Maschinen, §. 159. und können hierdurch einen sehr wich- tigen Einfluß in die thierische Oeconomie haben, ob sie gleich nicht unmittelbar Seelenwirkungen durch die Nerven darinn hervorbringen. Drittens können materielle Jdeen, ob sie gleich weder die Nerven, noch die mechanischen Ma- schinen sichtbar bewegen, dennoch wohl geheimere Seelen- wirkungen in den Nerven äußern, die ihre Folgen in der thierischen Oeconomie haben, aber, weil wir den Zusam- menhang nicht sehen, nicht für Folgen von Seelenwirkun- gen gehalten werden. §. 141. Viertens, da die Lebens- geister zu allen thierischen Verrichtungen, mithin auch zu den materiellen Jdeen verständiger Vorstellungen erfodert werden, §. 15. und also ein langes und scharfes Nachden- ken dieselben verzehren oder verderben kann, §. 20. hier- durch aber die freye Wirkung der übrigen thierischen Kräf- te gehindert wird, §. 22. so können auch in so fern die Vorstellungen des Verstandes die thierische Oeconomie sehr verändern. Da sie endlich auch, theils als inne- re Empfindungen, nämlich als Triebfedern des Gemüths, in so fern sie angenehm oder unangenehm, §. 80. theils in so fern, als sie jederzeit mit sinnlichen Merkmalen ver- mischet sind, allerdings einige Seelenwirkungen unmittel- bar durch die Nerven im Körper hervorbringen; (wovon §. 333. 334.) so kann man sich gar nicht wundern, wenn durch den Gebrauch der Verstandeskräfte viele und wich- tige Veränderungen im Körper gestiftet werden, obgleich die verständigen Vorstellungen, als solche, nicht unmittel- bar in die Nerven wirken. (Man vergleiche hier überhaupt §. 136 -- 141.)
§. 332.
Aus diesen Gründen müßte man die Erscheinungen im Körper herzuleiten suchen, die offenbare Folgen des Ge- Gebrauchs der Kräfte des Verstandes sind. Vom star- ken Nachdenken, Abstrahiren, und kurz, von jedem an- haltenden oder angestrengten Gebrauche der Gemüths-
kräfte,
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der Verſtandeskraͤfte.
Maſchinen, §. 159. und koͤnnen hierdurch einen ſehr wich- tigen Einfluß in die thieriſche Oeconomie haben, ob ſie gleich nicht unmittelbar Seelenwirkungen durch die Nerven darinn hervorbringen. Drittens koͤnnen materielle Jdeen, ob ſie gleich weder die Nerven, noch die mechaniſchen Ma- ſchinen ſichtbar bewegen, dennoch wohl geheimere Seelen- wirkungen in den Nerven aͤußern, die ihre Folgen in der thieriſchen Oeconomie haben, aber, weil wir den Zuſam- menhang nicht ſehen, nicht fuͤr Folgen von Seelenwirkun- gen gehalten werden. §. 141. Viertens, da die Lebens- geiſter zu allen thieriſchen Verrichtungen, mithin auch zu den materiellen Jdeen verſtaͤndiger Vorſtellungen erfodert werden, §. 15. und alſo ein langes und ſcharfes Nachden- ken dieſelben verzehren oder verderben kann, §. 20. hier- durch aber die freye Wirkung der uͤbrigen thieriſchen Kraͤf- te gehindert wird, §. 22. ſo koͤnnen auch in ſo fern die Vorſtellungen des Verſtandes die thieriſche Oeconomie ſehr veraͤndern. Da ſie endlich auch, theils als inne- re Empfindungen, naͤmlich als Triebfedern des Gemuͤths, in ſo fern ſie angenehm oder unangenehm, §. 80. theils in ſo fern, als ſie jederzeit mit ſinnlichen Merkmalen ver- miſchet ſind, allerdings einige Seelenwirkungen unmittel- bar durch die Nerven im Koͤrper hervorbringen; (wovon §. 333. 334.) ſo kann man ſich gar nicht wundern, wenn durch den Gebrauch der Verſtandeskraͤfte viele und wich- tige Veraͤnderungen im Koͤrper geſtiftet werden, obgleich die verſtaͤndigen Vorſtellungen, als ſolche, nicht unmittel- bar in die Nerven wirken. (Man vergleiche hier uͤberhaupt §. 136 — 141.)
§. 332.
Aus dieſen Gruͤnden muͤßte man die Erſcheinungen im Koͤrper herzuleiten ſuchen, die offenbare Folgen des Ge- Gebrauchs der Kraͤfte des Verſtandes ſind. Vom ſtar- ken Nachdenken, Abſtrahiren, und kurz, von jedem an- haltenden oder angeſtrengten Gebrauche der Gemuͤths-
kraͤfte,
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der Verſtandeskraͤfte.
Maſchinen, §. 159. und koͤnnen hierdurch einen ſehr wich-
tigen Einfluß in die thieriſche Oeconomie haben, ob ſie
gleich nicht unmittelbar Seelenwirkungen durch die Nerven
darinn hervorbringen. Drittens koͤnnen materielle Jdeen,
ob ſie gleich weder die Nerven, noch die mechaniſchen Ma-
ſchinen ſichtbar bewegen, dennoch wohl geheimere Seelen-
wirkungen in den Nerven aͤußern, die ihre Folgen in der
thieriſchen Oeconomie haben, aber, weil wir den Zuſam-
menhang nicht ſehen, nicht fuͤr Folgen von Seelenwirkun-
gen gehalten werden. §. 141. Viertens, da die Lebens-
geiſter zu allen thieriſchen Verrichtungen, mithin auch zu
den materiellen Jdeen verſtaͤndiger Vorſtellungen erfodert
werden, §. 15. und alſo ein langes und ſcharfes Nachden-
ken dieſelben verzehren oder verderben kann, §. 20. hier-
durch aber die freye Wirkung der uͤbrigen thieriſchen Kraͤf-
te gehindert wird, §. 22. ſo koͤnnen auch in ſo fern die
Vorſtellungen des Verſtandes die thieriſche Oeconomie
ſehr veraͤndern. Da ſie endlich auch, theils als inne-
re Empfindungen, naͤmlich als Triebfedern des Gemuͤths,
in ſo fern ſie angenehm oder unangenehm, §. 80. theils
in ſo fern, als ſie jederzeit mit ſinnlichen Merkmalen ver-
miſchet ſind, allerdings einige Seelenwirkungen unmittel-
bar durch die Nerven im Koͤrper hervorbringen; (wovon
§. 333. 334.) ſo kann man ſich gar nicht wundern, wenn
durch den Gebrauch der Verſtandeskraͤfte viele und wich-
tige Veraͤnderungen im Koͤrper geſtiftet werden, obgleich
die verſtaͤndigen Vorſtellungen, als ſolche, nicht unmittel-
bar in die Nerven wirken. (Man vergleiche hier uͤberhaupt
§. 136 — 141.)
§. 332.
Aus dieſen Gruͤnden muͤßte man die Erſcheinungen im
Koͤrper herzuleiten ſuchen, die offenbare Folgen des Ge-
Gebrauchs der Kraͤfte des Verſtandes ſind. Vom ſtar-
ken Nachdenken, Abſtrahiren, und kurz, von jedem an-
haltenden oder angeſtrengten Gebrauche der Gemuͤths-
kraͤfte,
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/347>, abgerufen am 22.02.2025.
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