vornimmt, um eine vorhergesehene äußere oder innere (§. 34. 80.) Empfindung wirklich hervorzubringen, heißt im ersten Falle das Begehren, eine Begierde, im letzten Falle aber, das Verabscheuen, eine Verabscheuung. Wenn die vorhergesehene angenehme Vorstellung, (Sache,) oder das Gegentheil der unangenehmen in der Folge wirk- lich gegenwärtig, (zur Empfindung) wird, so endiget sich dieß Bestreben, das ist, die Begierden und Verab- scheuungen sind befriedigt, gesättigt, ihre Vor- hersehungen sind erfüllt.B. M. §. 450. Wenn nun die Gegenstände derselben wahre äußere Empfindungen sind, so kann solche die Vorstellungskraft der Seele nicht eigenmächtig, ohne äußere sinnliche Eindrücke in die Ner- ven, hervorbringen. §. 34. 27. mithin können solche Be- gierden und Verabscheuungen ohne solche äußere sinnliche Eindrücke in die Nerven, nicht erfüllt oder befriedigt werden.
Anmerkung. Man wird sich hier der Anmerkung zum 34. §. wegen des Ausdrucks: Empfindung wie- der erinnern.
§. 82.
Die Bestrebungen der Vorstellungskraft der Seele sind besondre Bestimmungen ihrer Kraft zu der Absicht, eine gewisse besondre Vorstellung hervorzubringen, §. 81. und äußern also ihre Wirkungen ins Gehirn durch eben solche Bestrebungen der Kräfte des Gehirns, zur Hervorbrin- gung einer gewissen besondern zu ihr gehörigen materiellen Jdee. §. 26. So ist es also auch bey den Begierden und Verabscheuungen. §. 81.
§. 83.
Da die Lust und Unlust die Bewegursachen zu den Be- strebungen, folglich die Gründe der Begierden und Ver- abscheuungen sind, §. 80. 81. in welcher Beziehung sie auch Triebfedern des Gemüths heißen; so verursachen
die
3 Abſchn. Der Nerven. Die Begehrungskraͤfte.
vornimmt, um eine vorhergeſehene aͤußere oder innere (§. 34. 80.) Empfindung wirklich hervorzubringen, heißt im erſten Falle das Begehren, eine Begierde, im letzten Falle aber, das Verabſcheuen, eine Verabſcheuung. Wenn die vorhergeſehene angenehme Vorſtellung, (Sache,) oder das Gegentheil der unangenehmen in der Folge wirk- lich gegenwaͤrtig, (zur Empfindung) wird, ſo endiget ſich dieß Beſtreben, das iſt, die Begierden und Verab- ſcheuungen ſind befriedigt, geſaͤttigt, ihre Vor- herſehungen ſind erfuͤllt.B. M. §. 450. Wenn nun die Gegenſtaͤnde derſelben wahre aͤußere Empfindungen ſind, ſo kann ſolche die Vorſtellungskraft der Seele nicht eigenmaͤchtig, ohne aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner- ven, hervorbringen. §. 34. 27. mithin koͤnnen ſolche Be- gierden und Verabſcheuungen ohne ſolche aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Nerven, nicht erfuͤllt oder befriedigt werden.
Anmerkung. Man wird ſich hier der Anmerkung zum 34. §. wegen des Ausdrucks: Empfindung wie- der erinnern.
§. 82.
Die Beſtrebungen der Vorſtellungskraft der Seele ſind beſondre Beſtimmungen ihrer Kraft zu der Abſicht, eine gewiſſe beſondre Vorſtellung hervorzubringen, §. 81. und aͤußern alſo ihre Wirkungen ins Gehirn durch eben ſolche Beſtrebungen der Kraͤfte des Gehirns, zur Hervorbrin- gung einer gewiſſen beſondern zu ihr gehoͤrigen materiellen Jdee. §. 26. So iſt es alſo auch bey den Begierden und Verabſcheuungen. §. 81.
§. 83.
Da die Luſt und Unluſt die Bewegurſachen zu den Be- ſtrebungen, folglich die Gruͤnde der Begierden und Ver- abſcheuungen ſind, §. 80. 81. in welcher Beziehung ſie auch Triebfedern des Gemuͤths heißen; ſo verurſachen
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0115"n="91"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">3 Abſchn. Der Nerven. Die Begehrungskraͤfte.</hi></fw><lb/>
vornimmt, um eine vorhergeſehene aͤußere oder innere (§.<lb/>
34. 80.) Empfindung wirklich hervorzubringen, heißt im<lb/>
erſten Falle <hirendition="#fr">das Begehren, eine Begierde,</hi> im letzten<lb/>
Falle aber, <hirendition="#fr">das Verabſcheuen,</hi> eine <hirendition="#fr">Verabſcheuung.</hi><lb/>
Wenn die vorhergeſehene angenehme Vorſtellung, (Sache,)<lb/>
oder das Gegentheil der unangenehmen in der Folge wirk-<lb/>
lich gegenwaͤrtig, (zur Empfindung) wird, ſo endiget ſich<lb/>
dieß Beſtreben, das iſt, <hirendition="#fr">die Begierden und Verab-<lb/>ſcheuungen ſind befriedigt, geſaͤttigt, ihre Vor-<lb/>
herſehungen ſind erfuͤllt.</hi><hirendition="#aq">B. M.</hi> §. 450. Wenn nun<lb/>
die Gegenſtaͤnde derſelben wahre aͤußere Empfindungen<lb/>ſind, ſo kann ſolche die Vorſtellungskraft der Seele nicht<lb/>
eigenmaͤchtig, ohne aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner-<lb/>
ven, hervorbringen. §. 34. 27. mithin koͤnnen ſolche Be-<lb/>
gierden und Verabſcheuungen ohne ſolche aͤußere ſinnliche<lb/>
Eindruͤcke in die Nerven, nicht erfuͤllt oder befriedigt<lb/>
werden.</p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Anmerkung.</hi> Man wird ſich hier der Anmerkung<lb/>
zum 34. §. wegen des Ausdrucks: <hirendition="#fr">Empfindung</hi> wie-<lb/>
der erinnern.</hi></p></div><lb/><divn="5"><head>§. 82.</head><lb/><p>Die Beſtrebungen der Vorſtellungskraft der Seele ſind<lb/>
beſondre Beſtimmungen ihrer Kraft zu der Abſicht, eine<lb/>
gewiſſe beſondre Vorſtellung hervorzubringen, §. 81. und<lb/>
aͤußern alſo ihre Wirkungen ins Gehirn durch eben ſolche<lb/>
Beſtrebungen der Kraͤfte des Gehirns, zur Hervorbrin-<lb/>
gung einer gewiſſen beſondern zu ihr gehoͤrigen materiellen<lb/>
Jdee. §. 26. So iſt es alſo auch bey den Begierden und<lb/>
Verabſcheuungen. §. 81.</p></div><lb/><divn="5"><head>§. 83.</head><lb/><p>Da die Luſt und Unluſt die Bewegurſachen zu den Be-<lb/>ſtrebungen, folglich die Gruͤnde der Begierden und Ver-<lb/>
abſcheuungen ſind, §. 80. 81. in welcher Beziehung ſie<lb/>
auch <hirendition="#fr">Triebfedern des Gemuͤths</hi> heißen; ſo verurſachen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[91/0115]
3 Abſchn. Der Nerven. Die Begehrungskraͤfte.
vornimmt, um eine vorhergeſehene aͤußere oder innere (§.
34. 80.) Empfindung wirklich hervorzubringen, heißt im
erſten Falle das Begehren, eine Begierde, im letzten
Falle aber, das Verabſcheuen, eine Verabſcheuung.
Wenn die vorhergeſehene angenehme Vorſtellung, (Sache,)
oder das Gegentheil der unangenehmen in der Folge wirk-
lich gegenwaͤrtig, (zur Empfindung) wird, ſo endiget ſich
dieß Beſtreben, das iſt, die Begierden und Verab-
ſcheuungen ſind befriedigt, geſaͤttigt, ihre Vor-
herſehungen ſind erfuͤllt. B. M. §. 450. Wenn nun
die Gegenſtaͤnde derſelben wahre aͤußere Empfindungen
ſind, ſo kann ſolche die Vorſtellungskraft der Seele nicht
eigenmaͤchtig, ohne aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner-
ven, hervorbringen. §. 34. 27. mithin koͤnnen ſolche Be-
gierden und Verabſcheuungen ohne ſolche aͤußere ſinnliche
Eindruͤcke in die Nerven, nicht erfuͤllt oder befriedigt
werden.
Anmerkung. Man wird ſich hier der Anmerkung
zum 34. §. wegen des Ausdrucks: Empfindung wie-
der erinnern.
§. 82.
Die Beſtrebungen der Vorſtellungskraft der Seele ſind
beſondre Beſtimmungen ihrer Kraft zu der Abſicht, eine
gewiſſe beſondre Vorſtellung hervorzubringen, §. 81. und
aͤußern alſo ihre Wirkungen ins Gehirn durch eben ſolche
Beſtrebungen der Kraͤfte des Gehirns, zur Hervorbrin-
gung einer gewiſſen beſondern zu ihr gehoͤrigen materiellen
Jdee. §. 26. So iſt es alſo auch bey den Begierden und
Verabſcheuungen. §. 81.
§. 83.
Da die Luſt und Unluſt die Bewegurſachen zu den Be-
ſtrebungen, folglich die Gruͤnde der Begierden und Ver-
abſcheuungen ſind, §. 80. 81. in welcher Beziehung ſie
auch Triebfedern des Gemuͤths heißen; ſo verurſachen
die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/115>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.