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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
gen Vorstellungen, Bewegungsgründe, und das Wollen
und Nichtwollen hingegen, die nur auf sehr entfernte Weise
von den äußerlichen Empfindungen abhängen, haben we-
niger Einfluß in die blos zu den äußern Empfindungen be-
stimmten, als in die eigentlichen Bewegungsnerven.
§. 76. 88.

§. 145.

Woran soll man die in den Nerven hervorgebrachten
Seelenwirkungen der sinnlichen Eindrücke ins Gehirn von
allen diesen sinnlichen Vorstellungen erkennen, wenn man
ihren Einfluß in die mechanischen Maschinen nicht in Be-
trachtung ziehen soll? Die Nerven an sich haben keine
sichtbaren Bewegungen. Gleichwohl können die sinnlichen
Eindrücke der sinnlichen Vorstellungen in sie, nichts an-
ders als Bewegungen wirken. Allein diese fliehen gemei-
niglich alle unsre Sinnen eben so, wie die von den äußer-
lichen sinnlichen Eindrücken. §. 31. Es sind vermuthlich
nur Bewegungen der Lebensgeister in den holen Faden der
Nerven. §. 13. Wie ist das Daseyn dieser geheimen Be-
wegungen zu erforschen? Bey den äußern sinnlichen Ein-
drücken schließen wir es aus ihren Wirkungen ins Gehirn,
weil sie äußere Empfindungen hervorbringen, und daraus,
daß jeder Druck des Nerven auf seinem Wege zum Gehirn
die Fortpflanzung des äußern sinnlichen Eindrucks da-
hin aufhält oder unterbricht. Bey den Bewegungsnerven
schließen wir es aus den Wirkungen, welche die sinnlichen
Eindrücke der Vorstellungen im Gehirne, in denjenigen
mechanischen Maschinen, in die sich diese Nerven verthei-
len, hervorbringen, und daraus, daß jeder Druck des
Nerven die Fortpflanzung dieses innern sinnlichen Ein-
drucks in die mechanischen Maschinen aufhebt. Bey den
Nerven hingegen, die blos empfinden, und an sich bey al-
len sinnlichen Eindrücken beyder Arten keine sichtbaren Be-
wegungen zu äußern pflegen, sollen wir die Spuren des
sinnlichen Eindrucks im Gehirne in sie, aus eben den Wir-
kungen, die doch, so gewiß sie da seyn müssen, §. 144.

unsre

I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
gen Vorſtellungen, Bewegungsgruͤnde, und das Wollen
und Nichtwollen hingegen, die nur auf ſehr entfernte Weiſe
von den aͤußerlichen Empfindungen abhaͤngen, haben we-
niger Einfluß in die blos zu den aͤußern Empfindungen be-
ſtimmten, als in die eigentlichen Bewegungsnerven.
§. 76. 88.

§. 145.

Woran ſoll man die in den Nerven hervorgebrachten
Seelenwirkungen der ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn von
allen dieſen ſinnlichen Vorſtellungen erkennen, wenn man
ihren Einfluß in die mechaniſchen Maſchinen nicht in Be-
trachtung ziehen ſoll? Die Nerven an ſich haben keine
ſichtbaren Bewegungen. Gleichwohl koͤnnen die ſinnlichen
Eindruͤcke der ſinnlichen Vorſtellungen in ſie, nichts an-
ders als Bewegungen wirken. Allein dieſe fliehen gemei-
niglich alle unſre Sinnen eben ſo, wie die von den aͤußer-
lichen ſinnlichen Eindruͤcken. §. 31. Es ſind vermuthlich
nur Bewegungen der Lebensgeiſter in den holen Faden der
Nerven. §. 13. Wie iſt das Daſeyn dieſer geheimen Be-
wegungen zu erforſchen? Bey den aͤußern ſinnlichen Ein-
druͤcken ſchließen wir es aus ihren Wirkungen ins Gehirn,
weil ſie aͤußere Empfindungen hervorbringen, und daraus,
daß jeder Druck des Nerven auf ſeinem Wege zum Gehirn
die Fortpflanzung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks da-
hin aufhaͤlt oder unterbricht. Bey den Bewegungsnerven
ſchließen wir es aus den Wirkungen, welche die ſinnlichen
Eindruͤcke der Vorſtellungen im Gehirne, in denjenigen
mechaniſchen Maſchinen, in die ſich dieſe Nerven verthei-
len, hervorbringen, und daraus, daß jeder Druck des
Nerven die Fortpflanzung dieſes innern ſinnlichen Ein-
drucks in die mechaniſchen Maſchinen aufhebt. Bey den
Nerven hingegen, die blos empfinden, und an ſich bey al-
len ſinnlichen Eindruͤcken beyder Arten keine ſichtbaren Be-
wegungen zu aͤußern pflegen, ſollen wir die Spuren des
ſinnlichen Eindrucks im Gehirne in ſie, aus eben den Wir-
kungen, die doch, ſo gewiß ſie da ſeyn muͤſſen, §. 144.

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[140/0164] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. gen Vorſtellungen, Bewegungsgruͤnde, und das Wollen und Nichtwollen hingegen, die nur auf ſehr entfernte Weiſe von den aͤußerlichen Empfindungen abhaͤngen, haben we- niger Einfluß in die blos zu den aͤußern Empfindungen be- ſtimmten, als in die eigentlichen Bewegungsnerven. §. 76. 88. §. 145. Woran ſoll man die in den Nerven hervorgebrachten Seelenwirkungen der ſinnlichen Eindruͤcke ins Gehirn von allen dieſen ſinnlichen Vorſtellungen erkennen, wenn man ihren Einfluß in die mechaniſchen Maſchinen nicht in Be- trachtung ziehen ſoll? Die Nerven an ſich haben keine ſichtbaren Bewegungen. Gleichwohl koͤnnen die ſinnlichen Eindruͤcke der ſinnlichen Vorſtellungen in ſie, nichts an- ders als Bewegungen wirken. Allein dieſe fliehen gemei- niglich alle unſre Sinnen eben ſo, wie die von den aͤußer- lichen ſinnlichen Eindruͤcken. §. 31. Es ſind vermuthlich nur Bewegungen der Lebensgeiſter in den holen Faden der Nerven. §. 13. Wie iſt das Daſeyn dieſer geheimen Be- wegungen zu erforſchen? Bey den aͤußern ſinnlichen Ein- druͤcken ſchließen wir es aus ihren Wirkungen ins Gehirn, weil ſie aͤußere Empfindungen hervorbringen, und daraus, daß jeder Druck des Nerven auf ſeinem Wege zum Gehirn die Fortpflanzung des aͤußern ſinnlichen Eindrucks da- hin aufhaͤlt oder unterbricht. Bey den Bewegungsnerven ſchließen wir es aus den Wirkungen, welche die ſinnlichen Eindruͤcke der Vorſtellungen im Gehirne, in denjenigen mechaniſchen Maſchinen, in die ſich dieſe Nerven verthei- len, hervorbringen, und daraus, daß jeder Druck des Nerven die Fortpflanzung dieſes innern ſinnlichen Ein- drucks in die mechaniſchen Maſchinen aufhebt. Bey den Nerven hingegen, die blos empfinden, und an ſich bey al- len ſinnlichen Eindruͤcken beyder Arten keine ſichtbaren Be- wegungen zu aͤußern pflegen, ſollen wir die Spuren des ſinnlichen Eindrucks im Gehirne in ſie, aus eben den Wir- kungen, die doch, ſo gewiß ſie da ſeyn muͤſſen, §. 144. unſre

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/164>, abgerufen am 03.12.2024.