbrochen wird.
„Man findet keine ſolche Knoten in den Nerven, die einzig
„den Sinnen gewiedmet ſind, noch in den Nerven des ach-
„ten Paars, des Zwerchfells, der Gliedmaßen. Den Ner-
„ven des Ruͤckgrats hingegen, und dem Rippennerven, der
„in der That ein Nerve des Ruͤckgrats iſt, ſind ſie eigen.“
H. P. §. 364.

§. 15.

1. Alle Erſcheinungen bey den Empfindungen und Be-
wegungen, die durch die Nerven veranlaſſet werden, ma-
chen die Gegenwart eines aͤußerſt ſubtilen fluͤſſigen Weſens
wahrſcheinlich, das unſichtbar im weichen Marke des Ge-
hirns und der Nerven wohnet, und alle thieriſche Verrich-
tungen beyder vermittelt. Man nennet es die Lebensgei-
ſter,
oder den Nervenſaft, weiß aber nicht eigentlich, wie
und auf welche Weiſe ſie zu den thieriſchen Verrichtungen
etwas beytragen. Sie ſind nicht dasjenige fluͤſſige Weſen,
was im Gehirn- und Nervenmarke ſichtbar iſt, ſondern ein
viel ſubtilerer Hauch, der nicht in die Sinne faͤllt. Aus
den Erſcheinungen, die ſein Daſeyn verrathen, laͤßt ſich
ſchließen, daß der Nervenſaft ein fluͤſſiger, aͤußerſt beweg-
licher, geiſtiger Dunſt ſey, der weder waͤſſerig, noch kle-
brig, noch elaſtiſch, aͤtheriſch, oder elecktriſch ſeyn kann.
„Da die Empfindungen und Bewegungen nicht aus der
„Federkraft der Nerven erklaͤret werden koͤnnen, ſo ſcheint
„wahrſcheinlich, daß es ein fluͤſſiges Weſen ſey, das aus
„dem Gehirne koͤmmt, in den Nerven herabſteige und bis
„in die aͤußerſten Theile hinausfließe; daß die Geſchwindig-
„keit dieſes fluͤſſigen Weſens durch einen Reiz beſchleuniget
„werde,“ u. ſ. w. H. P. §. 377. „Die Natur der Be-

„ſtand-
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[21/0045] 1 Kap. Die thieriſchen Maſchinen uͤberhaupt. „viele Aeſte zertheilet; inſonderheit in dem Zuſammenſtoſ- „ſen der Aeſte verſchiedener Staͤmme findet man die Kno- „ten, oder harte nervigte Geſchwuͤlſte, die mit Gefaͤßen ver- „ſehen, und von einer feſten Haut umſchloſſen ſind; deren „Bau und Nutzen bis hieher unbekannt iſt, und in denen „die gerade Richtung der Nervenfaſern unterbrochen wird. „Man findet keine ſolche Knoten in den Nerven, die einzig „den Sinnen gewiedmet ſind, noch in den Nerven des ach- „ten Paars, des Zwerchfells, der Gliedmaßen. Den Ner- „ven des Ruͤckgrats hingegen, und dem Rippennerven, der „in der That ein Nerve des Ruͤckgrats iſt, ſind ſie eigen.“ H. P. §. 364. §. 15. 1. Alle Erſcheinungen bey den Empfindungen und Be- wegungen, die durch die Nerven veranlaſſet werden, ma- chen die Gegenwart eines aͤußerſt ſubtilen fluͤſſigen Weſens wahrſcheinlich, das unſichtbar im weichen Marke des Ge- hirns und der Nerven wohnet, und alle thieriſche Verrich- tungen beyder vermittelt. Man nennet es die Lebensgei- ſter, oder den Nervenſaft, weiß aber nicht eigentlich, wie und auf welche Weiſe ſie zu den thieriſchen Verrichtungen etwas beytragen. Sie ſind nicht dasjenige fluͤſſige Weſen, was im Gehirn- und Nervenmarke ſichtbar iſt, ſondern ein viel ſubtilerer Hauch, der nicht in die Sinne faͤllt. Aus den Erſcheinungen, die ſein Daſeyn verrathen, laͤßt ſich ſchließen, daß der Nervenſaft ein fluͤſſiger, aͤußerſt beweg- licher, geiſtiger Dunſt ſey, der weder waͤſſerig, noch kle- brig, noch elaſtiſch, aͤtheriſch, oder elecktriſch ſeyn kann. „Da die Empfindungen und Bewegungen nicht aus der „Federkraft der Nerven erklaͤret werden koͤnnen, ſo ſcheint „wahrſcheinlich, daß es ein fluͤſſiges Weſen ſey, das aus „dem Gehirne koͤmmt, in den Nerven herabſteige und bis „in die aͤußerſten Theile hinausfließe; daß die Geſchwindig- „keit dieſes fluͤſſigen Weſens durch einen Reiz beſchleuniget „werde,“ u. ſ. w. H. P. §. 377. „Die Natur der Be- „ſtand- B 3

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/45>, abgerufen am 21.12.2024.