chen Reizungen sind, §. 90. 91. so unterscheiden sich ihre Seelenwirkungen von denen der sinnlichen Begierden und Verabscheuungen überhaupt, nur durch einen hohen und oft gar ans Widernatürliche grenzenden Grad der Stärke, durch eine Heftigkeit, welche verschiedene Philosophen ver- leitet hat, sie für Krankheiten des Körpers zu halten. Es ist also in diesem Entwurfe nicht vonnöthen, die Lehre von den Seelenwirkungen der Begierden und Verabscheuungen durch die Nerven in die mechanischen Maschinen über- haupt, von denen der sinnlichen Triebe und Leidenschaften insbesondre zu trennen, §. 92. 93. und man kann das, was von diesen letztern überhaupt gelehret wird, von allen sinnlichen Begierden und Verabscheuungen annehmen, in so fern solches nur nicht den unterscheidenden Grad der Stärke ihrer Wirkungen betrifft.
§. 257.
Jn jedem sinnlichen Triebe und Affekte ist eine sinnli- che Vorhersehung künftiger Empfindungen, §. 255. 256. deren Seelenwirkungen durch die Nerven keine andern, als die, von der unvollständigen materiellen Empfindung sind, welche vorhergesehen wird. §. 239. Wenn diese Empfin- dung eine äußerliche ist, so müssen sich die Seelenwirkun- gen der sinnlichen Triebe und Leidenschaften durch die Ner- ven in solchen mechanischen Maschinen außerhalb dem Ge- hirne äußern, welche durch eben den Nerven beweget wer- den, den die vorhergesehene äußere Empfindung in Wir- kung setzen wird. §. 255. 240. N. 1. und müssen in so fern mit den unmittelbaren Seelenwirkungen der künftigen äu- ßern Empfindung, die der Gegenstand und die Befriedi- gung des Triebes oder der Leidenschaft ist, übereinkommen, §. 255. 240. N. 2. als sie aus denjenigen bestehen, welche die in der Vorhersehung enthaltenen Theile der ganzen äu- ßern Empfindung wirken. §. 241. Jn so fern können sie sich also auch auf alle mechanische Maschinen, die durch äu- ßere Empfindungen und Einbildungen beweget werden kön-
nen,
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
chen Reizungen ſind, §. 90. 91. ſo unterſcheiden ſich ihre Seelenwirkungen von denen der ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen uͤberhaupt, nur durch einen hohen und oft gar ans Widernatuͤrliche grenzenden Grad der Staͤrke, durch eine Heftigkeit, welche verſchiedene Philoſophen ver- leitet hat, ſie fuͤr Krankheiten des Koͤrpers zu halten. Es iſt alſo in dieſem Entwurfe nicht vonnoͤthen, die Lehre von den Seelenwirkungen der Begierden und Verabſcheuungen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchinen uͤber- haupt, von denen der ſinnlichen Triebe und Leidenſchaften insbeſondre zu trennen, §. 92. 93. und man kann das, was von dieſen letztern uͤberhaupt gelehret wird, von allen ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen annehmen, in ſo fern ſolches nur nicht den unterſcheidenden Grad der Staͤrke ihrer Wirkungen betrifft.
§. 257.
Jn jedem ſinnlichen Triebe und Affekte iſt eine ſinnli- che Vorherſehung kuͤnftiger Empfindungen, §. 255. 256. deren Seelenwirkungen durch die Nerven keine andern, als die, von der unvollſtaͤndigen materiellen Empfindung ſind, welche vorhergeſehen wird. §. 239. Wenn dieſe Empfin- dung eine aͤußerliche iſt, ſo muͤſſen ſich die Seelenwirkun- gen der ſinnlichen Triebe und Leidenſchaften durch die Ner- ven in ſolchen mechaniſchen Maſchinen außerhalb dem Ge- hirne aͤußern, welche durch eben den Nerven beweget wer- den, den die vorhergeſehene aͤußere Empfindung in Wir- kung ſetzen wird. §. 255. 240. N. 1. und muͤſſen in ſo fern mit den unmittelbaren Seelenwirkungen der kuͤnftigen aͤu- ßern Empfindung, die der Gegenſtand und die Befriedi- gung des Triebes oder der Leidenſchaft iſt, uͤbereinkommen, §. 255. 240. N. 2. als ſie aus denjenigen beſtehen, welche die in der Vorherſehung enthaltenen Theile der ganzen aͤu- ßern Empfindung wirken. §. 241. Jn ſo fern koͤnnen ſie ſich alſo auch auf alle mechaniſche Maſchinen, die durch aͤu- ßere Empfindungen und Einbildungen beweget werden koͤn-
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
chen Reizungen ſind, §. 90. 91. ſo unterſcheiden ſich ihre
Seelenwirkungen von denen der ſinnlichen Begierden und
Verabſcheuungen uͤberhaupt, nur durch einen hohen und
oft gar ans Widernatuͤrliche grenzenden Grad der Staͤrke,
durch eine Heftigkeit, welche verſchiedene Philoſophen ver-
leitet hat, ſie fuͤr Krankheiten des Koͤrpers zu halten. Es
iſt alſo in dieſem Entwurfe nicht vonnoͤthen, die Lehre von
den Seelenwirkungen der Begierden und Verabſcheuungen
durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchinen uͤber-
haupt, von denen der ſinnlichen Triebe und Leidenſchaften
insbeſondre zu trennen, §. 92. 93. und man kann das,
was von dieſen letztern uͤberhaupt gelehret wird, von allen
ſinnlichen Begierden und Verabſcheuungen annehmen, in
ſo fern ſolches nur nicht den unterſcheidenden Grad der
Staͤrke ihrer Wirkungen betrifft.
§. 257.
Jn jedem ſinnlichen Triebe und Affekte iſt eine ſinnli-
che Vorherſehung kuͤnftiger Empfindungen, §. 255. 256.
deren Seelenwirkungen durch die Nerven keine andern, als
die, von der unvollſtaͤndigen materiellen Empfindung ſind,
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gen der ſinnlichen Triebe und Leidenſchaften durch die Ner-
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hirne aͤußern, welche durch eben den Nerven beweget wer-
den, den die vorhergeſehene aͤußere Empfindung in Wir-
kung ſetzen wird. §. 255. 240. N. 1. und muͤſſen in ſo fern
mit den unmittelbaren Seelenwirkungen der kuͤnftigen aͤu-
ßern Empfindung, die der Gegenſtand und die Befriedi-
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§. 255. 240. N. 2. als ſie aus denjenigen beſtehen, welche
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ſich alſo auch auf alle mechaniſche Maſchinen, die durch aͤu-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/258>, abgerufen am 21.11.2024.
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