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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Der vollkommene
nen Schmack finden würde. Wir wol-
len weiter gehen und sagen/ daß die Haupt-
Lust/ so wir geniessen können/ ohne Zweiffel
die Lust der Seelen sey/ und daß diese reine
und kräfftige Lust von keinem andern Din-
ge/ als von der Tugend könne zur Welt ge-
bracht werden. Lasset sehen/ ob wir kön-
nen sagen/ worinnen diese Tugend bestehe/
die jederman auff der Zunge hat/ davon
man so viel redet/ und so wenig weiß.

Von der Tugend.

ES ist nichts in der Welt/ das so hoch
gehalten wird als die Tugend; Es ist
auch nichts/ dessen Wesen man weniger zu-
erklären weiß. Gewiß was in einem Lande
Tugend ist/ kan in einem andern vor ein La-
ster gehalten werden/ ja wir sehen noch dar-
zu/ daß die Thaten gelobt oder gescholten
werden/ wornach die Personen/ so sie thun/
dem Geschlechte oder dem Stande nach
unter sich selbst unterschieden sind. Ein
Mann/ der das Evangelium predigt/ muß
die Beleidigungen verzeihen; welche ein
Soldat offt nicht einschnupffen dörffte/
wann er nicht wolte vor eine Memme ge-

halten

Der vollkommene
nen Schmack finden wuͤrde. Wir wol-
len weiter gehen und ſagen/ daß die Haupt-
Luſt/ ſo wir genieſſen koͤnnen/ ohne Zweiffel
die Luſt der Seelen ſey/ und daß dieſe reine
und kraͤfftige Luſt von keinem andern Din-
ge/ als von der Tugend koͤnne zur Welt ge-
bracht werden. Laſſet ſehen/ ob wir koͤn-
nen ſagen/ worinnen dieſe Tugend beſtehe/
die jederman auff der Zunge hat/ davon
man ſo viel redet/ und ſo wenig weiß.

Von der Tugend.

ES iſt nichts in der Welt/ das ſo hoch
gehalten wird als die Tugend; Es iſt
auch nichts/ deſſen Weſen man weniger zu-
erklaͤren weiß. Gewiß was in einem Lande
Tugend iſt/ kan in einem andern vor ein La-
ſter gehalten werden/ ja wir ſehen noch dar-
zu/ daß die Thaten gelobt oder geſcholten
werden/ wornach die Perſonen/ ſo ſie thun/
dem Geſchlechte oder dem Stande nach
unter ſich ſelbſt unterſchieden ſind. Ein
Mann/ der das Evangelium predigt/ muß
die Beleidigungen verzeihen; welche ein
Soldat offt nicht einſchnupffen doͤrffte/
wann er nicht wolte vor eine Memme ge-

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[8/0024] Der vollkommene nen Schmack finden wuͤrde. Wir wol- len weiter gehen und ſagen/ daß die Haupt- Luſt/ ſo wir genieſſen koͤnnen/ ohne Zweiffel die Luſt der Seelen ſey/ und daß dieſe reine und kraͤfftige Luſt von keinem andern Din- ge/ als von der Tugend koͤnne zur Welt ge- bracht werden. Laſſet ſehen/ ob wir koͤn- nen ſagen/ worinnen dieſe Tugend beſtehe/ die jederman auff der Zunge hat/ davon man ſo viel redet/ und ſo wenig weiß. Von der Tugend. ES iſt nichts in der Welt/ das ſo hoch gehalten wird als die Tugend; Es iſt auch nichts/ deſſen Weſen man weniger zu- erklaͤren weiß. Gewiß was in einem Lande Tugend iſt/ kan in einem andern vor ein La- ſter gehalten werden/ ja wir ſehen noch dar- zu/ daß die Thaten gelobt oder geſcholten werden/ wornach die Perſonen/ ſo ſie thun/ dem Geſchlechte oder dem Stande nach unter ſich ſelbſt unterſchieden ſind. Ein Mann/ der das Evangelium predigt/ muß die Beleidigungen verzeihen; welche ein Soldat offt nicht einſchnupffen doͤrffte/ wann er nicht wolte vor eine Memme ge- halten

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/24>, abgerufen am 21.12.2024.