lich rühren. §. 130. 360. So sind die Convulsionen der Muskeln von einem physischen Reize des Ursprungs ihrer Bewegungsnerven im Gehirne, oder ihres Marks in den Nervenstämmen, oder die, von Würmern im Magen, deren Reiz zwar nicht empfunden wird, aber doch in die Nerven der Muskeln, welche die Glieder bewegen, über- geht, und sie, durch einen innern sinnlichen Eindruck ohne Vorstellungen, convulsivisch beweget, bloße Nervenwir- kungen von innern sinnlichen Eindrücken in den Ursprün- gen oder Stämmen dieser Bewegungsnerven. §. 162. 360. Wenn aber ein Schreck, ein Schmerz, oder andre lebhafte äußere Empfindungen, die auch Convulsionen der Mus- keln, aber durch innere sinnliche Eindrücke von Vorstellun- gen, als Seelenwirkungen, verursachen, hinzukommen; so entsteht der convulsivische Anfall vom neuen durch den innern sinnlichen Eindruck von Vorstellungen, als eine See- lenwirkung; und hieraus läßt sich begreifen, wie die con- vulsivischen Anfälle der Epileptischen, ob sie gleich ursprüng- lich bloße Nervenwirkungen seyn mögen, dennoch von ei- nem Schrecke, Schmerze, oder andern lebhaften Vorstel- lungen, die an sich auch convulsivische Anfälle als Seelen- wirkungen hervorbringen können, erneuert zu werden pfle- gen, und alsdann Seelenwirkungen sind.
5. Eine Nervenwirkung oder Seelenwirkung in den mechanischen Maschinen kann beydes zugleich werden, wenn sich, auf nur besagte Weise eine in die andre verwandelt, ohne aufzuhören zu seyn, was sie war. Eine Bewegung in den mechanischen Maschinen, die Nerven- und Seelen- wirkung zugleich war, kann nur eins von beyden bleiben, wenn sich auf die hier erklärte Weise, die eine thierische be- wegende Kraft erhält, indem die andre aufhöret. §. 364.
§. 369.
Nach dem, was bisher §. 362 -- 368. erwiesen wor- den, entsteht natürlicher Weise die Frage, wozu es bey Thieren, die Gehirn und Seelen haben, nütze, daß ihre
thieri-
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
lich ruͤhren. §. 130. 360. So ſind die Convulſionen der Muskeln von einem phyſiſchen Reize des Urſprungs ihrer Bewegungsnerven im Gehirne, oder ihres Marks in den Nervenſtaͤmmen, oder die, von Wuͤrmern im Magen, deren Reiz zwar nicht empfunden wird, aber doch in die Nerven der Muskeln, welche die Glieder bewegen, uͤber- geht, und ſie, durch einen innern ſinnlichen Eindruck ohne Vorſtellungen, convulſiviſch beweget, bloße Nervenwir- kungen von innern ſinnlichen Eindruͤcken in den Urſpruͤn- gen oder Staͤmmen dieſer Bewegungsnerven. §. 162. 360. Wenn aber ein Schreck, ein Schmerz, oder andre lebhafte aͤußere Empfindungen, die auch Convulſionen der Mus- keln, aber durch innere ſinnliche Eindruͤcke von Vorſtellun- gen, als Seelenwirkungen, verurſachen, hinzukommen; ſo entſteht der convulſiviſche Anfall vom neuen durch den innern ſinnlichen Eindruck von Vorſtellungen, als eine See- lenwirkung; und hieraus laͤßt ſich begreifen, wie die con- vulſiviſchen Anfaͤlle der Epileptiſchen, ob ſie gleich urſpruͤng- lich bloße Nervenwirkungen ſeyn moͤgen, dennoch von ei- nem Schrecke, Schmerze, oder andern lebhaften Vorſtel- lungen, die an ſich auch convulſiviſche Anfaͤlle als Seelen- wirkungen hervorbringen koͤnnen, erneuert zu werden pfle- gen, und alsdann Seelenwirkungen ſind.
5. Eine Nervenwirkung oder Seelenwirkung in den mechaniſchen Maſchinen kann beydes zugleich werden, wenn ſich, auf nur beſagte Weiſe eine in die andre verwandelt, ohne aufzuhoͤren zu ſeyn, was ſie war. Eine Bewegung in den mechaniſchen Maſchinen, die Nerven- und Seelen- wirkung zugleich war, kann nur eins von beyden bleiben, wenn ſich auf die hier erklaͤrte Weiſe, die eine thieriſche be- wegende Kraft erhaͤlt, indem die andre aufhoͤret. §. 364.
§. 369.
Nach dem, was bisher §. 362 — 368. erwieſen wor- den, entſteht natuͤrlicher Weiſe die Frage, wozu es bey Thieren, die Gehirn und Seelen haben, nuͤtze, daß ihre
thieri-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0389"n="365"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.</hi></fw><lb/>
lich ruͤhren. §. 130. 360. So ſind die Convulſionen der<lb/>
Muskeln von einem phyſiſchen Reize des Urſprungs ihrer<lb/>
Bewegungsnerven im Gehirne, oder ihres Marks in den<lb/>
Nervenſtaͤmmen, oder die, von Wuͤrmern im Magen,<lb/>
deren Reiz zwar nicht empfunden wird, aber doch in die<lb/>
Nerven der Muskeln, welche die Glieder bewegen, uͤber-<lb/>
geht, und ſie, durch einen innern ſinnlichen Eindruck ohne<lb/>
Vorſtellungen, convulſiviſch beweget, bloße Nervenwir-<lb/>
kungen von innern ſinnlichen Eindruͤcken in den Urſpruͤn-<lb/>
gen oder Staͤmmen dieſer Bewegungsnerven. §. 162. 360.<lb/>
Wenn aber ein Schreck, ein Schmerz, oder andre lebhafte<lb/>
aͤußere Empfindungen, die auch Convulſionen der Mus-<lb/>
keln, aber durch innere ſinnliche Eindruͤcke von Vorſtellun-<lb/>
gen, als Seelenwirkungen, verurſachen, hinzukommen;<lb/>ſo entſteht der convulſiviſche Anfall vom neuen durch den<lb/>
innern ſinnlichen Eindruck von Vorſtellungen, als eine See-<lb/>
lenwirkung; und hieraus laͤßt ſich begreifen, wie die con-<lb/>
vulſiviſchen Anfaͤlle der Epileptiſchen, ob ſie gleich urſpruͤng-<lb/>
lich bloße Nervenwirkungen ſeyn moͤgen, dennoch von ei-<lb/>
nem Schrecke, Schmerze, oder andern lebhaften Vorſtel-<lb/>
lungen, die an ſich auch convulſiviſche Anfaͤlle als Seelen-<lb/>
wirkungen hervorbringen koͤnnen, erneuert zu werden pfle-<lb/>
gen, und alsdann Seelenwirkungen ſind.</p><lb/><p>5. Eine Nervenwirkung oder Seelenwirkung in den<lb/>
mechaniſchen Maſchinen kann beydes zugleich werden, wenn<lb/>ſich, auf nur beſagte Weiſe eine in die andre verwandelt,<lb/>
ohne aufzuhoͤren zu ſeyn, was ſie war. Eine Bewegung<lb/>
in den mechaniſchen Maſchinen, die Nerven- und Seelen-<lb/>
wirkung zugleich war, kann nur eins von beyden bleiben,<lb/>
wenn ſich auf die hier erklaͤrte Weiſe, die eine thieriſche be-<lb/>
wegende Kraft erhaͤlt, indem die andre aufhoͤret. §. 364.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 369.</head><lb/><p>Nach dem, was bisher §. 362 — 368. erwieſen wor-<lb/>
den, entſteht natuͤrlicher Weiſe die Frage, wozu es bey<lb/>
Thieren, die Gehirn und Seelen haben, nuͤtze, daß ihre<lb/><fwplace="bottom"type="catch">thieri-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[365/0389]
1 Kap. Die Nervenkraͤfte uͤberhaupt.
lich ruͤhren. §. 130. 360. So ſind die Convulſionen der
Muskeln von einem phyſiſchen Reize des Urſprungs ihrer
Bewegungsnerven im Gehirne, oder ihres Marks in den
Nervenſtaͤmmen, oder die, von Wuͤrmern im Magen,
deren Reiz zwar nicht empfunden wird, aber doch in die
Nerven der Muskeln, welche die Glieder bewegen, uͤber-
geht, und ſie, durch einen innern ſinnlichen Eindruck ohne
Vorſtellungen, convulſiviſch beweget, bloße Nervenwir-
kungen von innern ſinnlichen Eindruͤcken in den Urſpruͤn-
gen oder Staͤmmen dieſer Bewegungsnerven. §. 162. 360.
Wenn aber ein Schreck, ein Schmerz, oder andre lebhafte
aͤußere Empfindungen, die auch Convulſionen der Mus-
keln, aber durch innere ſinnliche Eindruͤcke von Vorſtellun-
gen, als Seelenwirkungen, verurſachen, hinzukommen;
ſo entſteht der convulſiviſche Anfall vom neuen durch den
innern ſinnlichen Eindruck von Vorſtellungen, als eine See-
lenwirkung; und hieraus laͤßt ſich begreifen, wie die con-
vulſiviſchen Anfaͤlle der Epileptiſchen, ob ſie gleich urſpruͤng-
lich bloße Nervenwirkungen ſeyn moͤgen, dennoch von ei-
nem Schrecke, Schmerze, oder andern lebhaften Vorſtel-
lungen, die an ſich auch convulſiviſche Anfaͤlle als Seelen-
wirkungen hervorbringen koͤnnen, erneuert zu werden pfle-
gen, und alsdann Seelenwirkungen ſind.
5. Eine Nervenwirkung oder Seelenwirkung in den
mechaniſchen Maſchinen kann beydes zugleich werden, wenn
ſich, auf nur beſagte Weiſe eine in die andre verwandelt,
ohne aufzuhoͤren zu ſeyn, was ſie war. Eine Bewegung
in den mechaniſchen Maſchinen, die Nerven- und Seelen-
wirkung zugleich war, kann nur eins von beyden bleiben,
wenn ſich auf die hier erklaͤrte Weiſe, die eine thieriſche be-
wegende Kraft erhaͤlt, indem die andre aufhoͤret. §. 364.
§. 369.
Nach dem, was bisher §. 362 — 368. erwieſen wor-
den, entſteht natuͤrlicher Weiſe die Frage, wozu es bey
Thieren, die Gehirn und Seelen haben, nuͤtze, daß ihre
thieri-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/389>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.