schwachen Phantaseyen der Seele viel willkührliche Bewe- gungen, die wir vornehmen würden, wenn sie so lebhaft wären, wie im Wachen oder bey den Nachtwandlern. Jn diesen Fällen geschieht allerdings nothwendig ein sinnlicher Eindruck ins Gehirn, auch von den schwächsten Vorstel- lungen, §. 25. 121. allein er wird nicht bis zum Orte seiner Bestimmung durch die Nerven fortgepflanzet, son- dern verliert sich, wie es scheint, unterwegens.
§. 137.
4. Es können eben dieselben natürlichen Hindernisse, die in den Scheidungspunkten der Zweige der Nerven von ihren Stämmen und in den Nervenknoten gewisse äußerli- che sinnliche Eindrücke von ihrem Wege zum Gehirn ab- leiten, und aufhalten, daß sie nicht materielle äußerliche Empfindungen werden, §. 48. auch die sinnlichen Eindrü- cke im Gehirne von manchen Nervenzweigen ableiten und abhalten, daß sie in ihnen, oder durch sie, keine Seelen- wirkungen hervorbringen. Daß dem so seyn müsse, ist aus unzähligen Fällen erweislich. Wenn man den Entschluß fasset, einen Finger nach dem andern an einer Hand zu be- wegen, so wirket diese Vorstellung durch ihren sinnlichen Eindruck in den Ursprung des Nerven, der durch den Arm in die Finger geht, und durch diesen Eindruck reget jeder Zweig nach und nach seinen Finger. Die Regung jedes Fingers, allein betrachtet, erfodert eine eigne Vorstellung, (und materielle Jdee,) mithin einen neuen besondern sinn- lichen Eindruck in den Ursprung dieses Nerven des Arms, der sich nur auf den Nebenzweig dieses Fingers allein er- strecket, und schon im Gehirne dazu zubereitet wird. (Ver- muthlich werden von den materiellen Jdeen nur immer diejenigen Faden des Nerven des Arms in ihrem Ursprun- ge gereizet, die in den Nervenzweig eines besondern Fin- gers mit fortlaufen. nach §. 126. 127.) Allein nun be- trachte man den Fall, wenn man eine gewisse künstliche Bewegung machen will, die man nicht hervorbringen kann.
Man
J 3
3 Abſchn. der Nerven. Wirk. der mat. Jdeen ꝛc.
ſchwachen Phantaſeyen der Seele viel willkuͤhrliche Bewe- gungen, die wir vornehmen wuͤrden, wenn ſie ſo lebhaft waͤren, wie im Wachen oder bey den Nachtwandlern. Jn dieſen Faͤllen geſchieht allerdings nothwendig ein ſinnlicher Eindruck ins Gehirn, auch von den ſchwaͤchſten Vorſtel- lungen, §. 25. 121. allein er wird nicht bis zum Orte ſeiner Beſtimmung durch die Nerven fortgepflanzet, ſon- dern verliert ſich, wie es ſcheint, unterwegens.
§. 137.
4. Es koͤnnen eben dieſelben natuͤrlichen Hinderniſſe, die in den Scheidungspunkten der Zweige der Nerven von ihren Staͤmmen und in den Nervenknoten gewiſſe aͤußerli- che ſinnliche Eindruͤcke von ihrem Wege zum Gehirn ab- leiten, und aufhalten, daß ſie nicht materielle aͤußerliche Empfindungen werden, §. 48. auch die ſinnlichen Eindruͤ- cke im Gehirne von manchen Nervenzweigen ableiten und abhalten, daß ſie in ihnen, oder durch ſie, keine Seelen- wirkungen hervorbringen. Daß dem ſo ſeyn muͤſſe, iſt aus unzaͤhligen Faͤllen erweislich. Wenn man den Entſchluß faſſet, einen Finger nach dem andern an einer Hand zu be- wegen, ſo wirket dieſe Vorſtellung durch ihren ſinnlichen Eindruck in den Urſprung des Nerven, der durch den Arm in die Finger geht, und durch dieſen Eindruck reget jeder Zweig nach und nach ſeinen Finger. Die Regung jedes Fingers, allein betrachtet, erfodert eine eigne Vorſtellung, (und materielle Jdee,) mithin einen neuen beſondern ſinn- lichen Eindruck in den Urſprung dieſes Nerven des Arms, der ſich nur auf den Nebenzweig dieſes Fingers allein er- ſtrecket, und ſchon im Gehirne dazu zubereitet wird. (Ver- muthlich werden von den materiellen Jdeen nur immer diejenigen Faden des Nerven des Arms in ihrem Urſprun- ge gereizet, die in den Nervenzweig eines beſondern Fin- gers mit fortlaufen. nach §. 126. 127.) Allein nun be- trachte man den Fall, wenn man eine gewiſſe kuͤnſtliche Bewegung machen will, die man nicht hervorbringen kann.
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3 Abſchn. der Nerven. Wirk. der mat. Jdeen ꝛc.
ſchwachen Phantaſeyen der Seele viel willkuͤhrliche Bewe-
gungen, die wir vornehmen wuͤrden, wenn ſie ſo lebhaft
waͤren, wie im Wachen oder bey den Nachtwandlern. Jn
dieſen Faͤllen geſchieht allerdings nothwendig ein ſinnlicher
Eindruck ins Gehirn, auch von den ſchwaͤchſten Vorſtel-
lungen, §. 25. 121. allein er wird nicht bis zum Orte
ſeiner Beſtimmung durch die Nerven fortgepflanzet, ſon-
dern verliert ſich, wie es ſcheint, unterwegens.
§. 137.
4. Es koͤnnen eben dieſelben natuͤrlichen Hinderniſſe,
die in den Scheidungspunkten der Zweige der Nerven von
ihren Staͤmmen und in den Nervenknoten gewiſſe aͤußerli-
che ſinnliche Eindruͤcke von ihrem Wege zum Gehirn ab-
leiten, und aufhalten, daß ſie nicht materielle aͤußerliche
Empfindungen werden, §. 48. auch die ſinnlichen Eindruͤ-
cke im Gehirne von manchen Nervenzweigen ableiten und
abhalten, daß ſie in ihnen, oder durch ſie, keine Seelen-
wirkungen hervorbringen. Daß dem ſo ſeyn muͤſſe, iſt aus
unzaͤhligen Faͤllen erweislich. Wenn man den Entſchluß
faſſet, einen Finger nach dem andern an einer Hand zu be-
wegen, ſo wirket dieſe Vorſtellung durch ihren ſinnlichen
Eindruck in den Urſprung des Nerven, der durch den Arm
in die Finger geht, und durch dieſen Eindruck reget jeder
Zweig nach und nach ſeinen Finger. Die Regung jedes
Fingers, allein betrachtet, erfodert eine eigne Vorſtellung,
(und materielle Jdee,) mithin einen neuen beſondern ſinn-
lichen Eindruck in den Urſprung dieſes Nerven des Arms,
der ſich nur auf den Nebenzweig dieſes Fingers allein er-
ſtrecket, und ſchon im Gehirne dazu zubereitet wird. (Ver-
muthlich werden von den materiellen Jdeen nur immer
diejenigen Faden des Nerven des Arms in ihrem Urſprun-
ge gereizet, die in den Nervenzweig eines beſondern Fin-
gers mit fortlaufen. nach §. 126. 127.) Allein nun be-
trachte man den Fall, wenn man eine gewiſſe kuͤnſtliche
Bewegung machen will, die man nicht hervorbringen kann.
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/157>, abgerufen am 21.11.2024.
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