Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Metzelsuppenlied. Wir haben heut nach altem Brauch Ein Schweinchen abgeschlachtet; Der ist ein jüdisch eckler Gauch, Wer solch ein Fleisch verachtet. Es lebe zahm und wildes Schwein! Sie leben alle, groß und klein, Die blonden und die braunen! So säumet denn, ihr Freunde, nicht, Die Würste zu verspeisen, Und laßt zum würzigen Gericht Die Becher fleißig kreisen! Es reimt sich trefflich: Wein und Schwein, Und paßt sich köstlich: Wurst und Durst, Bei Würsten gilt's zu bürsten. Auch unser edles Sauerkraut, Wir sollen's nicht vergessen; Ein Deutscher hat's zuerst gebaut, Drum ist's ein deutsches Essen. Wenn solch ein Fleischchen, weiß und mild, Im Kraute liegt, das ist ein Bild Wie Venus in den Rosen. Metzelſuppenlied. Wir haben heut nach altem Brauch Ein Schweinchen abgeſchlachtet; Der iſt ein jüdiſch eckler Gauch, Wer ſolch ein Fleiſch verachtet. Es lebe zahm und wildes Schwein! Sie leben alle, groß und klein, Die blonden und die braunen! So ſäumet denn, ihr Freunde, nicht, Die Würſte zu verſpeiſen, Und laßt zum würzigen Gericht Die Becher fleißig kreiſen! Es reimt ſich trefflich: Wein und Schwein, Und paßt ſich köſtlich: Wurſt und Durſt, Bei Würſten gilt’s zu bürſten. Auch unſer edles Sauerkraut, Wir ſollen’s nicht vergeſſen; Ein Deutſcher hat’s zuerſt gebaut, Drum iſt’s ein deutſches Eſſen. Wenn ſolch ein Fleiſchchen, weiß und mild, Im Kraute liegt, das iſt ein Bild Wie Venus in den Roſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0078" n="72"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Metzelſuppenlied</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wir haben heut nach altem Brauch</l><lb/> <l>Ein Schweinchen abgeſchlachtet;</l><lb/> <l>Der iſt ein jüdiſch eckler Gauch,</l><lb/> <l>Wer ſolch ein Fleiſch verachtet.</l><lb/> <l>Es lebe zahm und wildes Schwein!</l><lb/> <l>Sie leben alle, groß und klein,</l><lb/> <l>Die blonden und die braunen!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>So ſäumet denn, ihr Freunde, nicht,</l><lb/> <l>Die Würſte zu verſpeiſen,</l><lb/> <l>Und laßt zum würzigen Gericht</l><lb/> <l>Die Becher fleißig kreiſen!</l><lb/> <l>Es reimt ſich trefflich: <hi rendition="#g">Wein</hi> und <hi rendition="#g">Schwein</hi>,</l><lb/> <l>Und paßt ſich köſtlich: <hi rendition="#g">Wurſt</hi> und <hi rendition="#g">Durſt</hi>,</l><lb/> <l>Bei <hi rendition="#g">Würſten</hi> gilt’s zu <hi rendition="#g">bürſten</hi>.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auch unſer edles Sauerkraut,</l><lb/> <l>Wir ſollen’s nicht vergeſſen;</l><lb/> <l>Ein Deutſcher hat’s zuerſt gebaut,</l><lb/> <l>Drum iſt’s ein deutſches Eſſen.</l><lb/> <l>Wenn ſolch ein Fleiſchchen, weiß und mild,</l><lb/> <l>Im Kraute liegt, das iſt ein Bild</l><lb/> <l>Wie Venus in den Roſen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0078]
Metzelſuppenlied.
Wir haben heut nach altem Brauch
Ein Schweinchen abgeſchlachtet;
Der iſt ein jüdiſch eckler Gauch,
Wer ſolch ein Fleiſch verachtet.
Es lebe zahm und wildes Schwein!
Sie leben alle, groß und klein,
Die blonden und die braunen!
So ſäumet denn, ihr Freunde, nicht,
Die Würſte zu verſpeiſen,
Und laßt zum würzigen Gericht
Die Becher fleißig kreiſen!
Es reimt ſich trefflich: Wein und Schwein,
Und paßt ſich köſtlich: Wurſt und Durſt,
Bei Würſten gilt’s zu bürſten.
Auch unſer edles Sauerkraut,
Wir ſollen’s nicht vergeſſen;
Ein Deutſcher hat’s zuerſt gebaut,
Drum iſt’s ein deutſches Eſſen.
Wenn ſolch ein Fleiſchchen, weiß und mild,
Im Kraute liegt, das iſt ein Bild
Wie Venus in den Roſen.
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