Jeder Nerve behält die thierische bewegende Kraft vom äußern sinnlichen Eindrucke, wenn er gleich zerschnitten, gebunden, oder so gehindert ist, daß der äußere sinnliche Eindruck in ihn nicht mehr empfunden werden kann; §. 381. N. 1. und in der That erfolget eben die thierische Bewegung des Muskels, die der Reiz seiner Fäserchen er- reget, wenn ihn sein Nerve empfindet, auch wenn derselbe Reiz nicht mehr empfunden wird. §. 204. 357. Da nun also alle thierische Bewegungen der Muskeln, die man der ursprünglichen Reizbarkeit ihrer Fäserchen ohne hinlängli- chen Grund zuschreibt, durch die sinnlichen Eindrücke in ihre Nerven geschehen können, und in unwidersprechlichen Fällen wirklich durch sie geschehen, auch kein Mittel da ist, in einem einzigen Falle zu hindern, daß es nicht durch sie geschehe, sobald die Muskelfaser gereizet wird; so ist viel- leicht keine Wahrheit in der ganzen Physiologie, die eine größere physicalische Gewißheit hätte, als daß alle thie- rische Bewegungen der Muskeln nur allein durch die Nerven, es sey nun in oder ohne Verbindung mit dem Gehirne und der Vorstellungskraft ur- sprünglich gewirket werden. Vergl. d. A. 2 B. 82 St.
§. 389.
Die Nervenkräfte sind demnach eben so, wie die thieri- schen Seelenkräfte, ursprüngliche Eigenschaften der eigent- lichen thierischen Maschinen, und insbesondre der Nerven, §. 372 -- 388. und äußern auch eben dieselben Wirkun- gen in den mechanischen Maschinen, sie mögen nun zugleich thierische Seelenkräfte seyn, oder nicht. §. 362 -- 371. Eben das, was eine mechanische Maschine außerhalb dem Gehirne zu Seelenwirkungen vermögend machet, nämlich der ihr einverleibte Nerve, giebt ihr auch das Ver- mögen zu Nervenwirkungen, und es besitzt keine eine thierische bewegende Kraft, ohne ihn, selbst nicht die Muskelfaser.
§. 390.
B b 3
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
Jeder Nerve behaͤlt die thieriſche bewegende Kraft vom aͤußern ſinnlichen Eindrucke, wenn er gleich zerſchnitten, gebunden, oder ſo gehindert iſt, daß der aͤußere ſinnliche Eindruck in ihn nicht mehr empfunden werden kann; §. 381. N. 1. und in der That erfolget eben die thieriſche Bewegung des Muskels, die der Reiz ſeiner Faͤſerchen er- reget, wenn ihn ſein Nerve empfindet, auch wenn derſelbe Reiz nicht mehr empfunden wird. §. 204. 357. Da nun alſo alle thieriſche Bewegungen der Muskeln, die man der urſpruͤnglichen Reizbarkeit ihrer Faͤſerchen ohne hinlaͤngli- chen Grund zuſchreibt, durch die ſinnlichen Eindruͤcke in ihre Nerven geſchehen koͤnnen, und in unwiderſprechlichen Faͤllen wirklich durch ſie geſchehen, auch kein Mittel da iſt, in einem einzigen Falle zu hindern, daß es nicht durch ſie geſchehe, ſobald die Muskelfaſer gereizet wird; ſo iſt viel- leicht keine Wahrheit in der ganzen Phyſiologie, die eine groͤßere phyſicaliſche Gewißheit haͤtte, als daß alle thie- riſche Bewegungen der Muskeln nur allein durch die Nerven, es ſey nun in oder ohne Verbindung mit dem Gehirne und der Vorſtellungskraft ur- ſpruͤnglich gewirket werden. Vergl. d. A. 2 B. 82 St.
§. 389.
Die Nervenkraͤfte ſind demnach eben ſo, wie die thieri- ſchen Seelenkraͤfte, urſpruͤngliche Eigenſchaften der eigent- lichen thieriſchen Maſchinen, und insbeſondre der Nerven, §. 372 — 388. und aͤußern auch eben dieſelben Wirkun- gen in den mechaniſchen Maſchinen, ſie moͤgen nun zugleich thieriſche Seelenkraͤfte ſeyn, oder nicht. §. 362 — 371. Eben das, was eine mechaniſche Maſchine außerhalb dem Gehirne zu Seelenwirkungen vermoͤgend machet, naͤmlich der ihr einverleibte Nerve, giebt ihr auch das Ver- moͤgen zu Nervenwirkungen, und es beſitzt keine eine thieriſche bewegende Kraft, ohne ihn, ſelbſt nicht die Muskelfaſer.
§. 390.
B b 3
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1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
Jeder Nerve behaͤlt die thieriſche bewegende Kraft vom
aͤußern ſinnlichen Eindrucke, wenn er gleich zerſchnitten,
gebunden, oder ſo gehindert iſt, daß der aͤußere ſinnliche
Eindruck in ihn nicht mehr empfunden werden kann; §.
381. N. 1. und in der That erfolget eben die thieriſche
Bewegung des Muskels, die der Reiz ſeiner Faͤſerchen er-
reget, wenn ihn ſein Nerve empfindet, auch wenn derſelbe
Reiz nicht mehr empfunden wird. §. 204. 357. Da nun
alſo alle thieriſche Bewegungen der Muskeln, die man der
urſpruͤnglichen Reizbarkeit ihrer Faͤſerchen ohne hinlaͤngli-
chen Grund zuſchreibt, durch die ſinnlichen Eindruͤcke in
ihre Nerven geſchehen koͤnnen, und in unwiderſprechlichen
Faͤllen wirklich durch ſie geſchehen, auch kein Mittel da iſt,
in einem einzigen Falle zu hindern, daß es nicht durch ſie
geſchehe, ſobald die Muskelfaſer gereizet wird; ſo iſt viel-
leicht keine Wahrheit in der ganzen Phyſiologie, die eine
groͤßere phyſicaliſche Gewißheit haͤtte, als daß alle thie-
riſche Bewegungen der Muskeln nur allein durch
die Nerven, es ſey nun in oder ohne Verbindung
mit dem Gehirne und der Vorſtellungskraft ur-
ſpruͤnglich gewirket werden. Vergl. d. A. 2 B. 82 St.
§. 389.
Die Nervenkraͤfte ſind demnach eben ſo, wie die thieri-
ſchen Seelenkraͤfte, urſpruͤngliche Eigenſchaften der eigent-
lichen thieriſchen Maſchinen, und insbeſondre der Nerven,
§. 372 — 388. und aͤußern auch eben dieſelben Wirkun-
gen in den mechaniſchen Maſchinen, ſie moͤgen nun zugleich
thieriſche Seelenkraͤfte ſeyn, oder nicht. §. 362 — 371.
Eben das, was eine mechaniſche Maſchine außerhalb dem
Gehirne zu Seelenwirkungen vermoͤgend machet, naͤmlich
der ihr einverleibte Nerve, giebt ihr auch das Ver-
moͤgen zu Nervenwirkungen, und es beſitzt keine eine
thieriſche bewegende Kraft, ohne ihn, ſelbſt nicht die
Muskelfaſer.
§. 390.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/413>, abgerufen am 21.11.2024.
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