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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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der sinnlichen Triebe.
tur: sondern sie hat sich der dunkelsten Sinnlichkeit der
thierischen Seelen dazu bedienen wollen, um ihnen so oft,
und wenn es ihr nöthig schien, solche Vorstellungen gleich-
sam aufzudringen, die in ihnen die Handlungen der Triebe
zu den Absichten des Schöpfers hervorbringen müssen;
denn die dunkeln sinnlichen Vorstellungen, und eigentlich
die äußern Empfindungen, welche bey diesem Geschäfte der
Natur als die Hauptvermittler gebrauchet werden, sind die
einzigen, welche die Seele nicht eigenmächtig und nach
Wahl hervorbringen kann, sondern sie von den äußern sinn-
lichen Eindrücken in die Nerven, die ihnen die Natur zu-
sendet, annehmen muß. §. 35. 66.

§. 265.

Damit nun die Natur die doppelte Absicht sowohl der
Erregung, als der Befriedigung der Triebe bey den Thie-
ren erreichen möchte; so sind zu den bestimmten Zeiten und
den verschiedenen Absichten jedes Triebes, sowohl der dun-
keln sinnlichen Reizungen, die ihn erregen, als der äußern
Dinge, die ihn durch ihren äußern sinnlichen Eindruck be-
friedigen, so viele, und der natürlichen Hindernisse, wo-
durch sonst andre Begierden und Verabscheuungen, ohne
die Befriedigung zu erreichen, entkräftet werden, §. 95.
so wenige, daß die Hauptabsicht der Natur im Großen
immer reichlich erfüllet wird. Die Erfahrung beweist die-
ses unwidersprechlich. Zu den Zeiten, wenn, der Be-
stimmung der Natur gemäß, ein thierischer Trieb in Wir-
kung gesetzet werden soll, empfangen die Nerven der Thie-
re zuverlässig ihre dazu erfoderlichen äußern sinnlichen Ein-
drücke, die gleichsam auf dieselbe Zeit für sie bestellet sind.
Z. E. wenn dem Körper Nahrung nöthig ist, so müssen
die im ledigen Magen sich sammlenden Säfte ihm einen
äußern sinnlichen Eindruck geben, welcher den sinnlichen
Trieb des Hungers erreget; wenn Thiere sich fortpflanzen
sollen, so erhalten zur Brunstzeit die männlichen von den
weiblichen eine Witterung, die den Trieb zur Begattung

bey
Q 2

der ſinnlichen Triebe.
tur: ſondern ſie hat ſich der dunkelſten Sinnlichkeit der
thieriſchen Seelen dazu bedienen wollen, um ihnen ſo oft,
und wenn es ihr noͤthig ſchien, ſolche Vorſtellungen gleich-
ſam aufzudringen, die in ihnen die Handlungen der Triebe
zu den Abſichten des Schoͤpfers hervorbringen muͤſſen;
denn die dunkeln ſinnlichen Vorſtellungen, und eigentlich
die aͤußern Empfindungen, welche bey dieſem Geſchaͤfte der
Natur als die Hauptvermittler gebrauchet werden, ſind die
einzigen, welche die Seele nicht eigenmaͤchtig und nach
Wahl hervorbringen kann, ſondern ſie von den aͤußern ſinn-
lichen Eindruͤcken in die Nerven, die ihnen die Natur zu-
ſendet, annehmen muß. §. 35. 66.

§. 265.

Damit nun die Natur die doppelte Abſicht ſowohl der
Erregung, als der Befriedigung der Triebe bey den Thie-
ren erreichen moͤchte; ſo ſind zu den beſtimmten Zeiten und
den verſchiedenen Abſichten jedes Triebes, ſowohl der dun-
keln ſinnlichen Reizungen, die ihn erregen, als der aͤußern
Dinge, die ihn durch ihren aͤußern ſinnlichen Eindruck be-
friedigen, ſo viele, und der natuͤrlichen Hinderniſſe, wo-
durch ſonſt andre Begierden und Verabſcheuungen, ohne
die Befriedigung zu erreichen, entkraͤftet werden, §. 95.
ſo wenige, daß die Hauptabſicht der Natur im Großen
immer reichlich erfuͤllet wird. Die Erfahrung beweiſt die-
ſes unwiderſprechlich. Zu den Zeiten, wenn, der Be-
ſtimmung der Natur gemaͤß, ein thieriſcher Trieb in Wir-
kung geſetzet werden ſoll, empfangen die Nerven der Thie-
re zuverlaͤſſig ihre dazu erfoderlichen aͤußern ſinnlichen Ein-
druͤcke, die gleichſam auf dieſelbe Zeit fuͤr ſie beſtellet ſind.
Z. E. wenn dem Koͤrper Nahrung noͤthig iſt, ſo muͤſſen
die im ledigen Magen ſich ſammlenden Saͤfte ihm einen
aͤußern ſinnlichen Eindruck geben, welcher den ſinnlichen
Trieb des Hungers erreget; wenn Thiere ſich fortpflanzen
ſollen, ſo erhalten zur Brunſtzeit die maͤnnlichen von den
weiblichen eine Witterung, die den Trieb zur Begattung

bey
Q 2
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[243/0267] der ſinnlichen Triebe. tur: ſondern ſie hat ſich der dunkelſten Sinnlichkeit der thieriſchen Seelen dazu bedienen wollen, um ihnen ſo oft, und wenn es ihr noͤthig ſchien, ſolche Vorſtellungen gleich- ſam aufzudringen, die in ihnen die Handlungen der Triebe zu den Abſichten des Schoͤpfers hervorbringen muͤſſen; denn die dunkeln ſinnlichen Vorſtellungen, und eigentlich die aͤußern Empfindungen, welche bey dieſem Geſchaͤfte der Natur als die Hauptvermittler gebrauchet werden, ſind die einzigen, welche die Seele nicht eigenmaͤchtig und nach Wahl hervorbringen kann, ſondern ſie von den aͤußern ſinn- lichen Eindruͤcken in die Nerven, die ihnen die Natur zu- ſendet, annehmen muß. §. 35. 66. §. 265. Damit nun die Natur die doppelte Abſicht ſowohl der Erregung, als der Befriedigung der Triebe bey den Thie- ren erreichen moͤchte; ſo ſind zu den beſtimmten Zeiten und den verſchiedenen Abſichten jedes Triebes, ſowohl der dun- keln ſinnlichen Reizungen, die ihn erregen, als der aͤußern Dinge, die ihn durch ihren aͤußern ſinnlichen Eindruck be- friedigen, ſo viele, und der natuͤrlichen Hinderniſſe, wo- durch ſonſt andre Begierden und Verabſcheuungen, ohne die Befriedigung zu erreichen, entkraͤftet werden, §. 95. ſo wenige, daß die Hauptabſicht der Natur im Großen immer reichlich erfuͤllet wird. Die Erfahrung beweiſt die- ſes unwiderſprechlich. Zu den Zeiten, wenn, der Be- ſtimmung der Natur gemaͤß, ein thieriſcher Trieb in Wir- kung geſetzet werden ſoll, empfangen die Nerven der Thie- re zuverlaͤſſig ihre dazu erfoderlichen aͤußern ſinnlichen Ein- druͤcke, die gleichſam auf dieſelbe Zeit fuͤr ſie beſtellet ſind. Z. E. wenn dem Koͤrper Nahrung noͤthig iſt, ſo muͤſſen die im ledigen Magen ſich ſammlenden Saͤfte ihm einen aͤußern ſinnlichen Eindruck geben, welcher den ſinnlichen Trieb des Hungers erreget; wenn Thiere ſich fortpflanzen ſollen, ſo erhalten zur Brunſtzeit die maͤnnlichen von den weiblichen eine Witterung, die den Trieb zur Begattung bey Q 2

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/267>, abgerufen am 22.12.2024.