der thierischen Seelenkräfte zu eben diesen unvollständigen Bewegungen, bestehen die Seelenwirkungen des Triebes zum Säugen selbst, §. 272. und durch sie werden denn, vermöge des Zusammenhangs der physischen, mechanischen und thierischen Kräfte der zur Säugung bestimmten Thei- le die weitern Wirkungen in der thierischen Oeconomie, die Entledigung der Brüste, der freyere Umlauf in denselben, die fernere ruhige Absonderung guter Milch in ihren Drü- sen, und die Verhütung ihrer Stockung und Verdickung, den Absichten der Natur gemäß, §. 262. gehörig bewerk- stelliget, wie solches in der Physiologie des eigentlichen Me- chanismus thierischer Körper umständlicher gezeiget wird. H. P. §. 933. u. f.
Wie sich zu diesem Triebe der Thiere für andre, der Trieb des Aussaugens in den Jungen passe, ist jedermann aus der Erfahrung bekannt. Da dieser Trieb in den Jun- gen nur eine besondre Art der Nahrungstriebe ist, wovon schon oben §. 281. 282. hinlänglich gehandelt wor- den, so würde es überflüßig seyn, ihn hier besonders zu erklären.
§. 291.
Eben so unnütz würde es seyn, und zum Ueberdrusse gereichen, wenn man alle besondre Triebe der Thiere nach diesem Plane erklären wollte, da aus allen bisher beschrie- benen §. 281 -- 290. genugsam erhellet, nach welchen Gründen dieses geschehen müsse, und wie natürlich und ungezwungen es daraus geschehen könne. Es kömmt hier blos darauf an, die wahren allgemeinen Gründe festzuse- tzen, nach welchen man die Erscheinungen erklären muß, die die sinnlichen Triebe, als wahre Seelenwirkungen, in der thierischen Oeconomie äußern. Ob alle diese Erschei- nungen jederzeit, ob sie bey allen Thieren immer, oder nur zuweilen, ob sie bey vielen wohl vielleicht niemals wahre Seelenwirkungen von Trieben der Seele, sondern nicht et- wa zugleich, oder wohl gar einzig und allein nur Nerven-
wirkun-
der ſinnlichen Triebe.
der thieriſchen Seelenkraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen Bewegungen, beſtehen die Seelenwirkungen des Triebes zum Saͤugen ſelbſt, §. 272. und durch ſie werden denn, vermoͤge des Zuſammenhangs der phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen Kraͤfte der zur Saͤugung beſtimmten Thei- le die weitern Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie, die Entledigung der Bruͤſte, der freyere Umlauf in denſelben, die fernere ruhige Abſonderung guter Milch in ihren Druͤ- ſen, und die Verhuͤtung ihrer Stockung und Verdickung, den Abſichten der Natur gemaͤß, §. 262. gehoͤrig bewerk- ſtelliget, wie ſolches in der Phyſiologie des eigentlichen Me- chanismus thieriſcher Koͤrper umſtaͤndlicher gezeiget wird. H. P. §. 933. u. f.
Wie ſich zu dieſem Triebe der Thiere fuͤr andre, der Trieb des Ausſaugens in den Jungen paſſe, iſt jedermann aus der Erfahrung bekannt. Da dieſer Trieb in den Jun- gen nur eine beſondre Art der Nahrungstriebe iſt, wovon ſchon oben §. 281. 282. hinlaͤnglich gehandelt wor- den, ſo wuͤrde es uͤberfluͤßig ſeyn, ihn hier beſonders zu erklaͤren.
§. 291.
Eben ſo unnuͤtz wuͤrde es ſeyn, und zum Ueberdruſſe gereichen, wenn man alle beſondre Triebe der Thiere nach dieſem Plane erklaͤren wollte, da aus allen bisher beſchrie- benen §. 281 — 290. genugſam erhellet, nach welchen Gruͤnden dieſes geſchehen muͤſſe, und wie natuͤrlich und ungezwungen es daraus geſchehen koͤnne. Es koͤmmt hier blos darauf an, die wahren allgemeinen Gruͤnde feſtzuſe- tzen, nach welchen man die Erſcheinungen erklaͤren muß, die die ſinnlichen Triebe, als wahre Seelenwirkungen, in der thieriſchen Oeconomie aͤußern. Ob alle dieſe Erſchei- nungen jederzeit, ob ſie bey allen Thieren immer, oder nur zuweilen, ob ſie bey vielen wohl vielleicht niemals wahre Seelenwirkungen von Trieben der Seele, ſondern nicht et- wa zugleich, oder wohl gar einzig und allein nur Nerven-
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der ſinnlichen Triebe.
der thieriſchen Seelenkraͤfte zu eben dieſen unvollſtaͤndigen
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zum Saͤugen ſelbſt, §. 272. und durch ſie werden denn,
vermoͤge des Zuſammenhangs der phyſiſchen, mechaniſchen
und thieriſchen Kraͤfte der zur Saͤugung beſtimmten Thei-
le die weitern Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie, die
Entledigung der Bruͤſte, der freyere Umlauf in denſelben,
die fernere ruhige Abſonderung guter Milch in ihren Druͤ-
ſen, und die Verhuͤtung ihrer Stockung und Verdickung,
den Abſichten der Natur gemaͤß, §. 262. gehoͤrig bewerk-
ſtelliget, wie ſolches in der Phyſiologie des eigentlichen Me-
chanismus thieriſcher Koͤrper umſtaͤndlicher gezeiget wird.
H. P. §. 933. u. f.
Wie ſich zu dieſem Triebe der Thiere fuͤr andre, der
Trieb des Ausſaugens in den Jungen paſſe, iſt jedermann
aus der Erfahrung bekannt. Da dieſer Trieb in den Jun-
gen nur eine beſondre Art der Nahrungstriebe iſt, wovon
ſchon oben §. 281. 282. hinlaͤnglich gehandelt wor-
den, ſo wuͤrde es uͤberfluͤßig ſeyn, ihn hier beſonders
zu erklaͤren.
§. 291.
Eben ſo unnuͤtz wuͤrde es ſeyn, und zum Ueberdruſſe
gereichen, wenn man alle beſondre Triebe der Thiere nach
dieſem Plane erklaͤren wollte, da aus allen bisher beſchrie-
benen §. 281 — 290. genugſam erhellet, nach welchen
Gruͤnden dieſes geſchehen muͤſſe, und wie natuͤrlich und
ungezwungen es daraus geſchehen koͤnne. Es koͤmmt hier
blos darauf an, die wahren allgemeinen Gruͤnde feſtzuſe-
tzen, nach welchen man die Erſcheinungen erklaͤren muß,
die die ſinnlichen Triebe, als wahre Seelenwirkungen, in
der thieriſchen Oeconomie aͤußern. Ob alle dieſe Erſchei-
nungen jederzeit, ob ſie bey allen Thieren immer, oder nur
zuweilen, ob ſie bey vielen wohl vielleicht niemals wahre
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/309>, abgerufen am 21.11.2024.
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