Durch die Muskelbewegung von den thierischen See- lenkräften, besonders im Gesichte, werden die Gedanken der Seele gleichsam in äußerlichen Bildern ausgedrücket, von welchen auf ihr Daseyn geschlossen werden kann, und von diesen Zeichen prägen sich nothwendig, durch die oft wiederholten Muskelbewegungen bey den öftersten und leb- haftesten Vorstellungen der Seele, gewisse Spuren der Haut ein, welche die Muskeln decket und umkleidet. Hier- auf beruhet die Kunst, die Denkungsart und herrschenden Neigungen der Menschen aus ihren Gesichtszügen zu er- kennen, welche die Physiognomie, (Mienendeutung) heißt. S. des A. 1 B. 38 St.
§. 167.
Jn die Adern oder Blutgefäße und dadurch in den ganzen Umlauf des Bluts und in die Absonderungen kön- nen die Nerven auf verschiedene Weise einen Einfluß ha- ben. Erstlich durch das Herz, welches ein zusammenge- setzter holer Muskel ist, in welchem sich Nerven von ver- schiedenen Arten und mehr als einem Ursprunge, auf die Art, wie in andern Muskeln, §. 161. vertheilen. Diese Nerven sind, wie alle andre, in ihren Spitzen äußerlicher sinnlicher Eindrücke und Empfindungen fähig: denn die Thiere empfinden es, wenn man es sticht, oder sonst reizet. §. 32. Sie führen also den äußern sinnlichen Eindruck in solchen Fällen bis zum Gehirn, und machen daselbst in ihrem Ursprunge materielle äußere Empfindungen, §. 34. 25. oder sinnliche Eindrücke im Gehirne, §. 121. die sich, wenn keine natürliche Hindernisse vorhanden sind, §. 136. etc. in denselben Nerven abwärts fortpflanzen, §. 129. 131. und also in die Bewegung des Herzens nicht nur ei- nen thierischen Einfluß, §. 7. sondern auch Seelenwirkun- gen haben können. §. 97. Eben so können die sinnlichen Vorstellungen, Begierden und Verabscheuungen, da sie die Wirkungen durch die Nerven von manchen materiellen
äußern
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 166.
Durch die Muskelbewegung von den thieriſchen See- lenkraͤften, beſonders im Geſichte, werden die Gedanken der Seele gleichſam in aͤußerlichen Bildern ausgedruͤcket, von welchen auf ihr Daſeyn geſchloſſen werden kann, und von dieſen Zeichen praͤgen ſich nothwendig, durch die oft wiederholten Muskelbewegungen bey den oͤfterſten und leb- hafteſten Vorſtellungen der Seele, gewiſſe Spuren der Haut ein, welche die Muskeln decket und umkleidet. Hier- auf beruhet die Kunſt, die Denkungsart und herrſchenden Neigungen der Menſchen aus ihren Geſichtszuͤgen zu er- kennen, welche die Phyſiognomie, (Mienendeutung) heißt. S. des A. 1 B. 38 St.
§. 167.
Jn die Adern oder Blutgefaͤße und dadurch in den ganzen Umlauf des Bluts und in die Abſonderungen koͤn- nen die Nerven auf verſchiedene Weiſe einen Einfluß ha- ben. Erſtlich durch das Herz, welches ein zuſammenge- ſetzter holer Muskel iſt, in welchem ſich Nerven von ver- ſchiedenen Arten und mehr als einem Urſprunge, auf die Art, wie in andern Muskeln, §. 161. vertheilen. Dieſe Nerven ſind, wie alle andre, in ihren Spitzen aͤußerlicher ſinnlicher Eindruͤcke und Empfindungen faͤhig: denn die Thiere empfinden es, wenn man es ſticht, oder ſonſt reizet. §. 32. Sie fuͤhren alſo den aͤußern ſinnlichen Eindruck in ſolchen Faͤllen bis zum Gehirn, und machen daſelbſt in ihrem Urſprunge materielle aͤußere Empfindungen, §. 34. 25. oder ſinnliche Eindruͤcke im Gehirne, §. 121. die ſich, wenn keine natuͤrliche Hinderniſſe vorhanden ſind, §. 136. ꝛc. in denſelben Nerven abwaͤrts fortpflanzen, §. 129. 131. und alſo in die Bewegung des Herzens nicht nur ei- nen thieriſchen Einfluß, §. 7. ſondern auch Seelenwirkun- gen haben koͤnnen. §. 97. Eben ſo koͤnnen die ſinnlichen Vorſtellungen, Begierden und Verabſcheuungen, da ſie die Wirkungen durch die Nerven von manchen materiellen
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I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 166.
Durch die Muskelbewegung von den thieriſchen See-
lenkraͤften, beſonders im Geſichte, werden die Gedanken
der Seele gleichſam in aͤußerlichen Bildern ausgedruͤcket,
von welchen auf ihr Daſeyn geſchloſſen werden kann, und
von dieſen Zeichen praͤgen ſich nothwendig, durch die oft
wiederholten Muskelbewegungen bey den oͤfterſten und leb-
hafteſten Vorſtellungen der Seele, gewiſſe Spuren der
Haut ein, welche die Muskeln decket und umkleidet. Hier-
auf beruhet die Kunſt, die Denkungsart und herrſchenden
Neigungen der Menſchen aus ihren Geſichtszuͤgen zu er-
kennen, welche die Phyſiognomie, (Mienendeutung)
heißt. S. des A. 1 B. 38 St.
§. 167.
Jn die Adern oder Blutgefaͤße und dadurch in den
ganzen Umlauf des Bluts und in die Abſonderungen koͤn-
nen die Nerven auf verſchiedene Weiſe einen Einfluß ha-
ben. Erſtlich durch das Herz, welches ein zuſammenge-
ſetzter holer Muskel iſt, in welchem ſich Nerven von ver-
ſchiedenen Arten und mehr als einem Urſprunge, auf die
Art, wie in andern Muskeln, §. 161. vertheilen. Dieſe
Nerven ſind, wie alle andre, in ihren Spitzen aͤußerlicher
ſinnlicher Eindruͤcke und Empfindungen faͤhig: denn die
Thiere empfinden es, wenn man es ſticht, oder ſonſt reizet.
§. 32. Sie fuͤhren alſo den aͤußern ſinnlichen Eindruck
in ſolchen Faͤllen bis zum Gehirn, und machen daſelbſt in
ihrem Urſprunge materielle aͤußere Empfindungen, §. 34.
25. oder ſinnliche Eindruͤcke im Gehirne, §. 121. die
ſich, wenn keine natuͤrliche Hinderniſſe vorhanden ſind, §.
136. ꝛc. in denſelben Nerven abwaͤrts fortpflanzen, §. 129.
131. und alſo in die Bewegung des Herzens nicht nur ei-
nen thieriſchen Einfluß, §. 7. ſondern auch Seelenwirkun-
gen haben koͤnnen. §. 97. Eben ſo koͤnnen die ſinnlichen
Vorſtellungen, Begierden und Verabſcheuungen, da ſie
die Wirkungen durch die Nerven von manchen materiellen
aͤußern
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/188>, abgerufen am 30.12.2024.
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