Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.der äußern Empfindungen. dem Jucken, dem Kitzel, eine sanftere Erwärmung undAuftreibung, und in den Hölen, z. E. in der Nase, in den Gedärmen, in welche sich die kleinen Gefäße ergießen können, Anhäufungen der Säfte, z. E. der Schnupfen vom Kitzel in der Nase, §. 199. ein Purgiren von Colick- schmerzen, Purganzen, Giften, u. s. w. §. 198. Dieser Zufluß der Säfte nach den Endungen ihrer kleinen Ge- fäße, wenn eine äußere Empfindung ihre eignen, oder, durch Mitleidenheit, §. 165. ihre benachbarten Nerven reizet, leget den Grund zu vielen wichtigen Erscheinungen in der thierischen Oeconomie, und hat besonders in den Trieben, Leidenschaften, und in den Krankheiten der thie- rischen Natur die wichtigsten Folgen. H. P. §. 561. Weil die allermeisten mechanischen Maschinen des Körpers eben so innig von den kleinsten Zweigen der Blut- und Saftröh- ren, als der Nerven, durchdrungen werden, mithin diese besondre Wirkung der äußern Empfindungen fast durch- gängig bey allen äußern sinnlichen Eindrücken, die em- pfunden werden, bemerket wird; so hat man daraus ein allgemeines physiologisches Gesetz gemachet, daß auf jede äußere Empfindung ein Zufluß der Säfte gegen den Ort, der den äußern sinnlichen Eindruck empfangen hat, erfolge, welches doch weder ein einziges Gesetz, das so viel andre ausschlösse, noch allgemein ist, indem auf die äußere Em- pfindung solcher Theile, worinn keine kleine Endungen von ableitenden Blut- und Saftröhren sich vertheilten, auch unmöglich ein Zufluß der Säfte nach ihnen erfolgen könn- te, ja auch dieß überall in dem Falle nie geschieht, wenn die äußere Empfindung nicht einen gewissen Grad der Leb- haftigkeit oder Stärke hat. § 208. Jn den ausgebreiteten fleischigten Häuten, beson- gungen N 2
der aͤußern Empfindungen. dem Jucken, dem Kitzel, eine ſanftere Erwaͤrmung undAuftreibung, und in den Hoͤlen, z. E. in der Naſe, in den Gedaͤrmen, in welche ſich die kleinen Gefaͤße ergießen koͤnnen, Anhaͤufungen der Saͤfte, z. E. der Schnupfen vom Kitzel in der Naſe, §. 199. ein Purgiren von Colick- ſchmerzen, Purganzen, Giften, u. ſ. w. §. 198. Dieſer Zufluß der Saͤfte nach den Endungen ihrer kleinen Ge- faͤße, wenn eine aͤußere Empfindung ihre eignen, oder, durch Mitleidenheit, §. 165. ihre benachbarten Nerven reizet, leget den Grund zu vielen wichtigen Erſcheinungen in der thieriſchen Oeconomie, und hat beſonders in den Trieben, Leidenſchaften, und in den Krankheiten der thie- riſchen Natur die wichtigſten Folgen. H. P. §. 561. Weil die allermeiſten mechaniſchen Maſchinen des Koͤrpers eben ſo innig von den kleinſten Zweigen der Blut- und Saftroͤh- ren, als der Nerven, durchdrungen werden, mithin dieſe beſondre Wirkung der aͤußern Empfindungen faſt durch- gaͤngig bey allen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken, die em- pfunden werden, bemerket wird; ſo hat man daraus ein allgemeines phyſiologiſches Geſetz gemachet, daß auf jede aͤußere Empfindung ein Zufluß der Saͤfte gegen den Ort, der den aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen hat, erfolge, welches doch weder ein einziges Geſetz, das ſo viel andre ausſchloͤſſe, noch allgemein iſt, indem auf die aͤußere Em- pfindung ſolcher Theile, worinn keine kleine Endungen von ableitenden Blut- und Saftroͤhren ſich vertheilten, auch unmoͤglich ein Zufluß der Saͤfte nach ihnen erfolgen koͤnn- te, ja auch dieß uͤberall in dem Falle nie geſchieht, wenn die aͤußere Empfindung nicht einen gewiſſen Grad der Leb- haftigkeit oder Staͤrke hat. § 208. Jn den ausgebreiteten fleiſchigten Haͤuten, beſon- gungen N 2
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dem Jucken, dem Kitzel, eine ſanftere Erwaͤrmung und
Auftreibung, und in den Hoͤlen, z. E. in der Naſe, in
den Gedaͤrmen, in welche ſich die kleinen Gefaͤße ergießen
koͤnnen, Anhaͤufungen der Saͤfte, z. E. der Schnupfen
vom Kitzel in der Naſe, §. 199. ein Purgiren von Colick-
ſchmerzen, Purganzen, Giften, u. ſ. w. §. 198. Dieſer
Zufluß der Saͤfte nach den Endungen ihrer kleinen Ge-
faͤße, wenn eine aͤußere Empfindung ihre eignen, oder,
durch Mitleidenheit, §. 165. ihre benachbarten Nerven
reizet, leget den Grund zu vielen wichtigen Erſcheinungen
in der thieriſchen Oeconomie, und hat beſonders in den
Trieben, Leidenſchaften, und in den Krankheiten der thie-
riſchen Natur die wichtigſten Folgen. H. P. §. 561. Weil
die allermeiſten mechaniſchen Maſchinen des Koͤrpers eben
ſo innig von den kleinſten Zweigen der Blut- und Saftroͤh-
ren, als der Nerven, durchdrungen werden, mithin dieſe
beſondre Wirkung der aͤußern Empfindungen faſt durch-
gaͤngig bey allen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcken, die em-
pfunden werden, bemerket wird; ſo hat man daraus ein
allgemeines phyſiologiſches Geſetz gemachet, daß auf jede
aͤußere Empfindung ein Zufluß der Saͤfte gegen den Ort,
der den aͤußern ſinnlichen Eindruck empfangen hat, erfolge,
welches doch weder ein einziges Geſetz, das ſo viel andre
ausſchloͤſſe, noch allgemein iſt, indem auf die aͤußere Em-
pfindung ſolcher Theile, worinn keine kleine Endungen von
ableitenden Blut- und Saftroͤhren ſich vertheilten, auch
unmoͤglich ein Zufluß der Saͤfte nach ihnen erfolgen koͤnn-
te, ja auch dieß uͤberall in dem Falle nie geſchieht, wenn
die aͤußere Empfindung nicht einen gewiſſen Grad der Leb-
haftigkeit oder Staͤrke hat.
§ 208.
Jn den ausgebreiteten fleiſchigten Haͤuten, beſon-
ders dem Zwerchfelle, u. a. §. 171. wirken die aͤußern
Empfindungen unmittelbar Seelenwirkungen, die in ſol-
chen Zuſammenziehungen, oder andern thieriſchen Bewe-
gungen
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