Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan. Nerven durch Vorstellungen vom Gehirne her beygebrachtworden ist. §. 162. Jn so fern sind das Gehen, Ste- hen, Sitzen, die Biegung und Ausdehnung der Glied- maßen, das Athemholen, und dessen Abänderungen, das Reden, Lachen, Singen, Weinen, Seufzen, Husten, Niesen, das Hinunterschlucken des Schlundes, das Ver- dauen der Speisen des Magens und der Gedärme, die Be- wegung des Herzens, der Umlauf der Säfte, in Bezie- hung auf die Bewegung des Herzens, (vergl. §. 167.) und kurz, alle Verrichtungen der thierischen Körper, die durch Muskeln geschehen, thierische Verrichtungen, und können Seelenwirkungen seyn. H. P. §. 416. Jede Ver- richtung eines Muskels hingegen, die durch seine physicali- sche Zusammensetzung, durch physische bewegende Kräfte, durch seine Strucktur und mechanischen Kräfte, durch den Einfluß der Adern, durch seine Häute und Sehnen, an- ziehende Kraft und Elasticität seiner Theile, oder durch andre physicalische Eindrücke, die nicht sinnlich sind, ge- wirket wird, ist in so fern weder thierisch, noch eine See- lenwirkung. §. 162. §. 164. 1. Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon her- rührende Verrichtung im thierischen Körper eine Seelen- wirkung ist; so erfodert sie einen besondern sinnlichen Ein- druck im Gehirne, §. 123. und zwar im Ursprunge des Nerven, durch welchen der Muskel regieret wird, §. 124. welcher sich niederwärts durch besondre Faden des Nerven bis zu dem Muskel fortpflanzet, §. 125. mit dem Nerven in ihn eindringt, und ihn zu derjenigen Wirkung reizet, deren er vermöge seiner Strucktur fähig ist. 2. Dieselben Nerven des Muskels können zu gleicher Zeit, da sie ihn in Bewegung setzen, äußere sinnliche Ein- drücke empfangen, die der Seele äußere Empfindungen zu- bringen, ohne daß beyde gleichzeitige einander entgegenge- setzte sinnliche Eindrücke, in ihrem Fortgange einander hin- dern sollten. §. 126. 3. Wenn L
Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan. Nerven durch Vorſtellungen vom Gehirne her beygebrachtworden iſt. §. 162. Jn ſo fern ſind das Gehen, Ste- hen, Sitzen, die Biegung und Ausdehnung der Glied- maßen, das Athemholen, und deſſen Abaͤnderungen, das Reden, Lachen, Singen, Weinen, Seufzen, Huſten, Nieſen, das Hinunterſchlucken des Schlundes, das Ver- dauen der Speiſen des Magens und der Gedaͤrme, die Be- wegung des Herzens, der Umlauf der Saͤfte, in Bezie- hung auf die Bewegung des Herzens, (vergl. §. 167.) und kurz, alle Verrichtungen der thieriſchen Koͤrper, die durch Muskeln geſchehen, thieriſche Verrichtungen, und koͤnnen Seelenwirkungen ſeyn. H. P. §. 416. Jede Ver- richtung eines Muskels hingegen, die durch ſeine phyſicali- ſche Zuſammenſetzung, durch phyſiſche bewegende Kraͤfte, durch ſeine Strucktur und mechaniſchen Kraͤfte, durch den Einfluß der Adern, durch ſeine Haͤute und Sehnen, an- ziehende Kraft und Elaſticitaͤt ſeiner Theile, oder durch andre phyſicaliſche Eindruͤcke, die nicht ſinnlich ſind, ge- wirket wird, iſt in ſo fern weder thieriſch, noch eine See- lenwirkung. §. 162. §. 164. 1. Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon her- ruͤhrende Verrichtung im thieriſchen Koͤrper eine Seelen- wirkung iſt; ſo erfodert ſie einen beſondern ſinnlichen Ein- druck im Gehirne, §. 123. und zwar im Urſprunge des Nerven, durch welchen der Muskel regieret wird, §. 124. welcher ſich niederwaͤrts durch beſondre Faden des Nerven bis zu dem Muskel fortpflanzet, §. 125. mit dem Nerven in ihn eindringt, und ihn zu derjenigen Wirkung reizet, deren er vermoͤge ſeiner Strucktur faͤhig iſt. 2. Dieſelben Nerven des Muskels koͤnnen zu gleicher Zeit, da ſie ihn in Bewegung ſetzen, aͤußere ſinnliche Ein- druͤcke empfangen, die der Seele aͤußere Empfindungen zu- bringen, ohne daß beyde gleichzeitige einander entgegenge- ſetzte ſinnliche Eindruͤcke, in ihrem Fortgange einander hin- dern ſollten. §. 126. 3. Wenn L
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Wirk. d. mat. Jd. durch die Nerv. in den Mechan.
Nerven durch Vorſtellungen vom Gehirne her beygebracht
worden iſt. §. 162. Jn ſo fern ſind das Gehen, Ste-
hen, Sitzen, die Biegung und Ausdehnung der Glied-
maßen, das Athemholen, und deſſen Abaͤnderungen, das
Reden, Lachen, Singen, Weinen, Seufzen, Huſten,
Nieſen, das Hinunterſchlucken des Schlundes, das Ver-
dauen der Speiſen des Magens und der Gedaͤrme, die Be-
wegung des Herzens, der Umlauf der Saͤfte, in Bezie-
hung auf die Bewegung des Herzens, (vergl. §. 167.)
und kurz, alle Verrichtungen der thieriſchen Koͤrper, die
durch Muskeln geſchehen, thieriſche Verrichtungen, und
koͤnnen Seelenwirkungen ſeyn. H. P. §. 416. Jede Ver-
richtung eines Muskels hingegen, die durch ſeine phyſicali-
ſche Zuſammenſetzung, durch phyſiſche bewegende Kraͤfte,
durch ſeine Strucktur und mechaniſchen Kraͤfte, durch den
Einfluß der Adern, durch ſeine Haͤute und Sehnen, an-
ziehende Kraft und Elaſticitaͤt ſeiner Theile, oder durch
andre phyſicaliſche Eindruͤcke, die nicht ſinnlich ſind, ge-
wirket wird, iſt in ſo fern weder thieriſch, noch eine See-
lenwirkung. §. 162.
§. 164.
1. Wenn eine Muskelbewegung, oder eine davon her-
ruͤhrende Verrichtung im thieriſchen Koͤrper eine Seelen-
wirkung iſt; ſo erfodert ſie einen beſondern ſinnlichen Ein-
druck im Gehirne, §. 123. und zwar im Urſprunge des
Nerven, durch welchen der Muskel regieret wird, §. 124.
welcher ſich niederwaͤrts durch beſondre Faden des Nerven
bis zu dem Muskel fortpflanzet, §. 125. mit dem Nerven
in ihn eindringt, und ihn zu derjenigen Wirkung reizet,
deren er vermoͤge ſeiner Strucktur faͤhig iſt.
2. Dieſelben Nerven des Muskels koͤnnen zu gleicher
Zeit, da ſie ihn in Bewegung ſetzen, aͤußere ſinnliche Ein-
druͤcke empfangen, die der Seele aͤußere Empfindungen zu-
bringen, ohne daß beyde gleichzeitige einander entgegenge-
ſetzte ſinnliche Eindruͤcke, in ihrem Fortgange einander hin-
dern ſollten. §. 126.
3. Wenn
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