Weil keine andre thierische Bewegungen in thierischen Körpern Seelenwirkungen sind, als die materiellen Jdeen selbst, und die aus ihnen wesentlich herrührenden thierischen Wirkungen, §. 97. so wird zu allen wahren Seelenwirkun- gen ein sinnlicher Eindruck der Vorstellungen ins Gehirn erfodert, der entweder im Gehirne bleibt, oder sich durch die Nerven, in der Richtung abwärts vom Gehirne, aus- breitet. §. 122.
§. 124.
Da für jeden Nerven im Gehirne ein besonderer Ort ist, aus dem er entspringt, §. 13. und in welchem sich auch die materiellen Jdeen seiner äußern Empfindungen nur ent- wickeln, ohne daß das übrige Gehirn daran Theil nehmen mußte, §. 43. so müssen auch die sinnlichen Eindrücke der Vorstellungen ins Gehirn, wenn sie in besondern Nerven Seelenwirkungen hervorbringen, den Ursprung dieser Ner- ven im Gehirne treffen. §. 31. 118. Daher wird nicht von jeder Vorstellung das ganze Gehirn, sondern nur ein gewisser Ort oder Theil, der die materielle Jdee dazu for- miret, in Wirkung gesetzet, und diese Wirkung pflanzet sich unmittelbar nur in den Nerven, und seine Zweige und Spi- tzen fort, der in diesem Orte des Gehirns entspringt, ob sie sich gleich andern Nerven, wenn sie sich mit diesem in Kno- ten verwickeln, auch mittelbar mittheilen kann, wenn nur in beyden Fällen keine Hindernisse dieses Uebergangs vor- handen sind. Die Eindrücke der Lust und Unlust im Ge- hirne sind nur verschiedene Beschaffenheiten der materiellen Jdeen der Vorstellungen. §. 80. Also geschehen sie in eben dem Orte der materiellen Jdeen der Vorstellungen, welche gefallen oder misfallen, und sind nur Eindrücke verschiede- ner Art in einerley Ursprüngen der Nerven.
§. 125.
So, wie der äußerliche sinnliche Eindruck in die Nerven, indem er zum Gehirn aufsteiget, ob er gleich
in
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3 Abſchn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen ꝛc.
§. 123.
Weil keine andre thieriſche Bewegungen in thieriſchen Koͤrpern Seelenwirkungen ſind, als die materiellen Jdeen ſelbſt, und die aus ihnen weſentlich herruͤhrenden thieriſchen Wirkungen, §. 97. ſo wird zu allen wahren Seelenwirkun- gen ein ſinnlicher Eindruck der Vorſtellungen ins Gehirn erfodert, der entweder im Gehirne bleibt, oder ſich durch die Nerven, in der Richtung abwaͤrts vom Gehirne, aus- breitet. §. 122.
§. 124.
Da fuͤr jeden Nerven im Gehirne ein beſonderer Ort iſt, aus dem er entſpringt, §. 13. und in welchem ſich auch die materiellen Jdeen ſeiner aͤußern Empfindungen nur ent- wickeln, ohne daß das uͤbrige Gehirn daran Theil nehmen mußte, §. 43. ſo muͤſſen auch die ſinnlichen Eindruͤcke der Vorſtellungen ins Gehirn, wenn ſie in beſondern Nerven Seelenwirkungen hervorbringen, den Urſprung dieſer Ner- ven im Gehirne treffen. §. 31. 118. Daher wird nicht von jeder Vorſtellung das ganze Gehirn, ſondern nur ein gewiſſer Ort oder Theil, der die materielle Jdee dazu for- miret, in Wirkung geſetzet, und dieſe Wirkung pflanzet ſich unmittelbar nur in den Nerven, und ſeine Zweige und Spi- tzen fort, der in dieſem Orte des Gehirns entſpringt, ob ſie ſich gleich andern Nerven, wenn ſie ſich mit dieſem in Kno- ten verwickeln, auch mittelbar mittheilen kann, wenn nur in beyden Faͤllen keine Hinderniſſe dieſes Uebergangs vor- handen ſind. Die Eindruͤcke der Luſt und Unluſt im Ge- hirne ſind nur verſchiedene Beſchaffenheiten der materiellen Jdeen der Vorſtellungen. §. 80. Alſo geſchehen ſie in eben dem Orte der materiellen Jdeen der Vorſtellungen, welche gefallen oder misfallen, und ſind nur Eindruͤcke verſchiede- ner Art in einerley Urſpruͤngen der Nerven.
§. 125.
So, wie der aͤußerliche ſinnliche Eindruck in die Nerven, indem er zum Gehirn aufſteiget, ob er gleich
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3 Abſchn. der Nerven. Wirk. d. mat. Jdeen ꝛc.
§. 123.
Weil keine andre thieriſche Bewegungen in thieriſchen
Koͤrpern Seelenwirkungen ſind, als die materiellen Jdeen
ſelbſt, und die aus ihnen weſentlich herruͤhrenden thieriſchen
Wirkungen, §. 97. ſo wird zu allen wahren Seelenwirkun-
gen ein ſinnlicher Eindruck der Vorſtellungen ins Gehirn
erfodert, der entweder im Gehirne bleibt, oder ſich durch
die Nerven, in der Richtung abwaͤrts vom Gehirne, aus-
breitet. §. 122.
§. 124.
Da fuͤr jeden Nerven im Gehirne ein beſonderer Ort
iſt, aus dem er entſpringt, §. 13. und in welchem ſich auch
die materiellen Jdeen ſeiner aͤußern Empfindungen nur ent-
wickeln, ohne daß das uͤbrige Gehirn daran Theil nehmen
mußte, §. 43. ſo muͤſſen auch die ſinnlichen Eindruͤcke der
Vorſtellungen ins Gehirn, wenn ſie in beſondern Nerven
Seelenwirkungen hervorbringen, den Urſprung dieſer Ner-
ven im Gehirne treffen. §. 31. 118. Daher wird nicht
von jeder Vorſtellung das ganze Gehirn, ſondern nur ein
gewiſſer Ort oder Theil, der die materielle Jdee dazu for-
miret, in Wirkung geſetzet, und dieſe Wirkung pflanzet ſich
unmittelbar nur in den Nerven, und ſeine Zweige und Spi-
tzen fort, der in dieſem Orte des Gehirns entſpringt, ob ſie
ſich gleich andern Nerven, wenn ſie ſich mit dieſem in Kno-
ten verwickeln, auch mittelbar mittheilen kann, wenn nur
in beyden Faͤllen keine Hinderniſſe dieſes Uebergangs vor-
handen ſind. Die Eindruͤcke der Luſt und Unluſt im Ge-
hirne ſind nur verſchiedene Beſchaffenheiten der materiellen
Jdeen der Vorſtellungen. §. 80. Alſo geſchehen ſie in eben
dem Orte der materiellen Jdeen der Vorſtellungen, welche
gefallen oder misfallen, und ſind nur Eindruͤcke verſchiede-
ner Art in einerley Urſpruͤngen der Nerven.
§. 125.
So, wie der aͤußerliche ſinnliche Eindruck in die
Nerven, indem er zum Gehirn aufſteiget, ob er gleich
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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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