Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. dern Art hervorzubringen, welche, nach dem Gesetze sol-cher im Gehirne bleibender Seelenwirkungen, die Reihe der verständigen Vorstellungen, welche die Seele, nach ih- ren Gesetzen, auseinander herleitet, begleiten müssen. §. 119. Daß dieses seine Richtigkeit habe, lehret die Erfahrung, in- dem man von keiner Operation des Verstandes; weder von der genauesten Aufmerksamkeit, noch vom stärksten Nach- denken, noch von der tiefsinnigsten Abstraktion, in so fern ihr nichts Sinnliches beygemischet, und in so fern sie nicht eine Triebfeder des Gemüths ist, irgend eine Bewegung im Körper, oder eine solche Wirkung in den Nerven be- merket, die einer unmittelbaren Seelenwirkung solcher Vorstellungen ähnlich, oder ihnen so beständig und auf ei- ne solche Art eigen wäre, wie es die Seelenwirkungen der sinnlichen Vorstellungen durch die Nerven und in die me- chanischen Maschinen außerhalb dem Gehirne, sind. Viel- mehr gehen bey allen verständigen Vorstellungen eines in tiefem Nachdenken begriffenen Menschen, wenn nicht sinn- liche Vorstellungen, oder sinnliche, oder verständige Be- gierden sich unter die Meditationen mischen, die natürli- chen Bewegungen des Körpers eben so, wie bey einem tief Schlafenden, unverändert ihren Gang fort: die willkühr- lichen hingegen werden vergessen, und der Körper ist, gleich einer Bildsäule, unbeweglich. §. 331. Wenn gewisse Vorstellungen der Seele nicht unmittel- Maschi-
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan. dern Art hervorzubringen, welche, nach dem Geſetze ſol-cher im Gehirne bleibender Seelenwirkungen, die Reihe der verſtaͤndigen Vorſtellungen, welche die Seele, nach ih- ren Geſetzen, auseinander herleitet, begleiten muͤſſen. §. 119. Daß dieſes ſeine Richtigkeit habe, lehret die Erfahrung, in- dem man von keiner Operation des Verſtandes; weder von der genaueſten Aufmerkſamkeit, noch vom ſtaͤrkſten Nach- denken, noch von der tiefſinnigſten Abſtraktion, in ſo fern ihr nichts Sinnliches beygemiſchet, und in ſo fern ſie nicht eine Triebfeder des Gemuͤths iſt, irgend eine Bewegung im Koͤrper, oder eine ſolche Wirkung in den Nerven be- merket, die einer unmittelbaren Seelenwirkung ſolcher Vorſtellungen aͤhnlich, oder ihnen ſo beſtaͤndig und auf ei- ne ſolche Art eigen waͤre, wie es die Seelenwirkungen der ſinnlichen Vorſtellungen durch die Nerven und in die me- chaniſchen Maſchinen außerhalb dem Gehirne, ſind. Viel- mehr gehen bey allen verſtaͤndigen Vorſtellungen eines in tiefem Nachdenken begriffenen Menſchen, wenn nicht ſinn- liche Vorſtellungen, oder ſinnliche, oder verſtaͤndige Be- gierden ſich unter die Meditationen miſchen, die natuͤrli- chen Bewegungen des Koͤrpers eben ſo, wie bey einem tief Schlafenden, unveraͤndert ihren Gang fort: die willkuͤhr- lichen hingegen werden vergeſſen, und der Koͤrper iſt, gleich einer Bildſaͤule, unbeweglich. §. 331. Wenn gewiſſe Vorſtellungen der Seele nicht unmittel- Maſchi-
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
dern Art hervorzubringen, welche, nach dem Geſetze ſol-
cher im Gehirne bleibender Seelenwirkungen, die Reihe
der verſtaͤndigen Vorſtellungen, welche die Seele, nach ih-
ren Geſetzen, auseinander herleitet, begleiten muͤſſen. §. 119.
Daß dieſes ſeine Richtigkeit habe, lehret die Erfahrung, in-
dem man von keiner Operation des Verſtandes; weder von
der genaueſten Aufmerkſamkeit, noch vom ſtaͤrkſten Nach-
denken, noch von der tiefſinnigſten Abſtraktion, in ſo fern
ihr nichts Sinnliches beygemiſchet, und in ſo fern ſie nicht
eine Triebfeder des Gemuͤths iſt, irgend eine Bewegung
im Koͤrper, oder eine ſolche Wirkung in den Nerven be-
merket, die einer unmittelbaren Seelenwirkung ſolcher
Vorſtellungen aͤhnlich, oder ihnen ſo beſtaͤndig und auf ei-
ne ſolche Art eigen waͤre, wie es die Seelenwirkungen der
ſinnlichen Vorſtellungen durch die Nerven und in die me-
chaniſchen Maſchinen außerhalb dem Gehirne, ſind. Viel-
mehr gehen bey allen verſtaͤndigen Vorſtellungen eines in
tiefem Nachdenken begriffenen Menſchen, wenn nicht ſinn-
liche Vorſtellungen, oder ſinnliche, oder verſtaͤndige Be-
gierden ſich unter die Meditationen miſchen, die natuͤrli-
chen Bewegungen des Koͤrpers eben ſo, wie bey einem tief
Schlafenden, unveraͤndert ihren Gang fort: die willkuͤhr-
lichen hingegen werden vergeſſen, und der Koͤrper iſt, gleich
einer Bildſaͤule, unbeweglich.
§. 331.
Wenn gewiſſe Vorſtellungen der Seele nicht unmittel-
bar Seelenwirkungen außerhalb dem Gehirne aͤußern, ſo
folget daraus doch nicht, daß ſie gar keinen Einfluß in den
Koͤrper haͤtten: denn fuͤrs erſte iſt die Hervorbringung der
materiellen Jdeen im Gehirne ſelbſt eine Wirkung ſeiner
thieriſchen Kraͤfte, die, durch den Zuſammenhang aller,
ihre Folgen im Koͤrper haben muß. Fuͤrs zweyte wirken
die materiellen Jdeen, obgleich nicht in die Urſpruͤnge eini-
ger Nerven im Gehirne, dennoch in andre Theile deſſel-
ben, §. 124. ja, in die ihm einverleibten mechaniſchen
Maſchi-
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