Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
fortpflanzen sollten, durch irgend einige, oben angegebene
Hinderniß, §. 127. 128. zum Empfange dieses Eindrucks
unfähig geworden wären. (Wenn z. E. das Glied, das
die Seele durch diesen Nerven, der empfunden hat, regieret,
gegen seine äußern Empfindungen unbeweglich und gelähmt
bliebe, obgleich diese äußere Empfindung, vermöge anderer
erregter eigenmächtiger Vorstellungen, durch einige in den
Ursprüngen anderer Nerven erregte sinnliche materielle
Jdeen, andre Seelenwirkungen in andern Theilen, z. E.
gewisse willkührliche Bewegungen, veranlassen könn-
te. §. 128.)
3. Die unmittelbare Seelenwirkung einer äußern Em-
pfindung durch die Nerven wird ferner dadurch gehindert,
wenn der im Gehirne wirklich im Ursprunge des empfinden-
den Nerven gehörig empfangene sinnliche Eindruck, sich
doch nicht durch den ganzen Nerven, bis an den Ort, wo
die Seelenwirkung vermittelst desselben erfolgen soll, fort-
pflanzen kann, wie z. E. geschieht, wenn das Rückenmark,
oder ein Nervenstamm, oder ein Zweig desselben, unter dem
Punkte, wo ihm die Empfindung beygebracht worden, wei-
ter abwärts vom Gehirne, gebunden, gedrücket oder zer-
schnitten wird, und eine mechanische Maschine gleichwohl
durch den abgebundenen oder abgeschnittenen Theil des Ner-
ven die Seelenwirkung der äußern Empfindung empfangen
müßte. §. 128. 129. N. 3.
4. Jn dem Falle, wenn die Seelenwirkung durch die
Nerven in der Bewegung einer mechanischen Maschine be-
steht, in die sich der empfindende Nerve vertheilet, so hindert
auch das die Hervorbringung derselben, wenn sich die me-
chanische Maschine außer Stande befindet, die Bewegun-
gen, deren sie sonst fähig ist, zu bewerkstelligen. §. 129. N. 4.
§. 135.

Wenn vermittelst der Nerven Seelenwirkungen, durch
eigenmächtige Vorstellungen der Seele, hervorgebracht wer-
den sollen, so sind die möglichen Hindernisse daran die:

1. Daß
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
fortpflanzen ſollten, durch irgend einige, oben angegebene
Hinderniß, §. 127. 128. zum Empfange dieſes Eindrucks
unfaͤhig geworden waͤren. (Wenn z. E. das Glied, das
die Seele durch dieſen Nerven, der empfunden hat, regieret,
gegen ſeine aͤußern Empfindungen unbeweglich und gelaͤhmt
bliebe, obgleich dieſe aͤußere Empfindung, vermoͤge anderer
erregter eigenmaͤchtiger Vorſtellungen, durch einige in den
Urſpruͤngen anderer Nerven erregte ſinnliche materielle
Jdeen, andre Seelenwirkungen in andern Theilen, z. E.
gewiſſe willkuͤhrliche Bewegungen, veranlaſſen koͤnn-
te. §. 128.)
3. Die unmittelbare Seelenwirkung einer aͤußern Em-
pfindung durch die Nerven wird ferner dadurch gehindert,
wenn der im Gehirne wirklich im Urſprunge des empfinden-
den Nerven gehoͤrig empfangene ſinnliche Eindruck, ſich
doch nicht durch den ganzen Nerven, bis an den Ort, wo
die Seelenwirkung vermittelſt deſſelben erfolgen ſoll, fort-
pflanzen kann, wie z. E. geſchieht, wenn das Ruͤckenmark,
oder ein Nervenſtamm, oder ein Zweig deſſelben, unter dem
Punkte, wo ihm die Empfindung beygebracht worden, wei-
ter abwaͤrts vom Gehirne, gebunden, gedruͤcket oder zer-
ſchnitten wird, und eine mechaniſche Maſchine gleichwohl
durch den abgebundenen oder abgeſchnittenen Theil des Ner-
ven die Seelenwirkung der aͤußern Empfindung empfangen
muͤßte. §. 128. 129. N. 3.
4. Jn dem Falle, wenn die Seelenwirkung durch die
Nerven in der Bewegung einer mechaniſchen Maſchine be-
ſteht, in die ſich der empfindende Nerve vertheilet, ſo hindert
auch das die Hervorbringung derſelben, wenn ſich die me-
chaniſche Maſchine außer Stande befindet, die Bewegun-
gen, deren ſie ſonſt faͤhig iſt, zu bewerkſtelligen. §. 129. N. 4.
§. 135.

Wenn vermittelſt der Nerven Seelenwirkungen, durch
eigenmaͤchtige Vorſtellungen der Seele, hervorgebracht wer-
den ſollen, ſo ſind die moͤglichen Hinderniſſe daran die:

1. Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <list>
                  <item><pb facs="#f0154" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I</hi> Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An &#x017F;ich betr.</hi></fw><lb/>
fortpflanzen &#x017F;ollten, durch irgend einige, oben angegebene<lb/>
Hinderniß, §. 127. 128. zum Empfange die&#x017F;es Eindrucks<lb/>
unfa&#x0364;hig geworden wa&#x0364;ren. (Wenn z. E. das Glied, das<lb/>
die Seele durch die&#x017F;en Nerven, der empfunden hat, regieret,<lb/>
gegen &#x017F;eine a&#x0364;ußern Empfindungen unbeweglich und gela&#x0364;hmt<lb/>
bliebe, obgleich die&#x017F;e a&#x0364;ußere Empfindung, vermo&#x0364;ge anderer<lb/>
erregter eigenma&#x0364;chtiger Vor&#x017F;tellungen, durch einige in den<lb/>
Ur&#x017F;pru&#x0364;ngen anderer Nerven erregte &#x017F;innliche materielle<lb/>
Jdeen, andre Seelenwirkungen in andern Theilen, z. E.<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e willku&#x0364;hrliche Bewegungen, veranla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nn-<lb/>
te. §. 128.)</item><lb/>
                  <item>3. Die unmittelbare Seelenwirkung einer a&#x0364;ußern Em-<lb/>
pfindung durch die Nerven wird ferner dadurch gehindert,<lb/>
wenn der im Gehirne wirklich im Ur&#x017F;prunge des empfinden-<lb/>
den Nerven geho&#x0364;rig empfangene &#x017F;innliche Eindruck, &#x017F;ich<lb/>
doch nicht durch den ganzen Nerven, bis an den Ort, wo<lb/>
die Seelenwirkung vermittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;elben erfolgen &#x017F;oll, fort-<lb/>
pflanzen kann, wie z. E. ge&#x017F;chieht, wenn das Ru&#x0364;ckenmark,<lb/>
oder ein Nerven&#x017F;tamm, oder ein Zweig de&#x017F;&#x017F;elben, unter dem<lb/>
Punkte, wo ihm die Empfindung beygebracht worden, wei-<lb/>
ter abwa&#x0364;rts vom Gehirne, gebunden, gedru&#x0364;cket oder zer-<lb/>
&#x017F;chnitten wird, und eine mechani&#x017F;che Ma&#x017F;chine gleichwohl<lb/>
durch den abgebundenen oder abge&#x017F;chnittenen Theil des Ner-<lb/>
ven die Seelenwirkung der a&#x0364;ußern Empfindung empfangen<lb/>
mu&#x0364;ßte. §. 128. 129. <hi rendition="#aq">N.</hi> 3.</item><lb/>
                  <item>4. Jn dem Falle, wenn die Seelenwirkung durch die<lb/>
Nerven in der Bewegung einer mechani&#x017F;chen Ma&#x017F;chine be-<lb/>
&#x017F;teht, in die &#x017F;ich der empfindende Nerve vertheilet, &#x017F;o hindert<lb/>
auch das die Hervorbringung der&#x017F;elben, wenn &#x017F;ich die me-<lb/>
chani&#x017F;che Ma&#x017F;chine außer Stande befindet, die Bewegun-<lb/>
gen, deren &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t fa&#x0364;hig i&#x017F;t, zu bewerk&#x017F;telligen. §. 129. <hi rendition="#aq">N.</hi> 4.</item>
                </list>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 135.</head><lb/>
                <p>Wenn vermittel&#x017F;t der Nerven Seelenwirkungen, durch<lb/>
eigenma&#x0364;chtige Vor&#x017F;tellungen der Seele, hervorgebracht wer-<lb/>
den &#x017F;ollen, &#x017F;o &#x017F;ind die mo&#x0364;glichen Hinderni&#x017F;&#x017F;e daran die:</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">1. Daß</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0154] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. fortpflanzen ſollten, durch irgend einige, oben angegebene Hinderniß, §. 127. 128. zum Empfange dieſes Eindrucks unfaͤhig geworden waͤren. (Wenn z. E. das Glied, das die Seele durch dieſen Nerven, der empfunden hat, regieret, gegen ſeine aͤußern Empfindungen unbeweglich und gelaͤhmt bliebe, obgleich dieſe aͤußere Empfindung, vermoͤge anderer erregter eigenmaͤchtiger Vorſtellungen, durch einige in den Urſpruͤngen anderer Nerven erregte ſinnliche materielle Jdeen, andre Seelenwirkungen in andern Theilen, z. E. gewiſſe willkuͤhrliche Bewegungen, veranlaſſen koͤnn- te. §. 128.) 3. Die unmittelbare Seelenwirkung einer aͤußern Em- pfindung durch die Nerven wird ferner dadurch gehindert, wenn der im Gehirne wirklich im Urſprunge des empfinden- den Nerven gehoͤrig empfangene ſinnliche Eindruck, ſich doch nicht durch den ganzen Nerven, bis an den Ort, wo die Seelenwirkung vermittelſt deſſelben erfolgen ſoll, fort- pflanzen kann, wie z. E. geſchieht, wenn das Ruͤckenmark, oder ein Nervenſtamm, oder ein Zweig deſſelben, unter dem Punkte, wo ihm die Empfindung beygebracht worden, wei- ter abwaͤrts vom Gehirne, gebunden, gedruͤcket oder zer- ſchnitten wird, und eine mechaniſche Maſchine gleichwohl durch den abgebundenen oder abgeſchnittenen Theil des Ner- ven die Seelenwirkung der aͤußern Empfindung empfangen muͤßte. §. 128. 129. N. 3. 4. Jn dem Falle, wenn die Seelenwirkung durch die Nerven in der Bewegung einer mechaniſchen Maſchine be- ſteht, in die ſich der empfindende Nerve vertheilet, ſo hindert auch das die Hervorbringung derſelben, wenn ſich die me- chaniſche Maſchine außer Stande befindet, die Bewegun- gen, deren ſie ſonſt faͤhig iſt, zu bewerkſtelligen. §. 129. N. 4. §. 135. Wenn vermittelſt der Nerven Seelenwirkungen, durch eigenmaͤchtige Vorſtellungen der Seele, hervorgebracht wer- den ſollen, ſo ſind die moͤglichen Hinderniſſe daran die: 1. Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/154
Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/154>, abgerufen am 21.11.2024.