Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

der äußern Empfindungen.
die Verschiedenheit der angenehmen oder widrigen äußern
Empfindungen. §. 186. Wenn nun der äußere sinnliche
Eindruck in die Nerven schon an sich eine thierische bewe-
gende Kraft der mechanischen Maschinen des Körpers ist,
§. 182. so muß der, für die angenehmen äußern Empfin-
dungen, schon an sich, durch eben denselben Nerven, an-
dre thierische Bewegungen in den mechanischen Maschinen
hervorbringen, als der, für die unangenehmen äußern Em-
pfindungen.

§. 190.

Da wir die eigentliche Beschaffenheit des äußern sinn-
lichen Eindrucks in die Nerven nicht kennen, §. 131. 132.
so kann man nicht sagen, worinn sein Unterschied in eben
dem Nerven bestehe, wenn er der Seele eine angenehme,
und wenn er ihr eine unangenehme äußerliche Empfindung
giebt, und wenn er ihr Kitzel oder Schmerz erreget. §. 40.
Da wir aber die Beschaffenheit der materiellen äußern Em-
pfindungen im Gehirne eben so wenig kennen, und dieses
die einzigen Quellen der unmittelbaren Seelenwirkungen
von äußerlichen Empfindungen in den mechanischen Ma-
schinen sind, §. 35. 129. so müssen dieselben blos aus Er-
fahrungen erkannt werden, wobey aber die Nervenwirkun-
gen in die mechanischen Maschinen, §. 183. und die See-
lenwirkungen der von den äußern Empfindungen nur zufäl-
lig veranlaßten Vorstellungen §. 185. genau zu unterschei-
den sind. §. 181.

§. 191.

Es scheint, daß der äußerliche sinnliche Eindruck für
die angenehmen, oder, wenn es deren giebt, gleichgülti-
gen äußern Empfindungen von der Art sey, wie er der na-
türlichen Verrichtung (Bestimmung) des Nerven gemäß
ist, dahingegen der, für die unangenehmen äußern Em-
pfindungen von der Art ist, daß er der thierischen Bauart
und Kraft des Nerven nicht gemäß wirket, sondern ihm

einiger-
M 5

der aͤußern Empfindungen.
die Verſchiedenheit der angenehmen oder widrigen aͤußern
Empfindungen. §. 186. Wenn nun der aͤußere ſinnliche
Eindruck in die Nerven ſchon an ſich eine thieriſche bewe-
gende Kraft der mechaniſchen Maſchinen des Koͤrpers iſt,
§. 182. ſo muß der, fuͤr die angenehmen aͤußern Empfin-
dungen, ſchon an ſich, durch eben denſelben Nerven, an-
dre thieriſche Bewegungen in den mechaniſchen Maſchinen
hervorbringen, als der, fuͤr die unangenehmen aͤußern Em-
pfindungen.

§. 190.

Da wir die eigentliche Beſchaffenheit des aͤußern ſinn-
lichen Eindrucks in die Nerven nicht kennen, §. 131. 132.
ſo kann man nicht ſagen, worinn ſein Unterſchied in eben
dem Nerven beſtehe, wenn er der Seele eine angenehme,
und wenn er ihr eine unangenehme aͤußerliche Empfindung
giebt, und wenn er ihr Kitzel oder Schmerz erreget. §. 40.
Da wir aber die Beſchaffenheit der materiellen aͤußern Em-
pfindungen im Gehirne eben ſo wenig kennen, und dieſes
die einzigen Quellen der unmittelbaren Seelenwirkungen
von aͤußerlichen Empfindungen in den mechaniſchen Ma-
ſchinen ſind, §. 35. 129. ſo muͤſſen dieſelben blos aus Er-
fahrungen erkannt werden, wobey aber die Nervenwirkun-
gen in die mechaniſchen Maſchinen, §. 183. und die See-
lenwirkungen der von den aͤußern Empfindungen nur zufaͤl-
lig veranlaßten Vorſtellungen §. 185. genau zu unterſchei-
den ſind. §. 181.

§. 191.

Es ſcheint, daß der aͤußerliche ſinnliche Eindruck fuͤr
die angenehmen, oder, wenn es deren giebt, gleichguͤlti-
gen aͤußern Empfindungen von der Art ſey, wie er der na-
tuͤrlichen Verrichtung (Beſtimmung) des Nerven gemaͤß
iſt, dahingegen der, fuͤr die unangenehmen aͤußern Em-
pfindungen von der Art iſt, daß er der thieriſchen Bauart
und Kraft des Nerven nicht gemaͤß wirket, ſondern ihm

einiger-
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0209" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der a&#x0364;ußern Empfindungen.</hi></fw><lb/>
die Ver&#x017F;chiedenheit der angenehmen oder widrigen a&#x0364;ußern<lb/>
Empfindungen. §. 186. Wenn nun der a&#x0364;ußere &#x017F;innliche<lb/>
Eindruck in die Nerven &#x017F;chon an &#x017F;ich eine thieri&#x017F;che bewe-<lb/>
gende Kraft der mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen des Ko&#x0364;rpers i&#x017F;t,<lb/>
§. 182. &#x017F;o muß der, fu&#x0364;r die angenehmen a&#x0364;ußern Empfin-<lb/>
dungen, &#x017F;chon an &#x017F;ich, durch eben den&#x017F;elben Nerven, an-<lb/>
dre thieri&#x017F;che Bewegungen in den mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen<lb/>
hervorbringen, als der, fu&#x0364;r die unangenehmen a&#x0364;ußern Em-<lb/>
pfindungen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 190.</head><lb/>
              <p>Da wir die eigentliche Be&#x017F;chaffenheit des a&#x0364;ußern &#x017F;inn-<lb/>
lichen Eindrucks in die Nerven nicht kennen, §. 131. 132.<lb/>
&#x017F;o kann man nicht &#x017F;agen, worinn &#x017F;ein Unter&#x017F;chied in eben<lb/>
dem Nerven be&#x017F;tehe, wenn er der Seele eine angenehme,<lb/>
und wenn er ihr eine unangenehme a&#x0364;ußerliche Empfindung<lb/>
giebt, und wenn er ihr Kitzel oder Schmerz erreget. §. 40.<lb/>
Da wir aber die Be&#x017F;chaffenheit der materiellen a&#x0364;ußern Em-<lb/>
pfindungen im Gehirne eben &#x017F;o wenig kennen, und die&#x017F;es<lb/>
die einzigen Quellen der unmittelbaren Seelenwirkungen<lb/>
von a&#x0364;ußerlichen Empfindungen in den mechani&#x017F;chen Ma-<lb/>
&#x017F;chinen &#x017F;ind, §. 35. 129. &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben blos aus Er-<lb/>
fahrungen erkannt werden, wobey aber die Nervenwirkun-<lb/>
gen in die mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chinen, §. 183. und die See-<lb/>
lenwirkungen der von den a&#x0364;ußern Empfindungen nur zufa&#x0364;l-<lb/>
lig veranlaßten Vor&#x017F;tellungen §. 185. genau zu unter&#x017F;chei-<lb/>
den &#x017F;ind. §. 181.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 191.</head><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheint, daß der a&#x0364;ußerliche &#x017F;innliche Eindruck fu&#x0364;r<lb/>
die angenehmen, oder, wenn es deren giebt, gleichgu&#x0364;lti-<lb/>
gen a&#x0364;ußern Empfindungen von der Art &#x017F;ey, wie er der na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Verrichtung (Be&#x017F;timmung) des Nerven gema&#x0364;ß<lb/>
i&#x017F;t, dahingegen der, fu&#x0364;r die unangenehmen a&#x0364;ußern Em-<lb/>
pfindungen von der Art i&#x017F;t, daß er der thieri&#x017F;chen Bauart<lb/>
und Kraft des Nerven nicht gema&#x0364;ß wirket, &#x017F;ondern ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">einiger-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0209] der aͤußern Empfindungen. die Verſchiedenheit der angenehmen oder widrigen aͤußern Empfindungen. §. 186. Wenn nun der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven ſchon an ſich eine thieriſche bewe- gende Kraft der mechaniſchen Maſchinen des Koͤrpers iſt, §. 182. ſo muß der, fuͤr die angenehmen aͤußern Empfin- dungen, ſchon an ſich, durch eben denſelben Nerven, an- dre thieriſche Bewegungen in den mechaniſchen Maſchinen hervorbringen, als der, fuͤr die unangenehmen aͤußern Em- pfindungen. §. 190. Da wir die eigentliche Beſchaffenheit des aͤußern ſinn- lichen Eindrucks in die Nerven nicht kennen, §. 131. 132. ſo kann man nicht ſagen, worinn ſein Unterſchied in eben dem Nerven beſtehe, wenn er der Seele eine angenehme, und wenn er ihr eine unangenehme aͤußerliche Empfindung giebt, und wenn er ihr Kitzel oder Schmerz erreget. §. 40. Da wir aber die Beſchaffenheit der materiellen aͤußern Em- pfindungen im Gehirne eben ſo wenig kennen, und dieſes die einzigen Quellen der unmittelbaren Seelenwirkungen von aͤußerlichen Empfindungen in den mechaniſchen Ma- ſchinen ſind, §. 35. 129. ſo muͤſſen dieſelben blos aus Er- fahrungen erkannt werden, wobey aber die Nervenwirkun- gen in die mechaniſchen Maſchinen, §. 183. und die See- lenwirkungen der von den aͤußern Empfindungen nur zufaͤl- lig veranlaßten Vorſtellungen §. 185. genau zu unterſchei- den ſind. §. 181. §. 191. Es ſcheint, daß der aͤußerliche ſinnliche Eindruck fuͤr die angenehmen, oder, wenn es deren giebt, gleichguͤlti- gen aͤußern Empfindungen von der Art ſey, wie er der na- tuͤrlichen Verrichtung (Beſtimmung) des Nerven gemaͤß iſt, dahingegen der, fuͤr die unangenehmen aͤußern Em- pfindungen von der Art iſt, daß er der thieriſchen Bauart und Kraft des Nerven nicht gemaͤß wirket, ſondern ihm einiger- M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/209
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/209>, abgerufen am 30.12.2024.