Zusammenhang der physischen, mechanischen und thierischen Kräfte der zur willkührlichen Bewegung bestimmten Mus- keln, die weitern Wirkungen in der thierischen Oeconomie, die veränderte Mischung der Säfte, die Beförderung der Abscheidungen, die Vermehrung der Muskularkräfte und der thierischen Kräfte selbst, §. 204. so wie es den Absich- ten der Natur gemäß ist, §. 262. wovon in der Physio- logie vom eigentlichen Mechanismus der thierischen Körper umständlich gehandelt wird. (S. H. P. 11 Abschn.)
§. 284.
Die Triebe der Thiere zu besondern Arten der willkühr- lichen Bewegungen sind nach denen, zur willkührlichen Lei- besübung überhaupt, §. 283. leicht zu beurtheilen. Da- hin gehören die Triebe der Vögel, zu singen, welches ge- meiniglich bey ihnen Nebentriebe (§. 274.) des Triebes zur Fortpflanzung sind, deren sinnliche Reizung eine unange- nehme Empfindung in der Brust, von den veränderten Le- bensbewegungen beym Haupttriebe, so, wie vom Seufzen, Schluchzen, Weinen, Reden, Klagen, u. s. w. bey an- dern Thieren, und beym Menschen, im gleichen Falle ist. Jede Veranlassung solcher äußern Empfindungen reizet auch den Trieb zu solchen Bewegungen. Die Hitze der Luft, die die Lebensbewegungen zu heftig und die Brust beklommen machet, ermuntert die Vögel sogar zur Win- terszeit, in geheizten Zimmern zu singen, und zwingt andre Thiere zum Seufzen und Lechzen. Der Wein, der die Le- bensbewegungen nicht weniger erreget, machet gesprächig; die erregte Dickblütigkeit verursachet, durch Melancholie, ein Weinen, Seufzen, Schluchzen, u. s. w. Alle diese Bewegungen sind gemeiniglich schon die Befriedigungen des Triebes selbst, dessen eigne Seelenwirkungen nur vor- läufige unvollständige Ausdrücke derselben sind, z. E. vor dem Singen ein öfteres Girren, vor dem Seufzen, Schluch- zen, Weinen, ein tieferes Athemholen, vor dem Reden, ein bloßes Tönen etc. Ferner gehöret hierher der Trieb zum
Lachen
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Zuſammenhang der phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen Kraͤfte der zur willkuͤhrlichen Bewegung beſtimmten Mus- keln, die weitern Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie, die veraͤnderte Miſchung der Saͤfte, die Befoͤrderung der Abſcheidungen, die Vermehrung der Muskularkraͤfte und der thieriſchen Kraͤfte ſelbſt, §. 204. ſo wie es den Abſich- ten der Natur gemaͤß iſt, §. 262. wovon in der Phyſio- logie vom eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤrper umſtaͤndlich gehandelt wird. (S. H. P. 11 Abſchn.)
§. 284.
Die Triebe der Thiere zu beſondern Arten der willkuͤhr- lichen Bewegungen ſind nach denen, zur willkuͤhrlichen Lei- besuͤbung uͤberhaupt, §. 283. leicht zu beurtheilen. Da- hin gehoͤren die Triebe der Voͤgel, zu ſingen, welches ge- meiniglich bey ihnen Nebentriebe (§. 274.) des Triebes zur Fortpflanzung ſind, deren ſinnliche Reizung eine unange- nehme Empfindung in der Bruſt, von den veraͤnderten Le- bensbewegungen beym Haupttriebe, ſo, wie vom Seufzen, Schluchzen, Weinen, Reden, Klagen, u. ſ. w. bey an- dern Thieren, und beym Menſchen, im gleichen Falle iſt. Jede Veranlaſſung ſolcher aͤußern Empfindungen reizet auch den Trieb zu ſolchen Bewegungen. Die Hitze der Luft, die die Lebensbewegungen zu heftig und die Bruſt beklommen machet, ermuntert die Voͤgel ſogar zur Win- terszeit, in geheizten Zimmern zu ſingen, und zwingt andre Thiere zum Seufzen und Lechzen. Der Wein, der die Le- bensbewegungen nicht weniger erreget, machet geſpraͤchig; die erregte Dickbluͤtigkeit verurſachet, durch Melancholie, ein Weinen, Seufzen, Schluchzen, u. ſ. w. Alle dieſe Bewegungen ſind gemeiniglich ſchon die Befriedigungen des Triebes ſelbſt, deſſen eigne Seelenwirkungen nur vor- laͤufige unvollſtaͤndige Ausdruͤcke derſelben ſind, z. E. vor dem Singen ein oͤfteres Girren, vor dem Seufzen, Schluch- zen, Weinen, ein tieferes Athemholen, vor dem Reden, ein bloßes Toͤnen ꝛc. Ferner gehoͤret hierher der Trieb zum
Lachen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0294"n="270"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/>
Zuſammenhang der phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen<lb/>
Kraͤfte der zur willkuͤhrlichen Bewegung beſtimmten Mus-<lb/>
keln, die weitern Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie,<lb/>
die veraͤnderte Miſchung der Saͤfte, die Befoͤrderung der<lb/>
Abſcheidungen, die Vermehrung der Muskularkraͤfte und<lb/>
der thieriſchen Kraͤfte ſelbſt, §. 204. ſo wie es den Abſich-<lb/>
ten der Natur gemaͤß iſt, §. 262. wovon in der Phyſio-<lb/>
logie vom eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤrper<lb/>
umſtaͤndlich gehandelt wird. (S. <hirendition="#aq">H. P.</hi> 11 Abſchn.)</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 284.</head><lb/><p>Die Triebe der Thiere zu beſondern Arten der willkuͤhr-<lb/>
lichen Bewegungen ſind nach denen, zur willkuͤhrlichen Lei-<lb/>
besuͤbung uͤberhaupt, §. 283. leicht zu beurtheilen. Da-<lb/>
hin gehoͤren die Triebe der Voͤgel, zu ſingen, welches ge-<lb/>
meiniglich bey ihnen Nebentriebe (§. 274.) des Triebes zur<lb/>
Fortpflanzung ſind, deren ſinnliche Reizung eine unange-<lb/>
nehme Empfindung in der Bruſt, von den veraͤnderten Le-<lb/>
bensbewegungen beym Haupttriebe, ſo, wie vom Seufzen,<lb/>
Schluchzen, Weinen, Reden, Klagen, u. ſ. w. bey an-<lb/>
dern Thieren, und beym Menſchen, im gleichen Falle iſt.<lb/>
Jede Veranlaſſung ſolcher aͤußern Empfindungen reizet<lb/>
auch den Trieb zu ſolchen Bewegungen. Die Hitze der<lb/>
Luft, die die Lebensbewegungen zu heftig und die Bruſt<lb/>
beklommen machet, ermuntert die Voͤgel ſogar zur Win-<lb/>
terszeit, in geheizten Zimmern zu ſingen, und zwingt andre<lb/>
Thiere zum Seufzen und Lechzen. Der Wein, der die Le-<lb/>
bensbewegungen nicht weniger erreget, machet geſpraͤchig;<lb/>
die erregte Dickbluͤtigkeit verurſachet, durch Melancholie,<lb/>
ein Weinen, Seufzen, Schluchzen, u. ſ. w. Alle dieſe<lb/>
Bewegungen ſind gemeiniglich ſchon die Befriedigungen<lb/>
des Triebes ſelbſt, deſſen eigne Seelenwirkungen nur vor-<lb/>
laͤufige unvollſtaͤndige Ausdruͤcke derſelben ſind, z. E. vor<lb/>
dem Singen ein oͤfteres Girren, vor dem Seufzen, Schluch-<lb/>
zen, Weinen, ein tieferes Athemholen, vor dem Reden,<lb/>
ein bloßes Toͤnen ꝛc. Ferner gehoͤret hierher der Trieb zum<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Lachen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[270/0294]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Zuſammenhang der phyſiſchen, mechaniſchen und thieriſchen
Kraͤfte der zur willkuͤhrlichen Bewegung beſtimmten Mus-
keln, die weitern Wirkungen in der thieriſchen Oeconomie,
die veraͤnderte Miſchung der Saͤfte, die Befoͤrderung der
Abſcheidungen, die Vermehrung der Muskularkraͤfte und
der thieriſchen Kraͤfte ſelbſt, §. 204. ſo wie es den Abſich-
ten der Natur gemaͤß iſt, §. 262. wovon in der Phyſio-
logie vom eigentlichen Mechanismus der thieriſchen Koͤrper
umſtaͤndlich gehandelt wird. (S. H. P. 11 Abſchn.)
§. 284.
Die Triebe der Thiere zu beſondern Arten der willkuͤhr-
lichen Bewegungen ſind nach denen, zur willkuͤhrlichen Lei-
besuͤbung uͤberhaupt, §. 283. leicht zu beurtheilen. Da-
hin gehoͤren die Triebe der Voͤgel, zu ſingen, welches ge-
meiniglich bey ihnen Nebentriebe (§. 274.) des Triebes zur
Fortpflanzung ſind, deren ſinnliche Reizung eine unange-
nehme Empfindung in der Bruſt, von den veraͤnderten Le-
bensbewegungen beym Haupttriebe, ſo, wie vom Seufzen,
Schluchzen, Weinen, Reden, Klagen, u. ſ. w. bey an-
dern Thieren, und beym Menſchen, im gleichen Falle iſt.
Jede Veranlaſſung ſolcher aͤußern Empfindungen reizet
auch den Trieb zu ſolchen Bewegungen. Die Hitze der
Luft, die die Lebensbewegungen zu heftig und die Bruſt
beklommen machet, ermuntert die Voͤgel ſogar zur Win-
terszeit, in geheizten Zimmern zu ſingen, und zwingt andre
Thiere zum Seufzen und Lechzen. Der Wein, der die Le-
bensbewegungen nicht weniger erreget, machet geſpraͤchig;
die erregte Dickbluͤtigkeit verurſachet, durch Melancholie,
ein Weinen, Seufzen, Schluchzen, u. ſ. w. Alle dieſe
Bewegungen ſind gemeiniglich ſchon die Befriedigungen
des Triebes ſelbſt, deſſen eigne Seelenwirkungen nur vor-
laͤufige unvollſtaͤndige Ausdruͤcke derſelben ſind, z. E. vor
dem Singen ein oͤfteres Girren, vor dem Seufzen, Schluch-
zen, Weinen, ein tieferes Athemholen, vor dem Reden,
ein bloßes Toͤnen ꝛc. Ferner gehoͤret hierher der Trieb zum
Lachen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/294>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.