wegung des Herzens ist gemeiniglich nur eine Nervenwir- kung, ob sie gleich durch Seelenwirkungen verändert wird. §. 167. 211. Auch dieß bestätiget die Erfahrung. §. 357. Die Bewegung der Blutgefäße, in so fern sie das Herz, §. 167. und andre Muskeln bestimmen, §. 169. kann also auch durch die Nervenkräfte dieser Theile bewerkstelli- get werden, und wir sehen in der That bey enthaupteten Thieren, die sich nicht zu schnell verbluten, die Adern ihre Verrichtungen von blos thierischen Reizungen fortsetzen und erneuren. Das, was die Nerven, welche die Adern selbst umgeben, zu ihrer Bewegung unmittelbar beytragen, ist am seltesten eine Seelenwirkung derselben, §. 168. und die besondre Wirkung der äußern sinnlichen Eindrücke in ihre Endungen, daß sie davon Stockungen, Entzündun- gen, Unterlaufungen mit Blute erleiden, oder sich ergie- ßen, §. 207. erfolget oft auch in enthaupteten Thieren als eine bloße Nervenwirkung. §. 357.
§. 393.
Daß die natürlichen Verrichtungen des Schlundes, Magens, der Gedärme, und andrer fleischigten Canäle, mehr Nervenwirkungen als Seelenwirkungen sind, ist schon oben §. 170. 174. 212. erinnert, und die Erfahrung be- weist es daraus, daß sie dieselben fortsetzen und erneuren, wenn sie sogar aus dem Körper ausgeschnitten worden sind. §. 357. Daß die thierische Bewegung des Zwerchfelles und andrer fleischigten Häute, von den Nervenkräften eben so, wie von thierischen Seelenkräften verändert und erneu- ert werden könne, ist ebenfalls durch die mannichfaltigsten Versuche bestätiget worden. §. 359. 171.
§. 394.
Die thierischen Verrichtungen der Drüsen sind nur zuweilen Seelenwirkungen; §. 172. 209. oft aber wird das, was sie zu denselben reizet, gar nicht empfunden, oder wirket auch nach der Enthauptung. §. 357. Sie sind also
auch
B b 4
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
wegung des Herzens iſt gemeiniglich nur eine Nervenwir- kung, ob ſie gleich durch Seelenwirkungen veraͤndert wird. §. 167. 211. Auch dieß beſtaͤtiget die Erfahrung. §. 357. Die Bewegung der Blutgefaͤße, in ſo fern ſie das Herz, §. 167. und andre Muskeln beſtimmen, §. 169. kann alſo auch durch die Nervenkraͤfte dieſer Theile bewerkſtelli- get werden, und wir ſehen in der That bey enthaupteten Thieren, die ſich nicht zu ſchnell verbluten, die Adern ihre Verrichtungen von blos thieriſchen Reizungen fortſetzen und erneuren. Das, was die Nerven, welche die Adern ſelbſt umgeben, zu ihrer Bewegung unmittelbar beytragen, iſt am ſelteſten eine Seelenwirkung derſelben, §. 168. und die beſondre Wirkung der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in ihre Endungen, daß ſie davon Stockungen, Entzuͤndun- gen, Unterlaufungen mit Blute erleiden, oder ſich ergie- ßen, §. 207. erfolget oft auch in enthaupteten Thieren als eine bloße Nervenwirkung. §. 357.
§. 393.
Daß die natuͤrlichen Verrichtungen des Schlundes, Magens, der Gedaͤrme, und andrer fleiſchigten Canaͤle, mehr Nervenwirkungen als Seelenwirkungen ſind, iſt ſchon oben §. 170. 174. 212. erinnert, und die Erfahrung be- weiſt es daraus, daß ſie dieſelben fortſetzen und erneuren, wenn ſie ſogar aus dem Koͤrper ausgeſchnitten worden ſind. §. 357. Daß die thieriſche Bewegung des Zwerchfelles und andrer fleiſchigten Haͤute, von den Nervenkraͤften eben ſo, wie von thieriſchen Seelenkraͤften veraͤndert und erneu- ert werden koͤnne, iſt ebenfalls durch die mannichfaltigſten Verſuche beſtaͤtiget worden. §. 359. 171.
§. 394.
Die thieriſchen Verrichtungen der Druͤſen ſind nur zuweilen Seelenwirkungen; §. 172. 209. oft aber wird das, was ſie zu denſelben reizet, gar nicht empfunden, oder wirket auch nach der Enthauptung. §. 357. Sie ſind alſo
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
wegung des Herzens iſt gemeiniglich nur eine Nervenwir-
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Die Bewegung der Blutgefaͤße, in ſo fern ſie das Herz,
§. 167. und andre Muskeln beſtimmen, §. 169. kann
alſo auch durch die Nervenkraͤfte dieſer Theile bewerkſtelli-
get werden, und wir ſehen in der That bey enthaupteten
Thieren, die ſich nicht zu ſchnell verbluten, die Adern ihre
Verrichtungen von blos thieriſchen Reizungen fortſetzen und
erneuren. Das, was die Nerven, welche die Adern ſelbſt
umgeben, zu ihrer Bewegung unmittelbar beytragen, iſt
am ſelteſten eine Seelenwirkung derſelben, §. 168. und
die beſondre Wirkung der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in
ihre Endungen, daß ſie davon Stockungen, Entzuͤndun-
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ßen, §. 207. erfolget oft auch in enthaupteten Thieren als
eine bloße Nervenwirkung. §. 357.
§. 393.
Daß die natuͤrlichen Verrichtungen des Schlundes,
Magens, der Gedaͤrme, und andrer fleiſchigten Canaͤle,
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oben §. 170. 174. 212. erinnert, und die Erfahrung be-
weiſt es daraus, daß ſie dieſelben fortſetzen und erneuren,
wenn ſie ſogar aus dem Koͤrper ausgeſchnitten worden ſind.
§. 357. Daß die thieriſche Bewegung des Zwerchfelles
und andrer fleiſchigten Haͤute, von den Nervenkraͤften eben
ſo, wie von thieriſchen Seelenkraͤften veraͤndert und erneu-
ert werden koͤnne, iſt ebenfalls durch die mannichfaltigſten
Verſuche beſtaͤtiget worden. §. 359. 171.
§. 394.
Die thieriſchen Verrichtungen der Druͤſen ſind nur
zuweilen Seelenwirkungen; §. 172. 209. oft aber wird
das, was ſie zu denſelben reizet, gar nicht empfunden, oder
wirket auch nach der Enthauptung. §. 357. Sie ſind alſo
auch
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/415>, abgerufen am 21.11.2024.
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