Nervenzweige oder Faden sinnlich gereizet werden, eben sol- che Bewegungen der Muskeln hervorzubringen, als ge- schehen seyn würde, wenn eben der äußere sinnliche Ein- druck weiter oben im Gehirne, durch die Zwischenkunft ei- ner äußern Empfindung eben so umgewendet oder reflektiret worden wäre. §. 364. N. 2. So erfolget bey einem ent- haupteten Frosche, wenn man eine Zeit nachher seine Zehe quetschet, eben dieselbe thierische Bewegung, daß er das Bein nach sich zieht, als wenn dieser äußere sinnliche Ein- druck bis ins Gehirn fortgegangen, und daselbst durch die äußere Empfindung, oder durch andre von ihr veranlaßte Vorstellungen umgewendet worden wäre. Geschieht nun diese Umwendung eines äußern sinnlichen Eindrucks im Nerven so, daß die ableitenden Faden desselben, die eben dieselbe mechanische Maschine, welche den äußern sinnli- chen Eindruck empfangen hat, durch innere regieren, da- durch sinnlich gerühret werden; so ist die Nervenwirkung des innern in die mechanische Maschine eben dieselbe, wie die vom äußern, und wie auch die unmittelbare Seelenwir- kung von der äußern Empfindung desselben in eben der be- rührten Stelle seyn würde. §. 188. Werden hingegen dadurch andre Nervenzweige oder ganz andre Nerven in- nerlich sinnlich gerühret, so veranlasset der äußere sinnliche Eindruck in andern mechanischen Maschinen andre Ner- venwirkungen vom innern, die mit den Seelenwirkungen von der äußern Empfindung desselben übereinstimmen. §. 97. 124. Vergl. §. 435. 436.
§. 400.
Jn so fern der äußere sinnliche Eindruck einen innern ohne Vorstellungen erregen kann, §. 399. kann er die Veranlassung zu allen solchen Nervenwirkungen im Kör- per seyn, die durch einen innern sinnlichen Eindruck ohne Vorstellungen gewirket werden können. Nun sind aber diese Nervenwirkungen eben solche, wie die Seelenwirkun- gen. §. 363. Also kann ein äußerer sinnlicher Eindruck,
wenn
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
Nervenzweige oder Faden ſinnlich gereizet werden, eben ſol- che Bewegungen der Muskeln hervorzubringen, als ge- ſchehen ſeyn wuͤrde, wenn eben der aͤußere ſinnliche Ein- druck weiter oben im Gehirne, durch die Zwiſchenkunft ei- ner aͤußern Empfindung eben ſo umgewendet oder reflektiret worden waͤre. §. 364. N. 2. So erfolget bey einem ent- haupteten Froſche, wenn man eine Zeit nachher ſeine Zehe quetſchet, eben dieſelbe thieriſche Bewegung, daß er das Bein nach ſich zieht, als wenn dieſer aͤußere ſinnliche Ein- druck bis ins Gehirn fortgegangen, und daſelbſt durch die aͤußere Empfindung, oder durch andre von ihr veranlaßte Vorſtellungen umgewendet worden waͤre. Geſchieht nun dieſe Umwendung eines aͤußern ſinnlichen Eindrucks im Nerven ſo, daß die ableitenden Faden deſſelben, die eben dieſelbe mechaniſche Maſchine, welche den aͤußern ſinnli- chen Eindruck empfangen hat, durch innere regieren, da- durch ſinnlich geruͤhret werden; ſo iſt die Nervenwirkung des innern in die mechaniſche Maſchine eben dieſelbe, wie die vom aͤußern, und wie auch die unmittelbare Seelenwir- kung von der aͤußern Empfindung deſſelben in eben der be- ruͤhrten Stelle ſeyn wuͤrde. §. 188. Werden hingegen dadurch andre Nervenzweige oder ganz andre Nerven in- nerlich ſinnlich geruͤhret, ſo veranlaſſet der aͤußere ſinnliche Eindruck in andern mechaniſchen Maſchinen andre Ner- venwirkungen vom innern, die mit den Seelenwirkungen von der aͤußern Empfindung deſſelben uͤbereinſtimmen. §. 97. 124. Vergl. §. 435. 436.
§. 400.
Jn ſo fern der aͤußere ſinnliche Eindruck einen innern ohne Vorſtellungen erregen kann, §. 399. kann er die Veranlaſſung zu allen ſolchen Nervenwirkungen im Koͤr- per ſeyn, die durch einen innern ſinnlichen Eindruck ohne Vorſtellungen gewirket werden koͤnnen. Nun ſind aber dieſe Nervenwirkungen eben ſolche, wie die Seelenwirkun- gen. §. 363. Alſo kann ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck,
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
Nervenzweige oder Faden ſinnlich gereizet werden, eben ſol-
che Bewegungen der Muskeln hervorzubringen, als ge-
ſchehen ſeyn wuͤrde, wenn eben der aͤußere ſinnliche Ein-
druck weiter oben im Gehirne, durch die Zwiſchenkunft ei-
ner aͤußern Empfindung eben ſo umgewendet oder reflektiret
worden waͤre. §. 364. N. 2. So erfolget bey einem ent-
haupteten Froſche, wenn man eine Zeit nachher ſeine Zehe
quetſchet, eben dieſelbe thieriſche Bewegung, daß er das
Bein nach ſich zieht, als wenn dieſer aͤußere ſinnliche Ein-
druck bis ins Gehirn fortgegangen, und daſelbſt durch die
aͤußere Empfindung, oder durch andre von ihr veranlaßte
Vorſtellungen umgewendet worden waͤre. Geſchieht nun
dieſe Umwendung eines aͤußern ſinnlichen Eindrucks im
Nerven ſo, daß die ableitenden Faden deſſelben, die eben
dieſelbe mechaniſche Maſchine, welche den aͤußern ſinnli-
chen Eindruck empfangen hat, durch innere regieren, da-
durch ſinnlich geruͤhret werden; ſo iſt die Nervenwirkung
des innern in die mechaniſche Maſchine eben dieſelbe, wie
die vom aͤußern, und wie auch die unmittelbare Seelenwir-
kung von der aͤußern Empfindung deſſelben in eben der be-
ruͤhrten Stelle ſeyn wuͤrde. §. 188. Werden hingegen
dadurch andre Nervenzweige oder ganz andre Nerven in-
nerlich ſinnlich geruͤhret, ſo veranlaſſet der aͤußere ſinnliche
Eindruck in andern mechaniſchen Maſchinen andre Ner-
venwirkungen vom innern, die mit den Seelenwirkungen
von der aͤußern Empfindung deſſelben uͤbereinſtimmen. §.
97. 124. Vergl. §. 435. 436.
§. 400.
Jn ſo fern der aͤußere ſinnliche Eindruck einen innern
ohne Vorſtellungen erregen kann, §. 399. kann er die
Veranlaſſung zu allen ſolchen Nervenwirkungen im Koͤr-
per ſeyn, die durch einen innern ſinnlichen Eindruck ohne
Vorſtellungen gewirket werden koͤnnen. Nun ſind aber
dieſe Nervenwirkungen eben ſolche, wie die Seelenwirkun-
gen. §. 363. Alſo kann ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck,
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/421>, abgerufen am 22.02.2025.
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