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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 Abschn. der Nerven. Verstand.
Leute sind, die eine Fertigkeit haben, das Zukünftige zu
erwarten, B. M. §. 456. gilt das, was § 73. 74. von
den sinnlichen Vorhersehungen überhaupt gesaget worden.

Verstand.
§. 76.

Der Jnbegriff der sinnlichen Vorstellungskräfte der
Seele (§. 66.) heißt die sinnliche Erkenntnißkraft, und
so wohl die wahren äußern Empfindungen, als die übrigen
sinnlichen Vorstellungen der Seele, sind sinnliche Er-
kenntnisse.
Alle Vorstellungen, die auf eine nur entfern-
te Weise von den äußern Empfindungen bestimmet werden,
§. 65. 66. heißen Vorstellungen des Verstandes, (der
obern Erkenntnißkraft,)
wohin die verständige Erinne-
rungskraft, Vorhersehungskraft, Beurtheilungskraft u. s. w.
gehören. Die materiellen Jdeen aller dieser Vorstellungen
werden weder durch äußere sinnliche Eindrücke in die Ner-
ven, noch durch die dadurch gewirkten materiellen Jdeen
unmittelbar hervorgebracht, sondern am eigenmächtigsten
von der Vorstellungskraft ins Gehirn eingedrücket, und
entwickeln sich durch den verborgensten Mechanismum der
thierischen Seelenkräfte. §. 6. 27.

§. 77.

Die Aufmerksamkeit, (das Achtgeben der Seele
auf etwas) ist derjenige Gebrauch ihrer Vorstellungskraft,
da sie eine gewisse Vorstellung, mit Hintansetzung anderer,
unterhält. Beym Aufmerken wird also die materielle Jdee
einer gewissen Vorstellung hauptsächlich unterhalten, da
hingegen die übrigen sich schwächen, oder verschwinden,
und je stärker die Aufmerksamkeit ist, desto stärker sind
auch ihre materiellen Jdeen und deren Wirkungen. §. 26.
Diese Abwendung der Vorstellungskraft von den andern
Nebenvorstellungen, zum Behuf derjenigen, worauf die
Seele achtet, heißt die Abstraktion, und die nach und

nach
F 4

3 Abſchn. der Nerven. Verſtand.
Leute ſind, die eine Fertigkeit haben, das Zukuͤnftige zu
erwarten, B. M. §. 456. gilt das, was § 73. 74. von
den ſinnlichen Vorherſehungen uͤberhaupt geſaget worden.

Verſtand.
§. 76.

Der Jnbegriff der ſinnlichen Vorſtellungskraͤfte der
Seele (§. 66.) heißt die ſinnliche Erkenntnißkraft, und
ſo wohl die wahren aͤußern Empfindungen, als die uͤbrigen
ſinnlichen Vorſtellungen der Seele, ſind ſinnliche Er-
kenntniſſe.
Alle Vorſtellungen, die auf eine nur entfern-
te Weiſe von den aͤußern Empfindungen beſtimmet werden,
§. 65. 66. heißen Vorſtellungen des Verſtandes, (der
obern Erkenntnißkraft,)
wohin die verſtaͤndige Erinne-
rungskraft, Vorherſehungskraft, Beurtheilungskraft u. ſ. w.
gehoͤren. Die materiellen Jdeen aller dieſer Vorſtellungen
werden weder durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner-
ven, noch durch die dadurch gewirkten materiellen Jdeen
unmittelbar hervorgebracht, ſondern am eigenmaͤchtigſten
von der Vorſtellungskraft ins Gehirn eingedruͤcket, und
entwickeln ſich durch den verborgenſten Mechanismum der
thieriſchen Seelenkraͤfte. §. 6. 27.

§. 77.

Die Aufmerkſamkeit, (das Achtgeben der Seele
auf etwas) iſt derjenige Gebrauch ihrer Vorſtellungskraft,
da ſie eine gewiſſe Vorſtellung, mit Hintanſetzung anderer,
unterhaͤlt. Beym Aufmerken wird alſo die materielle Jdee
einer gewiſſen Vorſtellung hauptſaͤchlich unterhalten, da
hingegen die uͤbrigen ſich ſchwaͤchen, oder verſchwinden,
und je ſtaͤrker die Aufmerkſamkeit iſt, deſto ſtaͤrker ſind
auch ihre materiellen Jdeen und deren Wirkungen. §. 26.
Dieſe Abwendung der Vorſtellungskraft von den andern
Nebenvorſtellungen, zum Behuf derjenigen, worauf die
Seele achtet, heißt die Abſtraktion, und die nach und

nach
F 4
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[87/0111] 3 Abſchn. der Nerven. Verſtand. Leute ſind, die eine Fertigkeit haben, das Zukuͤnftige zu erwarten, B. M. §. 456. gilt das, was § 73. 74. von den ſinnlichen Vorherſehungen uͤberhaupt geſaget worden. Verſtand. §. 76. Der Jnbegriff der ſinnlichen Vorſtellungskraͤfte der Seele (§. 66.) heißt die ſinnliche Erkenntnißkraft, und ſo wohl die wahren aͤußern Empfindungen, als die uͤbrigen ſinnlichen Vorſtellungen der Seele, ſind ſinnliche Er- kenntniſſe. Alle Vorſtellungen, die auf eine nur entfern- te Weiſe von den aͤußern Empfindungen beſtimmet werden, §. 65. 66. heißen Vorſtellungen des Verſtandes, (der obern Erkenntnißkraft,) wohin die verſtaͤndige Erinne- rungskraft, Vorherſehungskraft, Beurtheilungskraft u. ſ. w. gehoͤren. Die materiellen Jdeen aller dieſer Vorſtellungen werden weder durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke in die Ner- ven, noch durch die dadurch gewirkten materiellen Jdeen unmittelbar hervorgebracht, ſondern am eigenmaͤchtigſten von der Vorſtellungskraft ins Gehirn eingedruͤcket, und entwickeln ſich durch den verborgenſten Mechanismum der thieriſchen Seelenkraͤfte. §. 6. 27. §. 77. Die Aufmerkſamkeit, (das Achtgeben der Seele auf etwas) iſt derjenige Gebrauch ihrer Vorſtellungskraft, da ſie eine gewiſſe Vorſtellung, mit Hintanſetzung anderer, unterhaͤlt. Beym Aufmerken wird alſo die materielle Jdee einer gewiſſen Vorſtellung hauptſaͤchlich unterhalten, da hingegen die uͤbrigen ſich ſchwaͤchen, oder verſchwinden, und je ſtaͤrker die Aufmerkſamkeit iſt, deſto ſtaͤrker ſind auch ihre materiellen Jdeen und deren Wirkungen. §. 26. Dieſe Abwendung der Vorſtellungskraft von den andern Nebenvorſtellungen, zum Behuf derjenigen, worauf die Seele achtet, heißt die Abſtraktion, und die nach und nach F 4

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/111>, abgerufen am 21.11.2024.