Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
der äußern Empfindungen.
§. 193.

Das, worinn alle thierische Bewegungen der mechani-
schen Maschinen mit einander übereinkommen, sie mögen
Nervenwirkungen allein, oder Wirkungen sinnlicher Ein-
drücke ins Gehirn, Seelenwirkungen von äußern Empfin-
dungen oder von andern Vorstellungen der Seele seyn, und
wodurch sie sich von blos mechanischen Bewegungen unter-
scheiden, ist, daß sie den Reiz zu denjenigen Bewegungen,
wozu sie durch ihre Strucktur vermögend sind, durch ihren
Nerven erhalten, in so fern er einen (äußern oder innern)
sinnlichen Eindruck empfangen hat. §. 31. Die Bewe-
gungen selbst würden also dieselben seyn können, wenn auch
blos mechanische Kräfte sie wirketen: denn alle Bewegun-
gen, die in einer Maschine hervorgebracht werden, es sey
durch diese oder jene Kraft, müssen nothwendig solche seyn,
wozu ihre Strucktur sie vermögend machet. Das also, wo-
durch die Bewegung einer mechanischen Maschine im thie-
rischen Körper, blos thierisch wird, ist, daß sie von einem
sinnlichen Eindrucke in die Nerven herrühret, der nicht em-
pfunden, noch auch denselben durch Vorstellungen beyge-
bracht wird; §. 6. das, wodurch sie zur Seelenwirkung
wird, ist, daß sie von einem sinnlichen Eindrucke von Vor-
stellungen ins Gehirn herrühret, §. 154. und das, wo-
durch sie zur Seelenwirkung äußerer Empfindungen wird,
ist, daß sie durch den innern sinnlichen Eindruck äußerer
Empfindungen ins Gehirn entsteht. §. 34. 121.

§. 194.

Je stärker die äußern Empfindungen der Seele sind,
desto stärker ist auch ihre Wirkung in die mechanischen Ma-
schinen: daher setzen sie dieselben in desto stärkere Wirkung,
je stärker sie sind. §. 133.

§. 195.

Alle Bewegungen, zu welchen eine mechanische Ma-
schine vermöge ihrer Strucktur fähig ist, gehören entweder

zu
der aͤußern Empfindungen.
§. 193.

Das, worinn alle thieriſche Bewegungen der mechani-
ſchen Maſchinen mit einander uͤbereinkommen, ſie moͤgen
Nervenwirkungen allein, oder Wirkungen ſinnlicher Ein-
druͤcke ins Gehirn, Seelenwirkungen von aͤußern Empfin-
dungen oder von andern Vorſtellungen der Seele ſeyn, und
wodurch ſie ſich von blos mechaniſchen Bewegungen unter-
ſcheiden, iſt, daß ſie den Reiz zu denjenigen Bewegungen,
wozu ſie durch ihre Strucktur vermoͤgend ſind, durch ihren
Nerven erhalten, in ſo fern er einen (aͤußern oder innern)
ſinnlichen Eindruck empfangen hat. §. 31. Die Bewe-
gungen ſelbſt wuͤrden alſo dieſelben ſeyn koͤnnen, wenn auch
blos mechaniſche Kraͤfte ſie wirketen: denn alle Bewegun-
gen, die in einer Maſchine hervorgebracht werden, es ſey
durch dieſe oder jene Kraft, muͤſſen nothwendig ſolche ſeyn,
wozu ihre Strucktur ſie vermoͤgend machet. Das alſo, wo-
durch die Bewegung einer mechaniſchen Maſchine im thie-
riſchen Koͤrper, blos thieriſch wird, iſt, daß ſie von einem
ſinnlichen Eindrucke in die Nerven herruͤhret, der nicht em-
pfunden, noch auch denſelben durch Vorſtellungen beyge-
bracht wird; §. 6. das, wodurch ſie zur Seelenwirkung
wird, iſt, daß ſie von einem ſinnlichen Eindrucke von Vor-
ſtellungen ins Gehirn herruͤhret, §. 154. und das, wo-
durch ſie zur Seelenwirkung aͤußerer Empfindungen wird,
iſt, daß ſie durch den innern ſinnlichen Eindruck aͤußerer
Empfindungen ins Gehirn entſteht. §. 34. 121.

§. 194.

Je ſtaͤrker die aͤußern Empfindungen der Seele ſind,
deſto ſtaͤrker iſt auch ihre Wirkung in die mechaniſchen Ma-
ſchinen: daher ſetzen ſie dieſelben in deſto ſtaͤrkere Wirkung,
je ſtaͤrker ſie ſind. §. 133.

§. 195.

Alle Bewegungen, zu welchen eine mechaniſche Ma-
ſchine vermoͤge ihrer Strucktur faͤhig iſt, gehoͤren entweder

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0211" n="187"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der a&#x0364;ußern Empfindungen.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 193.</head><lb/>
              <p>Das, worinn alle thieri&#x017F;che Bewegungen der mechani-<lb/>
&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen mit einander u&#x0364;bereinkommen, &#x017F;ie mo&#x0364;gen<lb/>
Nervenwirkungen allein, oder Wirkungen &#x017F;innlicher Ein-<lb/>
dru&#x0364;cke ins Gehirn, Seelenwirkungen von a&#x0364;ußern Empfin-<lb/>
dungen oder von andern Vor&#x017F;tellungen der Seele &#x017F;eyn, und<lb/>
wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich von blos mechani&#x017F;chen Bewegungen unter-<lb/>
&#x017F;cheiden, i&#x017F;t, daß &#x017F;ie den Reiz zu denjenigen Bewegungen,<lb/>
wozu &#x017F;ie durch ihre Strucktur vermo&#x0364;gend &#x017F;ind, durch ihren<lb/>
Nerven erhalten, in &#x017F;o fern er einen (a&#x0364;ußern oder innern)<lb/>
&#x017F;innlichen Eindruck empfangen hat. §. 31. Die Bewe-<lb/>
gungen &#x017F;elb&#x017F;t wu&#x0364;rden al&#x017F;o die&#x017F;elben &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, wenn auch<lb/>
blos mechani&#x017F;che Kra&#x0364;fte &#x017F;ie wirketen: denn alle Bewegun-<lb/>
gen, die in einer Ma&#x017F;chine hervorgebracht werden, es &#x017F;ey<lb/>
durch die&#x017F;e oder jene Kraft, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nothwendig &#x017F;olche &#x017F;eyn,<lb/>
wozu ihre Strucktur &#x017F;ie vermo&#x0364;gend machet. Das al&#x017F;o, wo-<lb/>
durch die Bewegung einer mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chine im thie-<lb/>
ri&#x017F;chen Ko&#x0364;rper, blos thieri&#x017F;ch wird, i&#x017F;t, daß &#x017F;ie von einem<lb/>
&#x017F;innlichen Eindrucke in die Nerven herru&#x0364;hret, der nicht em-<lb/>
pfunden, noch auch den&#x017F;elben durch Vor&#x017F;tellungen beyge-<lb/>
bracht wird; §. 6. das, wodurch &#x017F;ie zur Seelenwirkung<lb/>
wird, i&#x017F;t, daß &#x017F;ie von einem &#x017F;innlichen Eindrucke von Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen ins Gehirn herru&#x0364;hret, §. 154. und das, wo-<lb/>
durch &#x017F;ie zur Seelenwirkung a&#x0364;ußerer Empfindungen wird,<lb/>
i&#x017F;t, daß &#x017F;ie durch den innern &#x017F;innlichen Eindruck a&#x0364;ußerer<lb/>
Empfindungen ins Gehirn ent&#x017F;teht. §. 34. 121.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 194.</head><lb/>
              <p>Je &#x017F;ta&#x0364;rker die a&#x0364;ußern Empfindungen der Seele &#x017F;ind,<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rker i&#x017F;t auch ihre Wirkung in die mechani&#x017F;chen Ma-<lb/>
&#x017F;chinen: daher &#x017F;etzen &#x017F;ie die&#x017F;elben in de&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rkere Wirkung,<lb/>
je &#x017F;ta&#x0364;rker &#x017F;ie &#x017F;ind. §. 133.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 195.</head><lb/>
              <p>Alle Bewegungen, zu welchen eine mechani&#x017F;che Ma-<lb/>
&#x017F;chine vermo&#x0364;ge ihrer Strucktur fa&#x0364;hig i&#x017F;t, geho&#x0364;ren entweder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0211] der aͤußern Empfindungen. §. 193. Das, worinn alle thieriſche Bewegungen der mechani- ſchen Maſchinen mit einander uͤbereinkommen, ſie moͤgen Nervenwirkungen allein, oder Wirkungen ſinnlicher Ein- druͤcke ins Gehirn, Seelenwirkungen von aͤußern Empfin- dungen oder von andern Vorſtellungen der Seele ſeyn, und wodurch ſie ſich von blos mechaniſchen Bewegungen unter- ſcheiden, iſt, daß ſie den Reiz zu denjenigen Bewegungen, wozu ſie durch ihre Strucktur vermoͤgend ſind, durch ihren Nerven erhalten, in ſo fern er einen (aͤußern oder innern) ſinnlichen Eindruck empfangen hat. §. 31. Die Bewe- gungen ſelbſt wuͤrden alſo dieſelben ſeyn koͤnnen, wenn auch blos mechaniſche Kraͤfte ſie wirketen: denn alle Bewegun- gen, die in einer Maſchine hervorgebracht werden, es ſey durch dieſe oder jene Kraft, muͤſſen nothwendig ſolche ſeyn, wozu ihre Strucktur ſie vermoͤgend machet. Das alſo, wo- durch die Bewegung einer mechaniſchen Maſchine im thie- riſchen Koͤrper, blos thieriſch wird, iſt, daß ſie von einem ſinnlichen Eindrucke in die Nerven herruͤhret, der nicht em- pfunden, noch auch denſelben durch Vorſtellungen beyge- bracht wird; §. 6. das, wodurch ſie zur Seelenwirkung wird, iſt, daß ſie von einem ſinnlichen Eindrucke von Vor- ſtellungen ins Gehirn herruͤhret, §. 154. und das, wo- durch ſie zur Seelenwirkung aͤußerer Empfindungen wird, iſt, daß ſie durch den innern ſinnlichen Eindruck aͤußerer Empfindungen ins Gehirn entſteht. §. 34. 121. §. 194. Je ſtaͤrker die aͤußern Empfindungen der Seele ſind, deſto ſtaͤrker iſt auch ihre Wirkung in die mechaniſchen Ma- ſchinen: daher ſetzen ſie dieſelben in deſto ſtaͤrkere Wirkung, je ſtaͤrker ſie ſind. §. 133. §. 195. Alle Bewegungen, zu welchen eine mechaniſche Ma- ſchine vermoͤge ihrer Strucktur faͤhig iſt, gehoͤren entweder zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/211
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/211>, abgerufen am 30.12.2024.