"ausmachen, indem die Stämme dieser Gefäße aus der "dünnen Gehirnhaut herüberkommen, und ihre äußerst- "zarte Aeste, die ungemein weich und gleichsam Breyartig "sind, hängen sich mit den sehr zarten Zweigen an das "Mark an. -- Es enthalten diese Gefäße, wenigstens da, "wo sie aus der dünnen Hirnhaut herabkommen, augen- "scheinlich Blut, da indessen ihre Aeste, wie man es durch "Vergrößerungsgläser findet, einen hellen Saft in sich fas- "sen." H. gr. P. 4 Th. S. 35. 36. Von der Absonderung der Lebensgeister in der Markrinde, in so fern dazu thieri- sche Kräfte in ihr mitwirken, kann erst unten gehandelt werden. S. §. 374.
§. 12.
Das Gehirn ist auch der Ursprung aller Nerven, als welche an sich nichts anders, als Fortsetzungen des Ge- hirnmarks sind, die sich theils unmittelbar von ihm, in kleinern Bündeln absondern, und Nerven des Haupts heißen, theils aus einem dicken Strange desselben, der durch den Rückgrat hinabsteigt, und das Rückenmark genennt wird, ausgehen, und sich im Körper vertheilen.
§. 13.
Die Nerven sind mehrentheils mit Häuten umgeben, und dringen, gleich den Blutgefäßen, indem sie sich, je weiter sie von ihrem Ursprunge abgehen, in immer desto mehr Zweige vertheilen, in die meisten Theile des Kör- pers, die sie entweder nur umschlingen oder durchbohren, oder in welchen sie sich, nachdem sie ihre Häute vorher ab- gelegt haben, mit ihrem weichen Marke so verlieren, daß sie nicht weiter verfolget werden können, und sich solchen Theilen völlig einverleiben. Jhr wesentlicher Theil ist das Gehirnmark selbst, oder die von der Markrinde um- schlossene weiche Substanz des Gehirns, dahingegen ihre Häute zu keinen eigentlich thierischen Verrichtungen be- stimmt zu seyn scheinen. S. §. 24. Jeder Nerve ist ein
Bündel
I Th. Thieriſche Seelenkraͤfte.
„ausmachen, indem die Staͤmme dieſer Gefaͤße aus der „duͤnnen Gehirnhaut heruͤberkommen, und ihre aͤußerſt- „zarte Aeſte, die ungemein weich und gleichſam Breyartig „ſind, haͤngen ſich mit den ſehr zarten Zweigen an das „Mark an. — Es enthalten dieſe Gefaͤße, wenigſtens da, „wo ſie aus der duͤnnen Hirnhaut herabkommen, augen- „ſcheinlich Blut, da indeſſen ihre Aeſte, wie man es durch „Vergroͤßerungsglaͤſer findet, einen hellen Saft in ſich faſ- „ſen.“ H. gr. P. 4 Th. S. 35. 36. Von der Abſonderung der Lebensgeiſter in der Markrinde, in ſo fern dazu thieri- ſche Kraͤfte in ihr mitwirken, kann erſt unten gehandelt werden. S. §. 374.
§. 12.
Das Gehirn iſt auch der Urſprung aller Nerven, als welche an ſich nichts anders, als Fortſetzungen des Ge- hirnmarks ſind, die ſich theils unmittelbar von ihm, in kleinern Buͤndeln abſondern, und Nerven des Haupts heißen, theils aus einem dicken Strange deſſelben, der durch den Ruͤckgrat hinabſteigt, und das Ruͤckenmark genennt wird, ausgehen, und ſich im Koͤrper vertheilen.
§. 13.
Die Nerven ſind mehrentheils mit Haͤuten umgeben, und dringen, gleich den Blutgefaͤßen, indem ſie ſich, je weiter ſie von ihrem Urſprunge abgehen, in immer deſto mehr Zweige vertheilen, in die meiſten Theile des Koͤr- pers, die ſie entweder nur umſchlingen oder durchbohren, oder in welchen ſie ſich, nachdem ſie ihre Haͤute vorher ab- gelegt haben, mit ihrem weichen Marke ſo verlieren, daß ſie nicht weiter verfolget werden koͤnnen, und ſich ſolchen Theilen voͤllig einverleiben. Jhr weſentlicher Theil iſt das Gehirnmark ſelbſt, oder die von der Markrinde um- ſchloſſene weiche Subſtanz des Gehirns, dahingegen ihre Haͤute zu keinen eigentlich thieriſchen Verrichtungen be- ſtimmt zu ſeyn ſcheinen. S. §. 24. Jeder Nerve iſt ein
Buͤndel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0038"n="14"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Thieriſche Seelenkraͤfte.</hi></fw><lb/>„ausmachen, indem die Staͤmme dieſer Gefaͤße aus der<lb/>„duͤnnen Gehirnhaut heruͤberkommen, und ihre aͤußerſt-<lb/>„zarte Aeſte, die ungemein weich und gleichſam Breyartig<lb/>„ſind, haͤngen ſich mit den ſehr zarten Zweigen an das<lb/>„Mark an. — Es enthalten dieſe Gefaͤße, wenigſtens da,<lb/>„wo ſie aus der duͤnnen Hirnhaut herabkommen, augen-<lb/>„ſcheinlich Blut, da indeſſen ihre Aeſte, wie man es durch<lb/>„Vergroͤßerungsglaͤſer findet, einen hellen Saft in ſich faſ-<lb/>„ſen.“<hirendition="#aq">H.</hi> gr. <hirendition="#aq">P.</hi> 4 Th. S. 35. 36. Von der Abſonderung<lb/>
der Lebensgeiſter in der Markrinde, in ſo fern dazu thieri-<lb/>ſche Kraͤfte in ihr mitwirken, kann erſt unten gehandelt<lb/>
werden. S. §. 374.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 12.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Das Gehirn iſt auch der Urſprung aller Nerven,</hi><lb/>
als welche an ſich nichts anders, als Fortſetzungen des Ge-<lb/>
hirnmarks ſind, die ſich theils unmittelbar von ihm, in<lb/>
kleinern Buͤndeln abſondern, und <hirendition="#fr">Nerven des Haupts</hi><lb/>
heißen, theils aus einem dicken Strange deſſelben, der<lb/>
durch den Ruͤckgrat hinabſteigt, und das <hirendition="#fr">Ruͤckenmark</hi><lb/>
genennt wird, ausgehen, und ſich im Koͤrper vertheilen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 13.</head><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Nerven</hi>ſind mehrentheils mit Haͤuten umgeben,<lb/>
und dringen, gleich den Blutgefaͤßen, indem ſie ſich, je<lb/>
weiter ſie von ihrem Urſprunge abgehen, in immer deſto<lb/>
mehr Zweige vertheilen, in die meiſten Theile des Koͤr-<lb/>
pers, die ſie entweder nur umſchlingen oder durchbohren,<lb/>
oder in welchen ſie ſich, nachdem ſie ihre Haͤute vorher ab-<lb/>
gelegt haben, mit ihrem weichen Marke ſo verlieren, daß<lb/>ſie nicht weiter verfolget werden koͤnnen, und ſich ſolchen<lb/>
Theilen voͤllig <hirendition="#fr">einverleiben.</hi> Jhr weſentlicher Theil iſt<lb/>
das <hirendition="#fr">Gehirnmark</hi>ſelbſt, oder die von der Markrinde um-<lb/>ſchloſſene weiche Subſtanz des Gehirns, dahingegen ihre<lb/>
Haͤute zu keinen eigentlich thieriſchen Verrichtungen be-<lb/>ſtimmt zu ſeyn ſcheinen. S. §. 24. Jeder Nerve iſt ein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Buͤndel</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[14/0038]
I Th. Thieriſche Seelenkraͤfte.
„ausmachen, indem die Staͤmme dieſer Gefaͤße aus der
„duͤnnen Gehirnhaut heruͤberkommen, und ihre aͤußerſt-
„zarte Aeſte, die ungemein weich und gleichſam Breyartig
„ſind, haͤngen ſich mit den ſehr zarten Zweigen an das
„Mark an. — Es enthalten dieſe Gefaͤße, wenigſtens da,
„wo ſie aus der duͤnnen Hirnhaut herabkommen, augen-
„ſcheinlich Blut, da indeſſen ihre Aeſte, wie man es durch
„Vergroͤßerungsglaͤſer findet, einen hellen Saft in ſich faſ-
„ſen.“ H. gr. P. 4 Th. S. 35. 36. Von der Abſonderung
der Lebensgeiſter in der Markrinde, in ſo fern dazu thieri-
ſche Kraͤfte in ihr mitwirken, kann erſt unten gehandelt
werden. S. §. 374.
§. 12.
Das Gehirn iſt auch der Urſprung aller Nerven,
als welche an ſich nichts anders, als Fortſetzungen des Ge-
hirnmarks ſind, die ſich theils unmittelbar von ihm, in
kleinern Buͤndeln abſondern, und Nerven des Haupts
heißen, theils aus einem dicken Strange deſſelben, der
durch den Ruͤckgrat hinabſteigt, und das Ruͤckenmark
genennt wird, ausgehen, und ſich im Koͤrper vertheilen.
§. 13.
Die Nerven ſind mehrentheils mit Haͤuten umgeben,
und dringen, gleich den Blutgefaͤßen, indem ſie ſich, je
weiter ſie von ihrem Urſprunge abgehen, in immer deſto
mehr Zweige vertheilen, in die meiſten Theile des Koͤr-
pers, die ſie entweder nur umſchlingen oder durchbohren,
oder in welchen ſie ſich, nachdem ſie ihre Haͤute vorher ab-
gelegt haben, mit ihrem weichen Marke ſo verlieren, daß
ſie nicht weiter verfolget werden koͤnnen, und ſich ſolchen
Theilen voͤllig einverleiben. Jhr weſentlicher Theil iſt
das Gehirnmark ſelbſt, oder die von der Markrinde um-
ſchloſſene weiche Subſtanz des Gehirns, dahingegen ihre
Haͤute zu keinen eigentlich thieriſchen Verrichtungen be-
ſtimmt zu ſeyn ſcheinen. S. §. 24. Jeder Nerve iſt ein
Buͤndel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/38>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.