Wirkungen der äußerlichen Empfindungen durch die Nerven in die mechanischen Maschinen.
§. 181.
Es ist so leicht nicht, als es scheint, die unmittelba- ren Seelenwirkungen der äußerlichen Empfindun- gen durch die Nerven in die mechanischen Maschi- nen zu finden. Von allen, obgleich thierischen Wirkun- gen im Körper, die die Berührung eines Nerven, oder der in ihn geschehene äußere sinnliche Eindruck, oder auch die Fortpflanzung desselben, sogar bis zum Gehirn selbst, oder irgend eine Ableitung desselben (§. 48.) hervorbringen, ist keine eine wahre Seelenwirkung von äußern Empfin- dungen. §. 98. sondern es sind es nur diejenigen thierischen Wirkungen in den mechanischen Maschinen, die die äuße- re Empfindung der Seele selbst, (die materielle Empfin- dung im Gehirne als sinnlicher Eindruck daselbst, §. 121.) wesentlich verursachet. §. 97. Wiederum sind von allen, obgleich Seelenwirkungen, andrer Vorstellungen, die aus den äußern Empfindungen der Seele und ihren materiellen Jdeen im Gehirne durch die Nerven in den mechanischen Maschinen entstehen, keine wahre unmittelbare Seelenwir- kungen von äußerlichen Empfindungen. §. 97. 129. 131. Alle Bewegungen in den mechanischen Maschinen also, die der äußere sinnliche Eindruck in die Nerven vielleicht, durch ihm eigne thierische Kräfte, ehe er die materielle äußere Empfindung im Gehirne formiret hat, hervorbringt; alle die er, wenn er auf seinem Wege zum Gehirn abge- leitet wird, etwa durch seine ihm eigne thierische bewegen- de Kraft, in andre Nerven und mechanische Maschinen bringt; können in so fern nicht für Seelenwirkungen wah- rer äußerlicher Empfindungen gehalten werden, wenn es auch gleich eben dieselben wären, welche die wirkliche Em- pfindung dieses äußern sinnlichen Eindrucks hervorbringt. Alle in den mechanischen Maschinen durch die Nerven ent-
stehende
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Wirkungen der aͤußerlichen Empfindungen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchinen.
§. 181.
Es iſt ſo leicht nicht, als es ſcheint, die unmittelba- ren Seelenwirkungen der aͤußerlichen Empfindun- gen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchi- nen zu finden. Von allen, obgleich thieriſchen Wirkun- gen im Koͤrper, die die Beruͤhrung eines Nerven, oder der in ihn geſchehene aͤußere ſinnliche Eindruck, oder auch die Fortpflanzung deſſelben, ſogar bis zum Gehirn ſelbſt, oder irgend eine Ableitung deſſelben (§. 48.) hervorbringen, iſt keine eine wahre Seelenwirkung von aͤußern Empfin- dungen. §. 98. ſondern es ſind es nur diejenigen thieriſchen Wirkungen in den mechaniſchen Maſchinen, die die aͤuße- re Empfindung der Seele ſelbſt, (die materielle Empfin- dung im Gehirne als ſinnlicher Eindruck daſelbſt, §. 121.) weſentlich verurſachet. §. 97. Wiederum ſind von allen, obgleich Seelenwirkungen, andrer Vorſtellungen, die aus den aͤußern Empfindungen der Seele und ihren materiellen Jdeen im Gehirne durch die Nerven in den mechaniſchen Maſchinen entſtehen, keine wahre unmittelbare Seelenwir- kungen von aͤußerlichen Empfindungen. §. 97. 129. 131. Alle Bewegungen in den mechaniſchen Maſchinen alſo, die der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven vielleicht, durch ihm eigne thieriſche Kraͤfte, ehe er die materielle aͤußere Empfindung im Gehirne formiret hat, hervorbringt; alle die er, wenn er auf ſeinem Wege zum Gehirn abge- leitet wird, etwa durch ſeine ihm eigne thieriſche bewegen- de Kraft, in andre Nerven und mechaniſche Maſchinen bringt; koͤnnen in ſo fern nicht fuͤr Seelenwirkungen wah- rer aͤußerlicher Empfindungen gehalten werden, wenn es auch gleich eben dieſelben waͤren, welche die wirkliche Em- pfindung dieſes aͤußern ſinnlichen Eindrucks hervorbringt. Alle in den mechaniſchen Maſchinen durch die Nerven ent-
ſtehende
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0202"n="178"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Wirkungen der aͤußerlichen Empfindungen durch die<lb/>
Nerven in die mechaniſchen Maſchinen.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 181.</head><lb/><p>Es iſt ſo leicht nicht, als es ſcheint, <hirendition="#fr">die unmittelba-<lb/>
ren Seelenwirkungen der aͤußerlichen Empfindun-<lb/>
gen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchi-<lb/>
nen</hi> zu finden. Von allen, obgleich thieriſchen Wirkun-<lb/>
gen im Koͤrper, die die Beruͤhrung eines Nerven, oder<lb/>
der in ihn geſchehene aͤußere ſinnliche Eindruck, oder auch<lb/>
die Fortpflanzung deſſelben, ſogar bis zum Gehirn ſelbſt,<lb/>
oder irgend eine Ableitung deſſelben (§. 48.) hervorbringen,<lb/>
iſt keine eine wahre Seelenwirkung von aͤußern Empfin-<lb/>
dungen. §. 98. ſondern es ſind es nur diejenigen thieriſchen<lb/>
Wirkungen in den mechaniſchen Maſchinen, die die aͤuße-<lb/>
re Empfindung der Seele ſelbſt, (die materielle Empfin-<lb/>
dung im Gehirne als ſinnlicher Eindruck daſelbſt, §. 121.)<lb/>
weſentlich verurſachet. §. 97. Wiederum ſind von allen,<lb/>
obgleich Seelenwirkungen, andrer Vorſtellungen, die aus<lb/>
den aͤußern Empfindungen der Seele und ihren materiellen<lb/>
Jdeen im Gehirne durch die Nerven in den mechaniſchen<lb/>
Maſchinen entſtehen, keine wahre unmittelbare Seelenwir-<lb/>
kungen von aͤußerlichen Empfindungen. §. 97. 129. 131.<lb/>
Alle Bewegungen in den mechaniſchen Maſchinen alſo, die<lb/>
der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven vielleicht,<lb/>
durch ihm eigne thieriſche Kraͤfte, ehe er die materielle<lb/>
aͤußere Empfindung im Gehirne formiret hat, hervorbringt;<lb/>
alle die er, wenn er auf ſeinem Wege zum Gehirn abge-<lb/>
leitet wird, etwa durch ſeine ihm eigne thieriſche bewegen-<lb/>
de Kraft, in andre Nerven und mechaniſche Maſchinen<lb/>
bringt; koͤnnen in ſo fern nicht fuͤr Seelenwirkungen wah-<lb/>
rer aͤußerlicher Empfindungen gehalten werden, wenn es<lb/>
auch gleich eben dieſelben waͤren, welche die wirkliche Em-<lb/>
pfindung dieſes aͤußern ſinnlichen Eindrucks hervorbringt.<lb/>
Alle in den mechaniſchen Maſchinen durch die Nerven ent-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſtehende</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[178/0202]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
Wirkungen der aͤußerlichen Empfindungen durch die
Nerven in die mechaniſchen Maſchinen.
§. 181.
Es iſt ſo leicht nicht, als es ſcheint, die unmittelba-
ren Seelenwirkungen der aͤußerlichen Empfindun-
gen durch die Nerven in die mechaniſchen Maſchi-
nen zu finden. Von allen, obgleich thieriſchen Wirkun-
gen im Koͤrper, die die Beruͤhrung eines Nerven, oder
der in ihn geſchehene aͤußere ſinnliche Eindruck, oder auch
die Fortpflanzung deſſelben, ſogar bis zum Gehirn ſelbſt,
oder irgend eine Ableitung deſſelben (§. 48.) hervorbringen,
iſt keine eine wahre Seelenwirkung von aͤußern Empfin-
dungen. §. 98. ſondern es ſind es nur diejenigen thieriſchen
Wirkungen in den mechaniſchen Maſchinen, die die aͤuße-
re Empfindung der Seele ſelbſt, (die materielle Empfin-
dung im Gehirne als ſinnlicher Eindruck daſelbſt, §. 121.)
weſentlich verurſachet. §. 97. Wiederum ſind von allen,
obgleich Seelenwirkungen, andrer Vorſtellungen, die aus
den aͤußern Empfindungen der Seele und ihren materiellen
Jdeen im Gehirne durch die Nerven in den mechaniſchen
Maſchinen entſtehen, keine wahre unmittelbare Seelenwir-
kungen von aͤußerlichen Empfindungen. §. 97. 129. 131.
Alle Bewegungen in den mechaniſchen Maſchinen alſo, die
der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven vielleicht,
durch ihm eigne thieriſche Kraͤfte, ehe er die materielle
aͤußere Empfindung im Gehirne formiret hat, hervorbringt;
alle die er, wenn er auf ſeinem Wege zum Gehirn abge-
leitet wird, etwa durch ſeine ihm eigne thieriſche bewegen-
de Kraft, in andre Nerven und mechaniſche Maſchinen
bringt; koͤnnen in ſo fern nicht fuͤr Seelenwirkungen wah-
rer aͤußerlicher Empfindungen gehalten werden, wenn es
auch gleich eben dieſelben waͤren, welche die wirkliche Em-
pfindung dieſes aͤußern ſinnlichen Eindrucks hervorbringt.
Alle in den mechaniſchen Maſchinen durch die Nerven ent-
ſtehende
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/202>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.