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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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der Leidenschaften.
Denn da sie aus der vorhergesehenen totalen Empfindung,
der Abwehrung der Folgen einer uns zugefügten Beleidi-
gung, und der Vergeltung des Unrechts am Beleidiger,
(welches die Vorhersehung der Rachgier ist,) unvollständi-
ge Bilder enthält; so handelt der Zornige immer dem ge-
mäß, was er thun würde, wenn die Vorhersehung in Er-
füllung gienge; er strengt alle Gliedmaßen, die zur Ver-
theidigung und Wehr dienen, alle Muskeln zu den will-
kührlichen Bewegungen, vornehmlich der Arme, Hände,
der Zunge, der Stimme, aufs heftigste, ja so sehr an, als
ob er, im wirklichen Streite, sich zu vertheidigen und sei-
nen Feind zu überwinden hätte, so daß oft diese Muskeln
Krämpfe, Erstarrungen und Convulsionen, (Zuckungen)
leiden, §. 204. die bald den Wütenden in eine starre Bild-
säule verwandeln, bald einige seiner Glieder lähmen, bald
ein allgemeines Zittern und Erbeben verursachen, bald die
Muskeln, welche bey den Ausführungen nachgeben müssen,
durch einen hartnäckigen Krampf zwingen, den Ausfüh-
rungen den Weg zu verschließen, bald aber in allgemeine,
oder besondre Zuckungen übergehen, die den Zornigen ei-
nem Epileptischen ähnlich machen. Nach der Verschieden-
heit der Vorhersehungen sind diese Bewegungen verschie-
dentlich willkührlich bestimmet, bald sind es nur Worte,
wenn die Abwehrung der Folgen einer Beleidigung in Ue-
berzeugung des Beleidigers, in Rechtfertigung des Belei-
digten bestehen wird, bald Gesichtsmienen, wenn sie auf
Erregung einer Furcht im Beleidigten, bald Zahnknirschen,
bald Schläge, bald todtdräuende Bewegungen, wenn sie auf
Vernichtung seiner Gewalt, bald Zurückhaltungen, wenn
sie auf Hinderung seiner Absichten und Kräfte ankömmt,
u. s. w.

§. 325.

Die besondern Wirkungen in der thierischen Oecono-
mie, welche von den Seelenwirkungen des Zorns und der
Rachgier, §. 323. 324. vermittelst des Zusammenhangs
aller übrigen mit den thierischen Seelenkräften hervorge-

brach

der Leidenſchaften.
Denn da ſie aus der vorhergeſehenen totalen Empfindung,
der Abwehrung der Folgen einer uns zugefuͤgten Beleidi-
gung, und der Vergeltung des Unrechts am Beleidiger,
(welches die Vorherſehung der Rachgier iſt,) unvollſtaͤndi-
ge Bilder enthaͤlt; ſo handelt der Zornige immer dem ge-
maͤß, was er thun wuͤrde, wenn die Vorherſehung in Er-
fuͤllung gienge; er ſtrengt alle Gliedmaßen, die zur Ver-
theidigung und Wehr dienen, alle Muskeln zu den will-
kuͤhrlichen Bewegungen, vornehmlich der Arme, Haͤnde,
der Zunge, der Stimme, aufs heftigſte, ja ſo ſehr an, als
ob er, im wirklichen Streite, ſich zu vertheidigen und ſei-
nen Feind zu uͤberwinden haͤtte, ſo daß oft dieſe Muskeln
Kraͤmpfe, Erſtarrungen und Convulſionen, (Zuckungen)
leiden, §. 204. die bald den Wuͤtenden in eine ſtarre Bild-
ſaͤule verwandeln, bald einige ſeiner Glieder laͤhmen, bald
ein allgemeines Zittern und Erbeben verurſachen, bald die
Muskeln, welche bey den Ausfuͤhrungen nachgeben muͤſſen,
durch einen hartnaͤckigen Krampf zwingen, den Ausfuͤh-
rungen den Weg zu verſchließen, bald aber in allgemeine,
oder beſondre Zuckungen uͤbergehen, die den Zornigen ei-
nem Epileptiſchen aͤhnlich machen. Nach der Verſchieden-
heit der Vorherſehungen ſind dieſe Bewegungen verſchie-
dentlich willkuͤhrlich beſtimmet, bald ſind es nur Worte,
wenn die Abwehrung der Folgen einer Beleidigung in Ue-
berzeugung des Beleidigers, in Rechtfertigung des Belei-
digten beſtehen wird, bald Geſichtsmienen, wenn ſie auf
Erregung einer Furcht im Beleidigten, bald Zahnknirſchen,
bald Schlaͤge, bald todtdraͤuende Bewegungen, wenn ſie auf
Vernichtung ſeiner Gewalt, bald Zuruͤckhaltungen, wenn
ſie auf Hinderung ſeiner Abſichten und Kraͤfte ankoͤmmt,
u. ſ. w.

§. 325.

Die beſondern Wirkungen in der thieriſchen Oecono-
mie, welche von den Seelenwirkungen des Zorns und der
Rachgier, §. 323. 324. vermittelſt des Zuſammenhangs
aller uͤbrigen mit den thieriſchen Seelenkraͤften hervorge-

brach
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[317/0341] der Leidenſchaften. Denn da ſie aus der vorhergeſehenen totalen Empfindung, der Abwehrung der Folgen einer uns zugefuͤgten Beleidi- gung, und der Vergeltung des Unrechts am Beleidiger, (welches die Vorherſehung der Rachgier iſt,) unvollſtaͤndi- ge Bilder enthaͤlt; ſo handelt der Zornige immer dem ge- maͤß, was er thun wuͤrde, wenn die Vorherſehung in Er- fuͤllung gienge; er ſtrengt alle Gliedmaßen, die zur Ver- theidigung und Wehr dienen, alle Muskeln zu den will- kuͤhrlichen Bewegungen, vornehmlich der Arme, Haͤnde, der Zunge, der Stimme, aufs heftigſte, ja ſo ſehr an, als ob er, im wirklichen Streite, ſich zu vertheidigen und ſei- nen Feind zu uͤberwinden haͤtte, ſo daß oft dieſe Muskeln Kraͤmpfe, Erſtarrungen und Convulſionen, (Zuckungen) leiden, §. 204. die bald den Wuͤtenden in eine ſtarre Bild- ſaͤule verwandeln, bald einige ſeiner Glieder laͤhmen, bald ein allgemeines Zittern und Erbeben verurſachen, bald die Muskeln, welche bey den Ausfuͤhrungen nachgeben muͤſſen, durch einen hartnaͤckigen Krampf zwingen, den Ausfuͤh- rungen den Weg zu verſchließen, bald aber in allgemeine, oder beſondre Zuckungen uͤbergehen, die den Zornigen ei- nem Epileptiſchen aͤhnlich machen. Nach der Verſchieden- heit der Vorherſehungen ſind dieſe Bewegungen verſchie- dentlich willkuͤhrlich beſtimmet, bald ſind es nur Worte, wenn die Abwehrung der Folgen einer Beleidigung in Ue- berzeugung des Beleidigers, in Rechtfertigung des Belei- digten beſtehen wird, bald Geſichtsmienen, wenn ſie auf Erregung einer Furcht im Beleidigten, bald Zahnknirſchen, bald Schlaͤge, bald todtdraͤuende Bewegungen, wenn ſie auf Vernichtung ſeiner Gewalt, bald Zuruͤckhaltungen, wenn ſie auf Hinderung ſeiner Abſichten und Kraͤfte ankoͤmmt, u. ſ. w. §. 325. Die beſondern Wirkungen in der thieriſchen Oecono- mie, welche von den Seelenwirkungen des Zorns und der Rachgier, §. 323. 324. vermittelſt des Zuſammenhangs aller uͤbrigen mit den thieriſchen Seelenkraͤften hervorge- brach

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/341>, abgerufen am 21.11.2024.