[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Welt-Mann. Von der Sanfftmuthigkeit. DJe Sanfftmüthigkeit ist eine Tu- Ein Printz muß sich eben so wenig in der Wer sich beleidigen läst/ verdient Belei- storie B 6
Welt-Mann. Von der Sanfftmůthigkeit. DJe Sanfftmuͤthigkeit iſt eine Tu- Ein Printz muß ſich eben ſo wenig in der Wer ſich beleidigen laͤſt/ verdient Belei- ſtorie B 6
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Welt-Mann.
Von der Sanfftmůthigkeit.
DJe Sanfftmuͤthigkeit iſt eine Tu-
gend/ ſo dem Zorn ein Maß giebt.
Allein die Urthels-Krafft muß uns an die
Hand geben/ auff welche Art man ihn umb-
ſchraͤncken muͤſſe/ nach den Umbſtaͤnden der
Zeiten und der Perſonen.
Ein Printz muß ſich eben ſo wenig in der
Sanfftmuth/ als in der Grauſamkeit ver-
hauen. Wann das letztere von dieſen La-
ſtern ihm ſeiner Unterthanen Haß uͤber den
Hals ziehet/ kan eine all zugemeine und all-
zugewoͤhnliche Sanfftmuͤthigkeit eben ſo
ſchaͤdliche Wuͤrckungen thun/ weil die
Hoffnung zur Gnade ſehr offt eine Kuͤhn-
heit/ alles zuunterfangen/ gebuͤret.
Wer ſich beleidigen laͤſt/ verdient Belei-
digungen/ ſagt Mr. Corneille; und der
Weltweiſe Seneca ſtimmt mit ein/ daß der/
der alles verzeihet/ eben ſo grauſam ſey/ als
der/ ſo nichts verzeihet. Deßwegen kan
wohl ein Printz/ ohne daß er einen Staats-
Fehler begehet/ die ſonderbaren Beleidi-
gungen/ ſo ihm geſchehen/ durch eine zier-
liche Sanfftmuth verzeihen/ und die Hi-
ſtorie
B 6
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