Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Auf das Kind eines Dichters. Sey uns willkommen, Dichterkind, An deines Lebens goldner Pforte! Wohl ziemen dir zum Angebind Sich Lieder und prophet'sche Worte. In großer Zeit erblühest du, In ernsten Tagen, wundervollen, Wo über deiner kind'schen Ruh Des heil'gen Krieges Donner rollen. Du aber schlummre selig hin In angestammten Dichterträumen Von Himmelsglanz und Waldesgrün, Von Sternen, Blumen, Blüthenbäumen! Derweil verrauschet der Orkan, Es weicht der blut'gen Zeiten Trübe; Wohl blühst als Jungfrau du heran, Du kündest so das Reich der Liebe. Was einst als Ahnung, Sehnsucht nur Durchdrungen deines Vaters Lieder, Das sinkt von sel'ger Himmelsflur Als reiches Leben dir hernieder. Auf das Kind eines Dichters. Sey uns willkommen, Dichterkind, An deines Lebens goldner Pforte! Wohl ziemen dir zum Angebind Sich Lieder und prophet’ſche Worte. In großer Zeit erblüheſt du, In ernſten Tagen, wundervollen, Wo über deiner kind’ſchen Ruh Des heil’gen Krieges Donner rollen. Du aber ſchlummre ſelig hin In angeſtammten Dichterträumen Von Himmelsglanz und Waldesgrün, Von Sternen, Blumen, Blüthenbäumen! Derweil verrauſchet der Orkan, Es weicht der blut’gen Zeiten Trübe; Wohl blühſt als Jungfrau du heran, Du kündeſt ſo das Reich der Liebe. Was einſt als Ahnung, Sehnſucht nur Durchdrungen deines Vaters Lieder, Das ſinkt von ſel’ger Himmelsflur Als reiches Leben dir hernieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0084" n="78"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Auf das Kind eines Dichters</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sey uns willkommen, Dichterkind,</l><lb/> <l>An deines Lebens goldner Pforte!</l><lb/> <l>Wohl ziemen dir zum Angebind</l><lb/> <l>Sich Lieder und prophet’ſche Worte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>In großer Zeit erblüheſt du,</l><lb/> <l>In ernſten Tagen, wundervollen,</l><lb/> <l>Wo über deiner kind’ſchen Ruh</l><lb/> <l>Des heil’gen Krieges Donner rollen.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Du aber ſchlummre ſelig hin</l><lb/> <l>In angeſtammten Dichterträumen</l><lb/> <l>Von Himmelsglanz und Waldesgrün,</l><lb/> <l>Von Sternen, Blumen, Blüthenbäumen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Derweil verrauſchet der Orkan,</l><lb/> <l>Es weicht der blut’gen Zeiten Trübe;</l><lb/> <l>Wohl blühſt als <hi rendition="#g">Jungfrau</hi> du heran,</l><lb/> <l>Du kündeſt ſo das Reich der Liebe.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Was einſt als Ahnung, Sehnſucht nur</l><lb/> <l>Durchdrungen deines Vaters Lieder,</l><lb/> <l>Das ſinkt von ſel’ger Himmelsflur</l><lb/> <l>Als reiches Leben dir hernieder.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [78/0084]
Auf das Kind eines Dichters.
Sey uns willkommen, Dichterkind,
An deines Lebens goldner Pforte!
Wohl ziemen dir zum Angebind
Sich Lieder und prophet’ſche Worte.
In großer Zeit erblüheſt du,
In ernſten Tagen, wundervollen,
Wo über deiner kind’ſchen Ruh
Des heil’gen Krieges Donner rollen.
Du aber ſchlummre ſelig hin
In angeſtammten Dichterträumen
Von Himmelsglanz und Waldesgrün,
Von Sternen, Blumen, Blüthenbäumen!
Derweil verrauſchet der Orkan,
Es weicht der blut’gen Zeiten Trübe;
Wohl blühſt als Jungfrau du heran,
Du kündeſt ſo das Reich der Liebe.
Was einſt als Ahnung, Sehnſucht nur
Durchdrungen deines Vaters Lieder,
Das ſinkt von ſel’ger Himmelsflur
Als reiches Leben dir hernieder.
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