Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vollkommene
nen solchen Herrn zumachen. Es ist eben
deßwegen nicht nöthig/ daß man unglück-
selig sey/ umb dadurch auffgebracht zuwer-
den/ daß wir besser werden als wir sonst
sind. Diesen Vortheil können wir ziehen
auß den Reflexionen, die wir nur über ande-
rer Leute Unglück machen dürffen/ und also
wird das Exempel den Nutzen schaffen/
den wir auß unsrer eigenen Erfahrung
nicht ziehen zudürffen/ uns freuen können.

Von der Hoffnung.

DJese Gemüths-Bewegung wird er-
reget von der Einbildung eines guten
Dinges/ so wir erwerben können/ wiewohl
nicht ohne grosse Schwürigkeit. Junge Leu-
te welche mehr Hitze und weniger Erfah-
rung haben als die Alten/ sind auch gemei-
niglich einbildsamer und mehr unterworf-
fen/ übelgegründete Hoffnungen zufassen.
Unterdessen habe ich nicht im Sinn in ih-
rem Hertzen die Thür zuverschliessen vor ei-
ner Passion, welche tausenderley gutes zu-
wege bringen kan/ wann sie sich nur an et-
was löbliches anhänget. Die Hoffnung
legt uns den Schmack deß guten/ lang zu

vor/

Der vollkommene
nen ſolchen Herrn zumachen. Es iſt eben
deßwegen nicht noͤthig/ daß man ungluͤck-
ſelig ſey/ umb dadurch auffgebracht zuwer-
den/ daß wir beſſer werden als wir ſonſt
ſind. Dieſen Vortheil koͤnnen wir ziehen
auß den Reflexionen, die wir nur uͤber ande-
rer Leute Ungluͤck machen duͤrffen/ und alſo
wird das Exempel den Nutzen ſchaffen/
den wir auß unſrer eigenen Erfahrung
nicht ziehen zuduͤrffen/ uns freuen koͤnnen.

Von der Hoffnung.

DJeſe Gemuͤths-Bewegung wird er-
reget von der Einbildung eines guten
Dinges/ ſo wir erwerben koͤnnen/ wiewohl
nicht ohne groſſe Schwuͤrigkeit. Junge Leu-
te welche mehr Hitze und weniger Erfah-
rung haben als die Alten/ ſind auch gemei-
niglich einbildſamer und mehr unterworf-
fen/ uͤbelgegruͤndete Hoffnungen zufaſſen.
Unterdeſſen habe ich nicht im Sinn in ih-
rem Hertzen die Thuͤr zuverſchlieſſen vor ei-
ner Paſſion, welche tauſenderley gutes zu-
wege bringen kan/ wann ſie ſich nur an et-
was loͤbliches anhaͤnget. Die Hoffnung
legt uns den Schmack deß guten/ lang zu

vor/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0082" n="66"/><fw place="top" type="header">Der vollkommene</fw><lb/>
nen &#x017F;olchen Herrn zumachen. Es i&#x017F;t eben<lb/>
deßwegen nicht no&#x0364;thig/ daß man unglu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;elig &#x017F;ey/ umb dadurch auffgebracht zuwer-<lb/>
den/ daß wir be&#x017F;&#x017F;er werden als wir &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ind. Die&#x017F;en Vortheil ko&#x0364;nnen wir ziehen<lb/>
auß den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Reflexionen,</hi></hi> die wir nur u&#x0364;ber ande-<lb/>
rer Leute Unglu&#x0364;ck machen du&#x0364;rffen/ und al&#x017F;o<lb/>
wird das Exempel den Nutzen &#x017F;chaffen/<lb/>
den wir auß un&#x017F;rer eigenen Erfahrung<lb/>
nicht ziehen zudu&#x0364;rffen/ uns freuen ko&#x0364;nnen.</p>
      </div><lb/>
      <div n="3">
        <head> <hi rendition="#b">Von der Hoffnung.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;e Gemu&#x0364;ths-Bewegung wird er-<lb/>
reget von der Einbildung eines guten<lb/>
Dinges/ &#x017F;o wir erwerben ko&#x0364;nnen/ wiewohl<lb/>
nicht ohne gro&#x017F;&#x017F;e Schwu&#x0364;rigkeit. Junge Leu-<lb/>
te welche mehr Hitze und weniger Erfah-<lb/>
rung haben als die Alten/ &#x017F;ind auch gemei-<lb/>
niglich einbild&#x017F;amer und mehr unterworf-<lb/>
fen/ u&#x0364;belgegru&#x0364;ndete Hoffnungen zufa&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Unterde&#x017F;&#x017F;en habe ich nicht im Sinn in ih-<lb/>
rem Hertzen die Thu&#x0364;r zuver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en vor ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;&#x017F;ion,</hi></hi> welche tau&#x017F;enderley gutes zu-<lb/>
wege bringen kan/ wann &#x017F;ie &#x017F;ich nur an et-<lb/>
was lo&#x0364;bliches anha&#x0364;nget. Die Hoffnung<lb/>
legt uns den Schmack deß guten/ lang zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vor/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0082] Der vollkommene nen ſolchen Herrn zumachen. Es iſt eben deßwegen nicht noͤthig/ daß man ungluͤck- ſelig ſey/ umb dadurch auffgebracht zuwer- den/ daß wir beſſer werden als wir ſonſt ſind. Dieſen Vortheil koͤnnen wir ziehen auß den Reflexionen, die wir nur uͤber ande- rer Leute Ungluͤck machen duͤrffen/ und alſo wird das Exempel den Nutzen ſchaffen/ den wir auß unſrer eigenen Erfahrung nicht ziehen zuduͤrffen/ uns freuen koͤnnen. Von der Hoffnung. DJeſe Gemuͤths-Bewegung wird er- reget von der Einbildung eines guten Dinges/ ſo wir erwerben koͤnnen/ wiewohl nicht ohne groſſe Schwuͤrigkeit. Junge Leu- te welche mehr Hitze und weniger Erfah- rung haben als die Alten/ ſind auch gemei- niglich einbildſamer und mehr unterworf- fen/ uͤbelgegruͤndete Hoffnungen zufaſſen. Unterdeſſen habe ich nicht im Sinn in ih- rem Hertzen die Thuͤr zuverſchlieſſen vor ei- ner Paſſion, welche tauſenderley gutes zu- wege bringen kan/ wann ſie ſich nur an et- was loͤbliches anhaͤnget. Die Hoffnung legt uns den Schmack deß guten/ lang zu vor/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/82
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/82>, abgerufen am 21.11.2024.