zu ihrer natürlichen Bestimmung im Zustande der Gesund- heit, oder sie weichen von dieser natürlichen Bestimmung ab. Alle Seelenwirkungen der äußern Empfindungen rei- zen also die mechanischen Maschinen, in die sie sich erstre- cken, entweder zu solchen Bewegungen, die ihre natürliche Bestimmung sind, und dieß sind die Seelenwirkungen der angenehmen, (wenigstens gleichgültigen) äußern Empfin- dungen; oder zu solchen, die von ihrer natürlichen Bestim- mung abweichen, und dieß sind die von den unangenehmen äußern Empfindungen. §. 191. Eben so sind die Seelen- wirkungen vom Kitzel und Schmerze beschaffen, und nur dem Grade nach von jenen verschieden. §. 80.
§. 196.
Um diese Begriffe zu rechtfertigen, muß man beden- ken, daß jeder Schmerz und jede unangenehme äußere Em- pfindung schon an sich etwas Widernatürliches sey, und für Krankheit gehalten werde, (womit §. 191. übereinstimmet,) wogegen man sich so lange für gesund, (d. i. im natürli- chen Zustande) hält, als man entweder nur angenehme äußere Empfindungen hat, oder doch nichts unangenehmes empfindet. Da nun aber die Wirkungen sind, wie ihre wirkenden Ursachen; so müssen auch die Seelenwirkungen der unangenehmen äußern Empfindungen widernatürlich, hingegen die angenehmen der Natur gemäß seyn. Alle Erfahrungen stimmen mit diesen Begriffen überein, und wie der Schmerz als ein Wächter für unsre Erhaltung zu betrachten ist, §. 184. so sind auch seine Wirkungen so, wie von einer natürlichen Arzney, die widernatürliche Ver- änderungen hervorbringt, um andre widernatürliche Zufälle des thierischen Körpers dadurch zu vertreiben.
§. 197.
Der Kitzel ist eine sehr starke angenehme äußere Em- pfindung. §. 80. Folglich werden durch die Seelenwir- kungen deffelben die natürlichen Verrichtungen der mecha-
nischen
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
zu ihrer natuͤrlichen Beſtimmung im Zuſtande der Geſund- heit, oder ſie weichen von dieſer natuͤrlichen Beſtimmung ab. Alle Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen rei- zen alſo die mechaniſchen Maſchinen, in die ſie ſich erſtre- cken, entweder zu ſolchen Bewegungen, die ihre natuͤrliche Beſtimmung ſind, und dieß ſind die Seelenwirkungen der angenehmen, (wenigſtens gleichguͤltigen) aͤußern Empfin- dungen; oder zu ſolchen, die von ihrer natuͤrlichen Beſtim- mung abweichen, und dieß ſind die von den unangenehmen aͤußern Empfindungen. §. 191. Eben ſo ſind die Seelen- wirkungen vom Kitzel und Schmerze beſchaffen, und nur dem Grade nach von jenen verſchieden. §. 80.
§. 196.
Um dieſe Begriffe zu rechtfertigen, muß man beden- ken, daß jeder Schmerz und jede unangenehme aͤußere Em- pfindung ſchon an ſich etwas Widernatuͤrliches ſey, und fuͤr Krankheit gehalten werde, (womit §. 191. uͤbereinſtimmet,) wogegen man ſich ſo lange fuͤr geſund, (d. i. im natuͤrli- chen Zuſtande) haͤlt, als man entweder nur angenehme aͤußere Empfindungen hat, oder doch nichts unangenehmes empfindet. Da nun aber die Wirkungen ſind, wie ihre wirkenden Urſachen; ſo muͤſſen auch die Seelenwirkungen der unangenehmen aͤußern Empfindungen widernatuͤrlich, hingegen die angenehmen der Natur gemaͤß ſeyn. Alle Erfahrungen ſtimmen mit dieſen Begriffen uͤberein, und wie der Schmerz als ein Waͤchter fuͤr unſre Erhaltung zu betrachten iſt, §. 184. ſo ſind auch ſeine Wirkungen ſo, wie von einer natuͤrlichen Arzney, die widernatuͤrliche Ver- aͤnderungen hervorbringt, um andre widernatuͤrliche Zufaͤlle des thieriſchen Koͤrpers dadurch zu vertreiben.
§. 197.
Der Kitzel iſt eine ſehr ſtarke angenehme aͤußere Em- pfindung. §. 80. Folglich werden durch die Seelenwir- kungen deffelben die natuͤrlichen Verrichtungen der mecha-
niſchen
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
zu ihrer natuͤrlichen Beſtimmung im Zuſtande der Geſund-
heit, oder ſie weichen von dieſer natuͤrlichen Beſtimmung
ab. Alle Seelenwirkungen der aͤußern Empfindungen rei-
zen alſo die mechaniſchen Maſchinen, in die ſie ſich erſtre-
cken, entweder zu ſolchen Bewegungen, die ihre natuͤrliche
Beſtimmung ſind, und dieß ſind die Seelenwirkungen der
angenehmen, (wenigſtens gleichguͤltigen) aͤußern Empfin-
dungen; oder zu ſolchen, die von ihrer natuͤrlichen Beſtim-
mung abweichen, und dieß ſind die von den unangenehmen
aͤußern Empfindungen. §. 191. Eben ſo ſind die Seelen-
wirkungen vom Kitzel und Schmerze beſchaffen, und nur
dem Grade nach von jenen verſchieden. §. 80.
§. 196.
Um dieſe Begriffe zu rechtfertigen, muß man beden-
ken, daß jeder Schmerz und jede unangenehme aͤußere Em-
pfindung ſchon an ſich etwas Widernatuͤrliches ſey, und fuͤr
Krankheit gehalten werde, (womit §. 191. uͤbereinſtimmet,)
wogegen man ſich ſo lange fuͤr geſund, (d. i. im natuͤrli-
chen Zuſtande) haͤlt, als man entweder nur angenehme
aͤußere Empfindungen hat, oder doch nichts unangenehmes
empfindet. Da nun aber die Wirkungen ſind, wie ihre
wirkenden Urſachen; ſo muͤſſen auch die Seelenwirkungen
der unangenehmen aͤußern Empfindungen widernatuͤrlich,
hingegen die angenehmen der Natur gemaͤß ſeyn. Alle
Erfahrungen ſtimmen mit dieſen Begriffen uͤberein, und
wie der Schmerz als ein Waͤchter fuͤr unſre Erhaltung zu
betrachten iſt, §. 184. ſo ſind auch ſeine Wirkungen ſo,
wie von einer natuͤrlichen Arzney, die widernatuͤrliche Ver-
aͤnderungen hervorbringt, um andre widernatuͤrliche Zufaͤlle
des thieriſchen Koͤrpers dadurch zu vertreiben.
§. 197.
Der Kitzel iſt eine ſehr ſtarke angenehme aͤußere Em-
pfindung. §. 80. Folglich werden durch die Seelenwir-
kungen deffelben die natuͤrlichen Verrichtungen der mecha-
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/212>, abgerufen am 21.12.2024.
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