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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan.
Käumuskeln sich ausleeren, ein Beyspiel geben. H. P. §.
233. Diese Ausleerungen erfolgen durch die thierischen
Kräfte der Muskeln und Fleischhäute, von den Nerven,
und in so fern durch diese die sinnlichen Eindrücke im Ge-
hirne ebenfalls in sie einen Einfluß haben, können auch die-
se Ergießungen der Drüsen Seelenwirkungen seyn. §. 162.
So ergießen sich manche Drüsen von äußern Empfindun-
gen, (Kitzel, Schmerz, §. 80.) manche von Einbildun-
gen, sinnlichen Vorhersehungen, Begierden, u. s. w. wie
die Speicheldrüsen bey der Erinnerung oder Erwartung ei-
nes angenehmen Geschmacks, oder beym Hunger, manche
von Leidenschaften, wie die Thränendrüsen, die Drüsen der
Geschlechtstheile, manche sogar nach Entschlüssen des Wil-
lens, wie wenn man den Speichel durch willkührliches
Käuen reizet, oder verstellt weinet.

§. 173.

Die Wirkung der Nerven in die Eingeweide ist sehr
zusammengesetzet, nachdem diese viel oder wenig Nerven
haben, welche verschiedener sinnlicher Eindrücke fähig sind,
§. 34. 47. 121. nachdem sie unter den Einflüssen von
Muskeln, Fleischhäuten, Adern, Drüsen, mit welchen sie
umgeben, benachbart, selbst begabt und durchdrungen sind,
stehen, und nachdem in diese die Nerven unmittelbar oder
durch Mitleidenheiten, §. 127. 165. wirken. Ohne sie
alle durchzugehen, wird es genug seyn, das Wichtigste von
denen, die der Erfahrung nach, einiger Seelenwirkungen
fähig sind, hier anzuführen. Vom Herzen ist solches schon
§. 167. geschehen. Die Lunge verrichtet durch eigne thie-
rische Kraft wenig, da sie sich beym Athemholen nur lei-
dentlich verhält, als welches die Muskeln und das Zwerch-
fell, von welchen schon oben gehandelt worden, §. 161. etc.
171. bewerkstelligen Jnzwischen können ihre Nerven ei-
nige Wirkung in ihre Blutgefäße haben, §. 168. 169.
Eben dieses läßt sich von der Milz sagen, die wenig Ner-
ven hat, welche aber ihre großen Schlagadern mit ihren

Zweigen

Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan.
Kaͤumuskeln ſich ausleeren, ein Beyſpiel geben. H. P. §.
233. Dieſe Ausleerungen erfolgen durch die thieriſchen
Kraͤfte der Muskeln und Fleiſchhaͤute, von den Nerven,
und in ſo fern durch dieſe die ſinnlichen Eindruͤcke im Ge-
hirne ebenfalls in ſie einen Einfluß haben, koͤnnen auch die-
ſe Ergießungen der Druͤſen Seelenwirkungen ſeyn. §. 162.
So ergießen ſich manche Druͤſen von aͤußern Empfindun-
gen, (Kitzel, Schmerz, §. 80.) manche von Einbildun-
gen, ſinnlichen Vorherſehungen, Begierden, u. ſ. w. wie
die Speicheldruͤſen bey der Erinnerung oder Erwartung ei-
nes angenehmen Geſchmacks, oder beym Hunger, manche
von Leidenſchaften, wie die Thraͤnendruͤſen, die Druͤſen der
Geſchlechtstheile, manche ſogar nach Entſchluͤſſen des Wil-
lens, wie wenn man den Speichel durch willkuͤhrliches
Kaͤuen reizet, oder verſtellt weinet.

§. 173.

Die Wirkung der Nerven in die Eingeweide iſt ſehr
zuſammengeſetzet, nachdem dieſe viel oder wenig Nerven
haben, welche verſchiedener ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig ſind,
§. 34. 47. 121. nachdem ſie unter den Einfluͤſſen von
Muskeln, Fleiſchhaͤuten, Adern, Druͤſen, mit welchen ſie
umgeben, benachbart, ſelbſt begabt und durchdrungen ſind,
ſtehen, und nachdem in dieſe die Nerven unmittelbar oder
durch Mitleidenheiten, §. 127. 165. wirken. Ohne ſie
alle durchzugehen, wird es genug ſeyn, das Wichtigſte von
denen, die der Erfahrung nach, einiger Seelenwirkungen
faͤhig ſind, hier anzufuͤhren. Vom Herzen iſt ſolches ſchon
§. 167. geſchehen. Die Lunge verrichtet durch eigne thie-
riſche Kraft wenig, da ſie ſich beym Athemholen nur lei-
dentlich verhaͤlt, als welches die Muskeln und das Zwerch-
fell, von welchen ſchon oben gehandelt worden, §. 161. ꝛc.
171. bewerkſtelligen Jnzwiſchen koͤnnen ihre Nerven ei-
nige Wirkung in ihre Blutgefaͤße haben, §. 168. 169.
Eben dieſes laͤßt ſich von der Milz ſagen, die wenig Ner-
ven hat, welche aber ihre großen Schlagadern mit ihren

Zweigen
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[171/0195] Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan. Kaͤumuskeln ſich ausleeren, ein Beyſpiel geben. H. P. §. 233. Dieſe Ausleerungen erfolgen durch die thieriſchen Kraͤfte der Muskeln und Fleiſchhaͤute, von den Nerven, und in ſo fern durch dieſe die ſinnlichen Eindruͤcke im Ge- hirne ebenfalls in ſie einen Einfluß haben, koͤnnen auch die- ſe Ergießungen der Druͤſen Seelenwirkungen ſeyn. §. 162. So ergießen ſich manche Druͤſen von aͤußern Empfindun- gen, (Kitzel, Schmerz, §. 80.) manche von Einbildun- gen, ſinnlichen Vorherſehungen, Begierden, u. ſ. w. wie die Speicheldruͤſen bey der Erinnerung oder Erwartung ei- nes angenehmen Geſchmacks, oder beym Hunger, manche von Leidenſchaften, wie die Thraͤnendruͤſen, die Druͤſen der Geſchlechtstheile, manche ſogar nach Entſchluͤſſen des Wil- lens, wie wenn man den Speichel durch willkuͤhrliches Kaͤuen reizet, oder verſtellt weinet. §. 173. Die Wirkung der Nerven in die Eingeweide iſt ſehr zuſammengeſetzet, nachdem dieſe viel oder wenig Nerven haben, welche verſchiedener ſinnlicher Eindruͤcke faͤhig ſind, §. 34. 47. 121. nachdem ſie unter den Einfluͤſſen von Muskeln, Fleiſchhaͤuten, Adern, Druͤſen, mit welchen ſie umgeben, benachbart, ſelbſt begabt und durchdrungen ſind, ſtehen, und nachdem in dieſe die Nerven unmittelbar oder durch Mitleidenheiten, §. 127. 165. wirken. Ohne ſie alle durchzugehen, wird es genug ſeyn, das Wichtigſte von denen, die der Erfahrung nach, einiger Seelenwirkungen faͤhig ſind, hier anzufuͤhren. Vom Herzen iſt ſolches ſchon §. 167. geſchehen. Die Lunge verrichtet durch eigne thie- riſche Kraft wenig, da ſie ſich beym Athemholen nur lei- dentlich verhaͤlt, als welches die Muskeln und das Zwerch- fell, von welchen ſchon oben gehandelt worden, §. 161. ꝛc. 171. bewerkſtelligen Jnzwiſchen koͤnnen ihre Nerven ei- nige Wirkung in ihre Blutgefaͤße haben, §. 168. 169. Eben dieſes laͤßt ſich von der Milz ſagen, die wenig Ner- ven hat, welche aber ihre großen Schlagadern mit ihren Zweigen

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/195>, abgerufen am 03.12.2024.