nicht auf eine solche Weise reizet, daß dadurch im Nerven selbst diejenige geheime Bewegung verursachet wird, die sich aufwärts, nach dem Gehirne hin, fortpflanzet, und ent- weder im Gehirne materielle Jdeen von äußern Empfin- dungen, oder doch durch die Nerven thierische Bewegun- gen im Körper wirket; so ist es kein sinnlicher Eindruck, also auch kein äußerer. §. 32. Von dem, der sich durch seinen Fortgang ins Gehirn selbst, und durch äußere Em- pfindungen offenbaret, ist im ersten Theile, §. 42. u. f. gehandelt worden. Hier ist die Rede nur von dem, der nicht auf diese Weise, sondern blos durch Nervenwirkun- gen sich entdecket, und wir werden zu untersuchen haben, unter welchen Bedingungen er sie bewerkstellige.
§. 415.
1. Jst ein Nerve an dem Orte, wo er einen äußern sinnlichen Eindruck empfängt, einer mechanischen Maschi- ne, die an derselben Stelle gewisser thierischer Bewegun- gen fähig ist, völlig einverleibet, wie z. E. in den Mus- keln, §. 161. so setzet er dieselbe unmittelbar in diese thie- rische Bewegung, und in solchem Falle erfodert die Ner- venwirkung nichts mehr, als den äußern sinnlichen Ein- druck, er mag übrigens im Nerven weiter gehen, oder nicht. So zieht sich in einem ausgeschnittenen Muskel ein Fleischfäserchen unmittelbar an der Stelle zusammen, wo ein Stäubchen Salz auf ihm zerfließt, oder eine Na- delspitze es reizet.
2. Wenn ein Nerve durch einen äußern sinnlichen Eindruck in Theilen, die von dem Orte der Berührung entfernt sind, oder in den berührten Theilen zwar selbst, aber durch andre Zweige, als die den Eindruck ursprüng- lich empfangen haben, oder durch seine eignen ableitenden Faden §. 127. Nervenwirkungen verursachet; so pflanzet sich der äußere sinnliche Eindruck nach dem Gehirne zu in ihm fort, wird aber, ehe er bis dahin gelanget, von sei- ner Richtung abgeleitet und so gewendet, daß er die Nerven
der
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
nicht auf eine ſolche Weiſe reizet, daß dadurch im Nerven ſelbſt diejenige geheime Bewegung verurſachet wird, die ſich aufwaͤrts, nach dem Gehirne hin, fortpflanzet, und ent- weder im Gehirne materielle Jdeen von aͤußern Empfin- dungen, oder doch durch die Nerven thieriſche Bewegun- gen im Koͤrper wirket; ſo iſt es kein ſinnlicher Eindruck, alſo auch kein aͤußerer. §. 32. Von dem, der ſich durch ſeinen Fortgang ins Gehirn ſelbſt, und durch aͤußere Em- pfindungen offenbaret, iſt im erſten Theile, §. 42. u. f. gehandelt worden. Hier iſt die Rede nur von dem, der nicht auf dieſe Weiſe, ſondern blos durch Nervenwirkun- gen ſich entdecket, und wir werden zu unterſuchen haben, unter welchen Bedingungen er ſie bewerkſtellige.
§. 415.
1. Jſt ein Nerve an dem Orte, wo er einen aͤußern ſinnlichen Eindruck empfaͤngt, einer mechaniſchen Maſchi- ne, die an derſelben Stelle gewiſſer thieriſcher Bewegun- gen faͤhig iſt, voͤllig einverleibet, wie z. E. in den Mus- keln, §. 161. ſo ſetzet er dieſelbe unmittelbar in dieſe thie- riſche Bewegung, und in ſolchem Falle erfodert die Ner- venwirkung nichts mehr, als den aͤußern ſinnlichen Ein- druck, er mag uͤbrigens im Nerven weiter gehen, oder nicht. So zieht ſich in einem ausgeſchnittenen Muskel ein Fleiſchfaͤſerchen unmittelbar an der Stelle zuſammen, wo ein Staͤubchen Salz auf ihm zerfließt, oder eine Na- delſpitze es reizet.
2. Wenn ein Nerve durch einen aͤußern ſinnlichen Eindruck in Theilen, die von dem Orte der Beruͤhrung entfernt ſind, oder in den beruͤhrten Theilen zwar ſelbſt, aber durch andre Zweige, als die den Eindruck urſpruͤng- lich empfangen haben, oder durch ſeine eignen ableitenden Faden §. 127. Nervenwirkungen verurſachet; ſo pflanzet ſich der aͤußere ſinnliche Eindruck nach dem Gehirne zu in ihm fort, wird aber, ehe er bis dahin gelanget, von ſei- ner Richtung abgeleitet und ſo gewendet, daß er die Nerven
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0434"n="410"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi> Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.</hi></fw><lb/>
nicht auf eine ſolche Weiſe reizet, daß dadurch im Nerven<lb/>ſelbſt diejenige geheime Bewegung verurſachet wird, die ſich<lb/>
aufwaͤrts, nach dem Gehirne hin, fortpflanzet, und ent-<lb/>
weder im Gehirne materielle Jdeen von aͤußern Empfin-<lb/>
dungen, oder doch durch die Nerven thieriſche Bewegun-<lb/>
gen im Koͤrper wirket; ſo iſt es kein ſinnlicher Eindruck,<lb/>
alſo auch kein aͤußerer. §. 32. Von dem, der ſich durch<lb/>ſeinen Fortgang ins Gehirn ſelbſt, und durch aͤußere Em-<lb/>
pfindungen offenbaret, iſt im erſten Theile, §. 42. u. f.<lb/>
gehandelt worden. Hier iſt die Rede nur von dem, der<lb/>
nicht auf dieſe Weiſe, ſondern blos durch Nervenwirkun-<lb/>
gen ſich entdecket, und wir werden zu unterſuchen haben,<lb/>
unter welchen Bedingungen er ſie bewerkſtellige.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 415.</head><lb/><p>1. Jſt ein Nerve an dem Orte, wo er einen aͤußern<lb/>ſinnlichen Eindruck empfaͤngt, einer mechaniſchen Maſchi-<lb/>
ne, die an derſelben Stelle gewiſſer thieriſcher Bewegun-<lb/>
gen faͤhig iſt, voͤllig einverleibet, wie z. E. in den Mus-<lb/>
keln, §. 161. ſo ſetzet er dieſelbe unmittelbar in dieſe thie-<lb/>
riſche Bewegung, und in ſolchem Falle erfodert die Ner-<lb/>
venwirkung nichts mehr, als den aͤußern ſinnlichen Ein-<lb/>
druck, er mag uͤbrigens im Nerven weiter gehen, oder<lb/>
nicht. So zieht ſich in einem ausgeſchnittenen Muskel ein<lb/>
Fleiſchfaͤſerchen unmittelbar an der Stelle zuſammen, wo<lb/>
ein Staͤubchen Salz auf ihm zerfließt, oder eine Na-<lb/>
delſpitze es reizet.</p><lb/><p>2. Wenn ein Nerve durch einen aͤußern ſinnlichen<lb/>
Eindruck in Theilen, die von dem Orte der Beruͤhrung<lb/>
entfernt ſind, oder in den beruͤhrten Theilen zwar ſelbſt,<lb/>
aber durch andre Zweige, als die den Eindruck urſpruͤng-<lb/>
lich empfangen haben, oder durch ſeine eignen ableitenden<lb/>
Faden §. 127. Nervenwirkungen verurſachet; ſo pflanzet<lb/>ſich der aͤußere ſinnliche Eindruck nach dem Gehirne zu in<lb/>
ihm fort, wird aber, ehe er bis dahin gelanget, von ſei-<lb/>
ner Richtung abgeleitet und ſo gewendet, daß er die Nerven<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[410/0434]
II Th. Nervenk. 2 Kap. des aͤuß. ſinnl. Eindr.
nicht auf eine ſolche Weiſe reizet, daß dadurch im Nerven
ſelbſt diejenige geheime Bewegung verurſachet wird, die ſich
aufwaͤrts, nach dem Gehirne hin, fortpflanzet, und ent-
weder im Gehirne materielle Jdeen von aͤußern Empfin-
dungen, oder doch durch die Nerven thieriſche Bewegun-
gen im Koͤrper wirket; ſo iſt es kein ſinnlicher Eindruck,
alſo auch kein aͤußerer. §. 32. Von dem, der ſich durch
ſeinen Fortgang ins Gehirn ſelbſt, und durch aͤußere Em-
pfindungen offenbaret, iſt im erſten Theile, §. 42. u. f.
gehandelt worden. Hier iſt die Rede nur von dem, der
nicht auf dieſe Weiſe, ſondern blos durch Nervenwirkun-
gen ſich entdecket, und wir werden zu unterſuchen haben,
unter welchen Bedingungen er ſie bewerkſtellige.
§. 415.
1. Jſt ein Nerve an dem Orte, wo er einen aͤußern
ſinnlichen Eindruck empfaͤngt, einer mechaniſchen Maſchi-
ne, die an derſelben Stelle gewiſſer thieriſcher Bewegun-
gen faͤhig iſt, voͤllig einverleibet, wie z. E. in den Mus-
keln, §. 161. ſo ſetzet er dieſelbe unmittelbar in dieſe thie-
riſche Bewegung, und in ſolchem Falle erfodert die Ner-
venwirkung nichts mehr, als den aͤußern ſinnlichen Ein-
druck, er mag uͤbrigens im Nerven weiter gehen, oder
nicht. So zieht ſich in einem ausgeſchnittenen Muskel ein
Fleiſchfaͤſerchen unmittelbar an der Stelle zuſammen, wo
ein Staͤubchen Salz auf ihm zerfließt, oder eine Na-
delſpitze es reizet.
2. Wenn ein Nerve durch einen aͤußern ſinnlichen
Eindruck in Theilen, die von dem Orte der Beruͤhrung
entfernt ſind, oder in den beruͤhrten Theilen zwar ſelbſt,
aber durch andre Zweige, als die den Eindruck urſpruͤng-
lich empfangen haben, oder durch ſeine eignen ableitenden
Faden §. 127. Nervenwirkungen verurſachet; ſo pflanzet
ſich der aͤußere ſinnliche Eindruck nach dem Gehirne zu in
ihm fort, wird aber, ehe er bis dahin gelanget, von ſei-
ner Richtung abgeleitet und ſo gewendet, daß er die Nerven
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/434>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.